Pressemitteilung - Die Präsidentin des BLLV, Simone Fleischmann, hat an das Kultusministerium appelliert, auf die Gesundheit der Kolleginnen und Kollegen zu achten. „Viele Lehrerinnen und Lehrer sind erschöpft und fühlen sich angesichts der großen Herausforderungen und Probleme ausgebrannt“, erklärte sie anlässlich der für nächste Woche an den Schulen anberaumten „Woche der Gesundheit“. Das, was Lehrkräfte derzeit an Aufgaben stemmen müssten, übersteige die Kräfte zahlreicher Kolleginnen und Kollegen. „Auch sie brauchen Hilfe und Unterstützung, sonst können sie die üblichen Herausforderungen und die, die mit den vielen Flüchtlingskindern einhergehen, nicht bewältigen“, forderte Fleischmann.
Die vom Kultusministerium initiierte „Woche der Gesundheit und Nachhaltigkeit“ soll vom 12. bis 16. Oktober an allen Schulen durchgeführt werden. Die Aktion steht unter dem Motto „Schule des Wohlbefindens“. „Das Ansinnen unterstützt der BLLV sehr“, betonte Fleischmann. Sie machte zugleich aber auch deutlich, dass entsprechende Rahmenbedingungen vorhanden sein müssen, damit sich alle Schüler und Lehrer an ihrem Arbeitsplatz wohl fühlen könnten. „Viele Wünsche sind hier noch offen und grundlegende Bedingungen fehlen.“
Es sei Fakt, dass die Belastungen im Lehrerberuf deutlich zugenommen haben. Die Probleme, mit denen Lehrkräfte im Laufe eines Schuljahres konfrontiert würden, seien vielfältig und manchmal so belastend, dass Kolleginnen und Kollegen auch zu Hause nicht mehr abschalten könnten. „Viele sind ausgepowert, werden physisch oder psychisch krank“, sagte Fleischmann. Das Gefühl, „niemals fertig zu werden“ begleitete viele Lehrerinnen und Lehrer oft über Jahre - das belegt u.a. auch eine BLLV-Studie zum Thema „Zeit für Bildung“ vom Juni 2015.
Als sehr belastend wird die permanente personelle Unterversorgung erlebt und die Tatsache, dass Erziehungsaufgaben auf die Schulen abgewälzt werden. Die zu erfüllenden Aufgaben sind komplexer und schwieriger geworden. Häufig gehen sie weit über die Aufgaben des Unterrichtens hinaus. Zum Beispiel, wenn es darum geht, einem Scheidungskind optimal zu helfen, ein traumatisiertes Flüchtlingskind zu begleiten oder bei einem Mobbingverdacht zu intervenieren. „Lehrerinnen und Lehrer unterrichten nicht nur, sie sind in vielen Fällen auch Lebensberater, Helfer und Ansprechpartner“, sagte Fleischmann. Bei der Umsetzung dieser anspruchsvollen Aufgaben würden viele an die Grenze der eigenen Belastbarkeit stoßen.
Lehrerinnen und Lehrer seien keine „Jammerlappen“, betonte die BLLV-Präsidentin. Professionelles Handeln zeichne sich dadurch aus, dass konkrete Grenzen benannt und von denjenigen, die vor Ort Schule gestalten, aufgezeigt werden. Grundsätzlich gelte: „Belastungsgrenzen sind nicht unendlich dehnbar.“
Wie die BLLV-Studie vom Mai zeige, würden sich die meisten Lehrkräfte durch mehr Personal am besten unterstützt fühlen, erinnerte Fleischmann. Aus ihrer Sicht müssten Lehrerinnen und Lehrer gestärkt werden, damit sie ihre Schüler stark machen könnten. Letztendlich profitierten die Schülerinnen und Schüler am meisten von motivierten und ausgeglichenen Lehrkräften.
„So gesehen könnte die ‚Woche der Gesundheit und Nachhaltigkeit‘ auch als Chance begriffen werden, das Bewusstsein für das, was Schulen brauchen, zu schärfen: Personal, Personal und nochmal Personal.“
Andrea Schwarz, BLLV-Pressereferentin M.A. Tel: 089/ 72 100 129, presse(at)bllv.de
Der BLLV hat bereits vor elf Jahren das Institut für Gesundheit in Pädagogischen Berufen (IGP) gegründet. Ziel ist es, ein niederschwelliges Angebot für Lehrerinnen und Lehrer zu schaffen, die vor einem Burnout stehen oder - noch besser - die ihn vermeiden wollen. Die wissenschaftliche Leitung des Instituts liegt in den Händen des Freiburger Neurobiologen Prof. Joachim Bauer.