Die Burmester-Schule bekommt einen Preis überreicht
Bild: So sehen glückliche Gewinner aus (v.l.n.r.): Roswitha Wenzl (Inner Wheel), Simone Fleischmann (BLLV-Präsidentin) sowie Eltern, Kinder und Lehrkräfte der GS Burmesterstraße (Schulleiterin Ulrike Arndt mit Blumenstrauß), sowie rechts außen Moderatorin Anna Kleeblatt (Inner Wheel Club München).
Preisverleihung "Held*innen der Corona-Krise" Startseite
Beziehung Schülerzentriert

Überlebenstrategie: gute Laune

Schulen, die der Corona-Krise in besonderer Weise die Stirn boten, zeichnete der Münchner Inner Wheel Club kürzlich mit dem Zivilcouragepreis aus. Wie emotional die Preisträger reagierten, zeigt, wie dringend notwendig echte Wertschätzung ist.

Höflicher Applaus, brave Dankesreden, zum Schluss schnell ein Glas Prosecco herunterstürzen – aus diesem Dreiklang bestehen die meisten Preisverleihungen. Woran es liegt, dass bei der Preisverleihung des Münchner Inner Wheel Clubs eine sehr ausgelassene Stimmung herrscht und viele Freudetränen fließen, der muss die Zeit Revue passieren lassen, die hinter den Schulen liegt: Mit der Gewalt eines Tsunamis brach die Corona-Pandemie vor zwei Jahren über die Schulen ein.

Wie die Schulen es schaffen sollten, in diesem Ausnahmezustand zu überleben, blieb ihnen überlassen. Und eben auch wieder nicht, denn sie wurden überflutet mit Kultusministeriellen Schreiben, die sie – irgendwie – umsetzen mussten. Ein Zustand der Ambiguität, der für viele nur schwer auszuhalten war.

Preis ist Wertschätzung für die vergangenen zwei Jahre von offizieller Seite

Als BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann in ihrer Laudatio die Schule beschreibt -  noch ohne den Namen zu verraten -  die den 1. Preis (2500 EUR Preisgeld) verliehen bekommt, fängt Ulrike Arndt (47), Schulleiterin der Burmester-Schule, vor Rührung an zu weinen. Denn sie merkt: Die Schule, die da gerade vorgestellt wird, ist ihre. "Eine enorme Wertschätzung für die vergangenen zwei Jahre", fasst die Schulleiterin zusammen.

Unter dem Motto "Held*innen der Corona-Krise" zeichnete der Zivilcouragepreis des Münchner Inner Wheel Clubs Lehrkräfte von Grundschulen aus, die sich in dieser kritischen Phase besonders hervortaten. Die Ausschreibung richtet sich an 2.750 Grund- und Förderschulen in Bayern. Auch Eltern durften Lehrkräfte ernennen. Inner Wheel ist die weltweit größte Frauen-Service-Organisation. -> www.innerwheel.de.

Und diese Würdigung hat noch einmal ein anderes Gewicht, wenn sie von offizieller Seite einer bayernweiten Ausschreibung kommt und die Jury sich aus Experten unterschiedlicher Fachrichtungen zusammensetzt: Prof. Elke Inckemann (Ludwig-Maximilians-Universität München, Professur für Grundschulpädagogik und -didaktik), Henrike Paede (stellv. Landesvorsitzende des bayerischen Elternverbandes), Andreas Voelmle (Vorstand der Dominik-Brunner-Stiftung) und BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann.

Vorgeschlagen für den Preis hat die Burmester-Schule bemerkenswerterweise der Elternbeirat, für den Arndt nur positive Worte findet: "Wir arbeiten mit großem Verständnis für einander und miteinander." Als die Corona-Pandemie ausgebrach, haben sie zusammen über den Anweisungen der Kultusministeriellen Schreiben gesessen und überlegt, wie man sie an ihrer Schule umsetzen kann. Dieser bürokratisch-organisatorische Teil habe, besonders am Anfang, viel Zeit und Kraft gekostet.

