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Kommentar zu den Empfehlungen der SWK Startseite Topmeldung
Arbeitsbedingungen Arbeitsbelastung A13 Bürokratie

Lehrermangel: Weitsicht statt kurzfristige Maßnahmen erforderlich

Die Empfehlungen der SWK greifen deutlich zu kurz. Der Schwerpunkt der von ihr vorgeschlagenen Maßnahmen wird auf dem Rücken der Lehrkräfte ausgetragen. Dabei wäre hier Weitsicht gefragt, moniert Gerd Nitschke, 1. BLLV-Vizepräsident.

In Bayern ist alles in Ordnung und die Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) werden eh schon alle umgesetzt. So einfach könnte man die Pressekonferenz der SWK vom 27.01.2023 kommentieren.

Schauen wir aber doch einmal genauer hin. Der Schwerpunkt der vorgeschlagenen Maßnahmen wird auf dem Rücken der Lehrkräfte ausgetragen. Sie sollen länger arbeiten, keine Ermäßigungen mehr erhalten, die Teilzeit reduzieren, ein Arbeitszeitkonto obendrauf setzen und aus dem Ruhestand wieder zurück an die Schule kommen. Wie innovativ!

In Bayern ist man diese Schritte an den Grund-, Mittel- und Förderschulen schon gegangen. Die weiteren Schularten folgen evtl. in den nächsten Jahren. Doch das Ergebnis war ernüchternd. Statt gewünschten 800 Vollzeitkapazitäten an Lehrkräften wurden nur knapp 440 gewonnen. Die Zahl der Ruhestandsversetzungen wegen Dienstunfähigkeit explodierte nach oben. Die begrenzte Dienstfähigkeit war ein letzter Ausweg, um noch im System zu bleiben. Das Arbeitszeitkonto wurde nur in der Grundschule umgesetzt und sollte den Lehrermangel der Mittel- und Förderschule abdecken.

Anstatt Arbeitsbedingungen zu verbessern, sollen Lehrkräfte das bröckelnde System mit mehr Arbeitszeit retten

Durch diese Maßnahmen ist der Beruf „Lehramt“ immer unattraktiver geworden. Anstatt die Arbeitsbedingungen zu verbessern, auf die Gesundheit der Lehrkräfte zu achten oder unterstützende Maßnahmen zu implementieren sollten die „faulen“ Lehrkräfte das bröckelnde System mit mehr Arbeitszeit retten.

Weitere Empfehlungen der SWK lauten die Klassengröße erhöhen, Gymnasiallehrkräfte in anderen Schularten einsetzen, Quer- und Seiteneinsteiger zulassen oder Hybridunterricht für höhere Klassen anzubieten.

Alles nicht neu, alles schon mal dagewesen und alles Empfehlungen, die einem wissenschaftlichen Gremium nicht würdig sind!

Und zu allen Punkten hat der BLLV seit Jahren hervorragende Positionspapiere. Nehmen wir das Flexible Lehrerbildungsmodell, das Positionspapier Seiteneinstieg oder unsere Positionen zur Digitalisierung. Der BLLV stellt nicht nur Forderungen, sondern präsentiert auch die Lösungen dazu.

Und die „Maßnahmen gegen den Lehrermangel“ hat der BLLV nicht zuletzt beim Pressegespräch am 25.01.2023 präsentiert. Denn nur kurz- und mittelfristige Empfehlungen der SWK greifen viel zu kurz. Lehrermangel wird in den nächsten Jahrzehnten an der Tagesordnung sein, wenn wir nicht heute schon an morgen denken.

» Pressemitteilung des BLLV-Dachverbands VBE: "Klare Absage an SWK-Empfehlungen: Politikversagen darf nicht auf dem Rücken der Lehrkräfte ausgetragen werden"