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Studie liefert neue Zahlen zur Ganztagsbetreuung Startseite Topmeldung

Ausbau der Ganztagsbetreuung hinkt in Bayern hinterher

Bayern gehört im bundesweiten Vergleich der Angebote zur Ganztagsbetreuung von Grundschulkindern und der Nachfrage dazu nach einer aktuellen Studie zu den Schlusslichtern. 59 Prozent der Eltern im Freistaat gaben an, einen Betreuungsbedarf zu haben, demgegenüber stand aber eine Betreuungsquote von 36 Prozent. Bundesweit liegt der Bedarf an einer Ganztagsbetreuung im Schnitt sogar bei 73 Prozent. Das zeigt die Studie „Kindertagesbetreuung Kompakt", die im Auftrag des Bundesfamilienministeriums erstellt wurde.

Die Zeit wird knapp. Ab dem Schuljahr 2026/27 gibt es in Bayern einen stufenweisen Rechtsanspruch auf ganztägige Betreuung von Grundschulkindern. Für Schülerinnen und Schüler im Grundschulalter weist die Untersuchung für 2022 170.000 Kinder in Hort- und Ganztagsschulangeboten aus, 2021 waren es 169.000 und 2006 nur 51.000. Die Betreuungsplätze wurden in Bayern ausgebaut. Trotzdem sind es längst nicht genug Plätze. Das zeigen aktuelle Zahlen.

Fortschritte ja - aber nur langsam

Es geht im Freistaat voran, aber zu langsam. Für Eltern ist es immer wieder eine Nervenprobe, bis die Zusage für einen Betreuungsplatz für den Nachwuchs vorliegt. Viele gehen leer aus. Familien brauchen eine verlässliche Kinderbetreuung und wünschen sich dafür auch eine entsprechende Bildungsqualität.

Die Betreuungsmodelle sind vielfältig: Gebundener Ganztag, offener Ganztag, kooperativer Ganztag, Hort und in Bayern auch die Mittagsbetreuung. Passgenaue Lösungen vor Ort für die Schulen zu suchen und gemeinsam zu entwickeln, ist richtig.

Einen großen Teil der Betreuung stemmen derzeit Verbände und freie Träger. Diese mahnen an, dass immer höhere Beiträge auch für Eltern eine große Herausforderung darstellen und gerade für Kinder aus ärmeren Familien die Betreuungsangebote im Ganztag ein wichtiger Türöffner seien. Defizite tragen die Träger der Ganztagsangebote bisher oftmals selbst oder die Städte und Gemeinden bezahlen aus ihren kommunalen Mitteln, um die Strukturen aufrecht zu erhalten. Die Anpassung der Zuschüsse ist noch zu gering und oftmals fehlt es an Personal.

Ganztagsbetreuung bedeutet auch Bildungsgerechtigkeit

Bildungsgerechtigkeit ist wichtig. Der Ausbau der Ganztagsbetreuung ist eine entscheidende familien-, sozial- und integrationspolitische Zukunftsaufgabe der kommenden Jahre. Kommunen brauchen größtmögliche Planungssicherheit und Förderung, um die notwendigen Plätze bis 2026 anbieten zu können. Wichtig ist, dass der Ausbau der Ganztagsbetreuung insgesamt schneller vorangeht, weil der Bedarf groß ist und weiterhin steigt. Bayern will besser werden. Nun müssen Taten folgen.

Aus Sicht des BLLV spielt aber die Qualität der Angebote eine entscheidende Rolle. Dafür braucht es entsprechende Ressourcen und Fachkräfte. Es darf nicht um ein bloßes „Aufbewahren“ der Kinder gehen, sondern um zielgerichtete Maßnahmen der Qualitätssicherung in der Ganztagsbildung. Sowohl frühkindliche Betreuung als auch schulische Ganztagsbetreuung sind nur dann förderlich, wenn die Bildungsqualität stimmt.

>>Hier können Sie die Studie des Bundesfamilienministeriums nachlesen.

 



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