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"Eltern kämpfen um Betreuungsangebote" - Wie steht es um den Ganztag in Bayern?

Der BR widmete sich in dieser Woche umfassend dem Thema "Ganztag" - unter anderem im Magazin "quer". BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann war dabei. Wer aber zumindest hier nicht vor die Kamera wollte waren Kultusminister Piazolo und das Schulamt. Warum?

In der Münchner Klenzeschule steht es aktuell schlecht um die Ganztagsbetreuung im nächsten Jahr, den es hat sich genau ein Schüler zu wenig angemeldet für die Ganztagsklasse und diese droht damit auf andere Klassen aufgeteilt zu werden - die Betreuung würde wegfallen. Zu Wort kommen im Beitrag die Eltern und vor allem die Mütter, die befürchten, dass zuallerst sie beruflich werden kürzertreten müssen. Auch die Kinder kommen zu Wort, die ihre Ganztagsbetreuung mögen und gerne weiter dort bleiben würden - denn dort gibt es unter anderem Werken und Gestalten und die Kinder machen tolle Sachen wie "selber Kreide machen". Das erzählt ein sehr aufgeweckter Junge aus der Klasse. Aber wenn es jetzt schon nicht klappt, wie soll es dann ab 2026 funktionieren, wenn es den Rechtanspruch auf Ganztagsbetreuung gibt?

Politik zwischen Zuversicht und Verweigerung

Tobias Gotthardt von den Freien Wählern sitzt im Bayerischen Landtag und ist amtierender Vorsitzender des Bildungsausschusses. Im Beitrag gibt er sich auf dem Podium des Landtags selbstbewusst bei dem Thema: "Ganztag ist doppelte Chefsache hier in dieser Staatsregierung. Wir machen den Ganztag, wir schaffen den Ganztag!" Aber wie? denn ab 2026 bräuchte es dafür geschätzte 5.000 bis 7.000 zusätzliche Lehrerinnen und Lehrer in Bayern.

BR-Magazin "quer" vom 21. Juli 2023

Hier sehen Sie die komplette Sendung. Der Beitrag zum Thema "Ganztag" ab Minute 35:10. ...
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BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann: "Die Prognose, die ich antelle: Der professionelle gebundene Ganztag wird ab 2026 für die Grundschulen nicht funktionieren. Wo sollen denn die Lehrerinnen und Lehrer herkommen? Mittagsbetreuung könnte funktionieren. Horte können funktionieren, aber: Dazu braucht es auch für dieses Fachpersonal mehr Geld!"

Ein positives zukunftsfähiges Familienbild?

Ja wie viel mehr Geld bräuchte es denn dafür? Laut Berechnungen des Bayerischen Jugendrings wären es etwa 100 Millionen Euro im Jahr. Da fragt sich der Kommentator: "Will die Staatsregierung dieses Geld vielleicht einfach nicht investieren?" Und warum nicht? Das fragt sich auch Simone Fleischmann: "Wir haben durchaus politische Vertreter in Bayern - mit denen ich schon aneinandergeraten bin - die ein Familienbild haben, das sozusagen provoziert, dass wir eigentlich den Ganztag nicht bräuchten. Und das finde ich fatal! In 20 Jahren sind wir dann noch weiter hinterher, oder was? Wir sind doch eh schon hinterher! Wir müssen doch jetzt im Familienbild nachlegen und können doch nicht sagen: Hier in Bayern ist die Welt in Ordnung, da kocht die Mama um 13:00 Uhr die Suppe!"

Wo bleibt das Commitment der Politik?

Quer fragte auch das Kultusministerium: Müsste Bayern nicht viel mehr Geld für den Ganztagsunterricht ausgeben? Allerdings: Kultusminister Professor Michael Piazolo wollte dazu nicht vor die Kamera - zumindest nicht"bei "quer". Und auch das Schulamt machte einen Rückzieher. Ein schriftliches Statement gab es aber vom Kultusministerium: "Nach einer Vereinbarung mit den kommunalen Spitzenverbänden, werden diese Budgetbeträge seit 2021 in Anlehnung an die Tarifentwicklung im TV-L dynamisiert regelmäßig erhöht."

