Es gibt signifikante Leistungsunterschiede zwischen Mädchen und Jungen. Sie sind durch zahlreiche Studien nachgewiesen. Dies erklärte das Kultusministerium (KM) im Bildungsausschuss des Landtags. SPD (Drs. 17/4219) und FW (Drs. 17/5049) hatten zuvor erfolgreich einen Bericht der Staatsregierung beantragt, wie Jungen und Mädchen in der Schule besser gefördert werden können. Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt es in vielen Feldern: bei der Schul- und Zweigwahl ebenso wie bei der Berufswahl. Beim Notenvergleich – so das KM – seien Mädchen in der Regel besser als Jungen, bei der Berufswahl seien dann Männer erfolgreicher. Sie erzielten damit eine bessere „Bildungsrendite“. Die Ursachen für den unterschiedlichen Bildungserfolg seien vielfältig. Neben dem Geschlecht seien gesellschaftliche Rollenzuweisungen („gender“), ökonomischer Status, Migration und Bildungsnähe oder -ferne der Eltern relevant. Aufgrund der Geschlechterunterschiede spricht sich das KM für einen bewussten Umgang mit Heterogenität aus. Es gelte, das Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein von Mädchen und Jungen zu stärken. Lehrer müssten entsprechend aus- und fortgebildet werden. Ein Zurück hinter die „Erfolgsgeschichte der Koedukation“ will das Ministerium nicht, strebt aber eine zeitweise geschlechterdifferente Trennung an. Die sei, etwa im Sportunterricht, schon jetzt möglich. Einen Ausbau will das Ministerium aber nicht forcieren. So lehnte es auch wissenschaftliche Untersuchungen ab, die die Grünen fordern (Drs. 17/2354). Das Geld will das Ministerium lieber in die Lehrerfortbildung stecken, sensibilisieren und Material entwickeln. Alle vier Landtagsfraktionen waren sich einig: Koedukation solle keineswegs aufgegeben werden. Eine zeitweise Trennung der Geschlechter sei in allen Schularten und -stufen sinnvoll. Individuelle Förderung sei generell nötig. Die Forderung der Opposition nach mehr Personal für die angestrebte Ausweitung der individuellen Förderung sowie nach kleineren Klassen lehnte die CSU-Mehrheit indes ab.
Landtag
Koedukation oder Geschlechtertrennung?
Von: F. Fischer