Positive Erlebnisse schaffen und zusammenhalten

Trotzdem – oder vielleicht auch gerade deshalb, entwickelte Ulrike Arndt mit ihrem Team eine ganz eigene Überlebensphilosophie in der Pandemie. "Wir wussten, wir schaffen das nur, wenn wir mit ganz viel positiven Gedanken und so guter Laune wie möglich durch die Zeit kommen. Und die haben wir mit möglichst vielen positiven Erlebnissen erlangt", so Arndt.

Als sie und ihre Kolleginnen und Kollegen in Distanzunterricht-Zeiten merkten, dass die Kinder mal wieder ihre Schule sehen müssen, haben sie die Kinder in die Schule gelockt: zum Krapfen abholen. Besonders in Erinnerung ist Arndt auch geblieben, wie sehr sich die Kinder, die keine ausreichenden finanziellen Mittel haben, sich freuten, als sie Laptops bekamen - dank einer großzügigen Spende an den Förderverein.

Wie die Sachen, die sie sich ausgedacht haben, so gut gefruchtet haben, das hat Arndt immer wieder beflügelt. Sie errichteten eine Taskforce "Digitalisierung" und eine Nummer gegen Kummer. Geburtstagsfeiern fanden im virtuellen Klassenraum statt. Viele Informationsabende für Eltern fanden statt, um z.B. die Angst bei der Testpflicht zu nehmen. Ein Lehrer fuhr als Fahrradkurier die Kinder und Familien ab, um Bücher zu verteilen oder Manuskripte auszuteilen. Sprachpaten halfen dabei, zusätzlich zu fördern, Studentinnen und Studenten hielten Sommerkurse ab. 

Fleischmann: "Das wichtigste für Lehrer und Kinder ist nicht die Bildung über eine digitale Welt, sondern liegt in der persönlichen Begegnung.“

Dass Arndt und ihr Team ihre "Positive Gedanken"-Überlebensphilosophie in der Schule umsetzen konnten, liegt an dem besonderen Geist ihrer Schule: "Jeder hat seinen Beitrag geleistet in unserer Schule – wie er eben konnte. Eine Kollegin zum Beispiel hat immer Kuchen mitgebracht: Auch das ist wichtig für die Moral. Keiner ist ausgeschert. Nur durch unseren Zusammenhalt haben wir es geschafft."

Simone Fleischmann betont, dass das Team der Burmester-Schule ein wunderbares Beispiel dafür ist, wie eine Krise positiv gestaltet werden kann: "Sie zeigen: Das Wichtigste für Lehrer und Kinder ist nicht die Bildung über eine digitale Welt. Das Wichtigste ist die persönliche Begegnung."

Roswitha Wenzl, Inner Wheel Club München-Residenz und Jury-Mitglied, hatte im Vorfeld der Preisverleihung Sorge, ob einer der Preisträgerinnen und Preisträger enttäuscht sein wird, wenn er oder sie statt dem ersten Platz "nur" den dritten Platz belegt. Schließlich wurde erst unmittelbar vor der Verleihung der Preise verraten, welchen Platz genau die jeweiligen Preisträgerinnen und Preisträger gemacht haben. Aber diese Sorge war völlig unbegründet, so Wenzl: "Die Preisträger haben sich so wahnsinnig über die Würdigung an sich gefreut – da war es Nebensache, welcher Platz es geworden ist. Sie wollten das einfach nur mit ihren Kolleginnen und Kollegen, den Eltern, Familien und Kindern feiern."

Besonders freut Wenzl: "Es ist so schön zu beobachten, wie stolz die Kinder auf ihre Schule sind." Für sie ist klar: Die Bindung dieser Kinder zu ihrer Schule wird so noch stärker werden.

Weitere Preisträgerinnen und Preisträger

Mit dem 2. Preis (1500 EUR) wurde Lehrerin Carina Belyamna von der Grundschule Dorfen-Nord für ihr besonderes Engagement (u.a. digitale Lernvideos, persönliche Besuche) bedacht. Die Grundschule Tennenlohe bekommt für ihr Projekt „Antennenlohe - Schulradio für alle" den 3. Preis (1000 EUR). Den Sonderpreis (500 EUR) bekommt die Grundschule Weßling für ihr Engagement "Kein Wechselunterricht - Präsenzunterricht für alle!". Der Preis wird alle zwei Jahre ausgelobt. Die nächste Ausschreibung findet 2024 statt.