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Lehrkräftemangel und die „Neue Jugend“ Startseite Topmeldung

Lässt sich die Generation Z noch für den Lehrberuf begeistern?

Hat die so genannte „Generation Z“ andere Bedürfnisse als frühere Generationen? Sind diese Bedürfnisse vielleicht sogar mitverantwortlich für den Lehrkräftemangel? Ein Kommentar von Gerd Nitschke, 1. Vizepräsident des BLLV

Zur „GenZ“ gehören junge Menschen, die zwischen Mitte der 1990er Jahre und 2010 zur Welt gekommen sind. Sie gelten als qualifiziert und flexibel. Allerdings wird Ihnen auch immer wieder eine besonders hohe Anspruchshaltung nachgesagt sowie weniger Loyalität gegenüber einem Arbeitgeber und ein, sagen wir mal, „besonderes“ Verständnis der Work-Life-Balance.

Die Diskussion gibt es schon länger und gerade haben aktuelle Studien und Artikel die Diskussion wieder ein wenig erhitzt. „Studien: ‚Generation Z‘ anspruchsvoll und weniger loyal zu Firmen“ vermeldete die dpa im April und verwies darauf, dass sich die junge Generation Z auf dem aktuellen Arbeitsmarkt auch eine deutlich höhere Anspruchshaltung erlauben kann als ihre Vorgängergenerationen. Auch der Spiegel griff das Thema und die Vorlage der dpa auf. Bei Beschäftigten unter 30 Jahren sei laut Studien die Loyalität zum Arbeitgeber deutlich geringer ausgeprägt als bei Älteren. Außerdem machten sich 65 Prozent, auch wegen des Fachkräftemangels, keine Sorgen um ihre berufliche Zukunft.

Bildung braucht die „Besten“ – und deshalb attraktive Arbeitsbedingungen

Unter anderem hatte die Plattform Xing mehrere Studien in Auftrag gegeben, durchgeführt vom Umfrageinstitut Forsa. Das Ergebnis: Die auf dem Arbeitsmarkt immer präsenter werdenden Mitglieder der GenZ wünschten sich häufig Arbeitserleichterungen, darunter etwa eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich, die Möglichkeit zum Sabbatical, Homeoffice und zu sogenannten Workation-Optionen - also einer Kombination aus Arbeit und Urlaub.

Was das für den Lehrberuf bedeutet, fragte folgerichtig auch News4teachers in einem Artikel mit dem Titel „Nachwuchsmangel im Lehrerberuf: Warum sich die Generation Z für den Schuldienst kaum begeistern lässt“. Die Schlussfolgerung aus den aktuellen Analysen ist für die Redaktion klar: Die Kultusministerinnen und Kultusminister müssen sich auf einen sehr viel schärferen Wettbewerb um Nachwuchskräfte einstellen als bisher. Und: Die Maßnahmen, die von der SWK gegen die akute Personalnot in den Schulen empfohlen werden, führen nicht dazu, den Lehrberuf attraktiver zu machen. Im Gegenteil. Dabei wäre genau das nötig, um junge Menschen überhaupt noch für den Schuldienst zu interessieren. Denn die wissen längst um ihren Wert auf dem Arbeitsmarkt.

Neue Konzepte gegen die Bildungskatastrophe

Woran liegt es also, dass beispielsweise im vergangenen Jahr noch rund 160 Studierende an der Uni Erlangen-Nürnberg das Lehramt Mittelschule begonnen haben und in diesem Jahr noch gerade 27? Und vor allem wie lässt es sich ändern? Oder lässt sich die Generation Z eben wirklich nicht mehr für die Schule als Arbeitsplatz und Beruf begeistern?

„Der Arbeitsplatz Schule muss endlich wieder attraktiv gemacht werden!“ fordert Gerd Nitschke, 1. Vizepräsident des BLLV. Im Moment wird der Lehrkräftemangel hauptsächlich durch dienstrechtliche Maßnahmen bekämpft. Ein Arbeitszeitkonto für die Grundschullehrkräfte, die Abschaffung des Freistellungsmodells an fast allen Schularten, die Einschränkungen bei der Teilzeit oder das Hinausschieben des Antragruhestandes sind der falsche Weg.

Die Forderungen zur Attraktivitätssteigerung und damit zu mehr Personal sind eindeutig:

  • Wiedereinführung des Freistellungsmodells: Junge Leute möchten während ihrer beruflichen Laufbahn noch einmal eine Auszeit nehmen, etwas anderes sehen, von Fremden lernen.
  • Möglichkeit des Auslandsschuldienstes: Durch den Lehrkräftemangel fast komplett abgeschafft, würde die Möglichkeit des Auslandsschuldienstes den Horizont erweitern, weitere Kompetenzen schaffen und weitere strukturelle Weiterentwicklungsmöglichkeiten eröffnen.
  • Geregelte Arbeitszeit: Die Generation Z möchte Beruf und Freizeit klar trennen. Immer weiter und immer höher und alles für den Beruf ist nicht ihr Ziel. Hier muss Klarheit bei der Arbeitszeit der Lehrkräfte geschaffen werden.
  • Vier-Tage-Woche: Neben der geregelten Arbeitszeit muss auch eine Vier-Tage-Woche ermöglicht werden. Zuerst im Rahmen der Familienfreundlichkeit und dann auch bei allen Lehrkräften. Gerade auch bei den vielen Versetzungen weit weg von zu Hause würde dies Erleichterung schaffen.
  • Recht auf Unerreichbarkeit: Lehrkräfte sind ständig für Schülerinnen und Schüler, Eltern und Schulleitungen erreichbar. Gerade auch durch die Digitalisierung der Schulen müssen klare Regelungen geschaffen werden. Nach 16:00 Uhr ist Schluss und das Wochenende gehört mir.
  • A13 und Beförderungsämter: Die karrierebewusste Generation Z möchte ein gutes, festes Gehalt, aber auch Aufstiegsmöglichkeiten. Dies muss für alle Lehrämter in gleicher Form und Ausgestaltung gelten.
  • Unterstützungsmöglichkeiten: Gerade diese Unterstützungsmöglichkeiten (Teamteaching, kollegiale Hospitation etc.) bzw. das Unterstützungspersonal (Förderlehrkräfte, multiprofessionelle Teams, Schulpsychologen etc.) fehlen an den meisten Schulen. Das hohe Arbeitspensum, die tägliche Überforderung oder die rasanten Veränderungen machen den jungen Menschen Angst. Hier gilt es wesentlich nachzubessern und Sicherheit zu geben.
  • Netzwerk: Das Arbeiten mit Gleichgesinnten in Netzwerken zur gegenseitigen Unterstützung, zum Austausch und zur Erleichterung der Arbeit muss ermöglicht und mit genügend Zeit ausgestattet werden.

„Gerade junge Leute möchten wieder einen Sinn in ihrem Leben und besonders in ihrem späteren Beruf finden! Das Lehramt wäre eigentlich genau der richtige Beruf dafür!“ resümiert Gerd Nitschke. Gemeinsam müssen wir die oben genannten Punkte angehen. Wir brauchen die besten für unsere Schulen und besonders für die nächste Generation unserer Kinder. Es wird nicht die letzte Generation sein.



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