Nicht nur dem Moderator kam das so vor, als würde es die dringend nötigen Mittel also nicht geben und deutete an, dass ein überholtes Familienbild dafür auch durchaus der Grund sein könnte.

Statement zur Sendung von BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann

"Die politisch Verantwortlichen müssen sich beim Thema Ganztag endlich ehrlich machen. Es kann doch nicht sein, dass man einerseits einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule einfüht und andererseits seit längerem weiß, dass man nicht das nötige Personal dafür vorhalten kann. Dies wird also mal wieder auf dem Rückem der Kinder, Eltern, Lehrkräfte und des pädagogischen Personals ausgetragen. Wenn man es wirklich ernst meint mit Gleichstellung und Chancengleichheit, dann muss die Ganztagsbetreuung auch reell ermöglicht werden und wir dürfen der Entwicklung nicht zugunsten überkommener Rollen- und Familienbilder im Wege stehen. Und das gilt nicht nur für die Zukunft - auch für bestehende Betreuungsangebote brauchen wir jetzt Verlässlichkeit für die Kinder, die Eltern und die Schulen. Spannend ist an der ganzen Diskussion, dass es anscheinend gar nicht mehr um Qualität geht, sondern dass nur noch von der Quantität der Betreuungsangebote gesprochen wird."

Weitere Beiträge aus dem BR zum Thema

BR Campusmagazin vom 16.07.2023: Ganztagsbetreuung in Gefahr - Verbände fordern höhere Fördersummen

BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann zur rhythmisierten Ganztagsschule (ab Minute 10:00): "Davon müssen auch wir Abstand nehmen, weil wir insgesamt eben Lehrermangel in ganz Deutschland und somit auch in Bayern haben und deswegen machen wir uns große Sorgen wegen der Kinder, die Bildungsverlierer sind, weil Mittagsbetreuung, Hort oder gebundener offener Ganztag doch auch diesen Kindern nicht gerecht wird." Sie machte aber auch klar, dass die rhythmisierte Ganztagsschule das ideal wäre, das allerdings in der aktuellen Situation nicht erreichbar ist. Zum ganzen Beitrag geht es >>Hier!

BR Nachrichten vom 23.07.2023: Wenn die Ganztagsklasse aufgelöst wird, weil ein Kind wegzieht

In München wird eine Ganztagsklasse kurzfristig aufgelöst, weil ein Kind die Schule verlässt. Die Eltern wollen sich das nicht gefallen lassen. Der Fall zeigt: Ganztagsbetreuung ist in Bayern immer noch nicht selbstverständlich. BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann (im Audio ab 01:42) betont, dass dem BLLV viele Fälle bekannt sind, wo gebundene Ganztagsklassen am Start waren und jetzt nicht mehr angeboten werden können: "Und zwar, weil zu wenig Kinder da sind, aber auch, weil zu wenig Lehrer und Lehrerinnen da sind." Manchmal fehlen also Kinder, um die Klassen zu bilden, manchmal die Lehrkräfte, um sie zu betreuen.

Viele Schulleitungen haben laut Simone Fleischmann den gebundenen Ganztag auch aufgeben müssen, weil die Belastungen für die viel zu wenigen Lehrerinnen und Lehrer vor Ort einfach zu groß wurden - eine Frage der Wertschätzung, aber vor allem auch der Fürsorgepflicht, die Schulleitungen gegenüber den Lehrkräften vor Ort haben und auch wahrnehmen müssen. Die Schulleitungen müssen entscheiden was vor Ort möglich ist und dabei sicherstellen, dass die Kernmannschaft gesund bleibt - schließlich brauche es für die gebundene Ganztagsschule deutlich mehr Stunden. Zum ganzen Beitrag geht es >>Hier!



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