Bild: Jugendliche nutzen das Internet jetzt intensiver als vor Corona und ihre sozialen Kontakte haben sie noch mehr dorthin verlagert. Ein Grund, warum Cybermobbing noch mehr zugenommen hat.
Studie des Bündnisses gegen Cybermobbing Startseite
Cybermobbing Wertebildung

Cybermobbing: längst kein Einzelphänomen mehr

Laut einer aktuellen Studie sind immer mehr Kinder und Jugendliche von Cybermobbing betroffen. Diesen Gewalttaten gegenüber Kindern muss präventiv entgegenwirkt werden.

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die von Cybermobbing betroffen sind, ist seit 2017 von 12,7 Prozent auf 17,3 Prozent im Jahr 2020 gestiegen. Das zeigt die aktuelle Studie "Cyberlife III – Cybermobbing bei Schülerinnen und Schülern", die das Bündnis gegen Cybermobbing in Kooperation mit der Techniker Krankenkasse veröffentlicht hat. Für die Studie wurden mehr als 6.000 Eltern, Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler zum Thema Mobbing und Cybermobbing befragt. Nach 2013 und 2017 ist das bereits die dritte Untersuchung.

Anstieg von Suizidgedanken um 20 Prozent 

Nach Aussage der Eltern ist bereits jeder zehnte Grundschüler einmal Opfer von Cybermobbing gewesen. In der Schülerbefragung gab in der Altersgruppe der 13- bis 17-Jährigen sogar jeder Vierte an (25 Prozent), schon mal Cybermobbing erlebt zu haben. Teilweise mit schweren Folgen. „Es zeigt sich ganz deutlich, dass heute gezielter und härter gemobbt wird, als noch vor drei Jahren. Nach den Tatmotiven gefragt, sind es vor allem: „weil es die Personen verdient haben“ und „weil ich Ärger mit der Person hatte“, so Uwe Leest, Vorstandsvorsitzender des Bündnisses gegen Cybermobbing.

Laut Studie fühlen sich die Opfer durch Cybermobbing vor allem verletzt (61 Prozent), mehr als die Hälfte (53 Prozent) reagiert mit Wut. Besonders alarmierend: Jeder Fünfte hat aus Verzweiflung schon mal zu Alkohol oder Tabletten gegriffen und fast jeder vierte Betroffene äußerte Suizidgedanken. Das entspricht einem Anstieg von 20 Prozent zu 2017, beim Alkohol- und Tablettenkonsum sind es 30 Prozent.

Cybermobbing durch Corona zusätzlich verstärkt wegen intensiverer Internetnutzung

Wie die Studie aufzeigt, ist Cybermobbing ein wachsendes Problem. Und: Corona wirkt als Verstärker, weil Jugendliche das Internet jetzt intensiver nutzen und sich ihre sozialen Kontakte noch mehr dorthin verlagert haben.

„Die Ergebnisse zeigen ganz klar: Cybermobbing ist kein Einzelphänomen mehr, sondern ein ernstzunehmendes Problem. Wir können darüber nicht einfach hinweg sehen. Für die Betroffenen kann diese Erfahrung eine lebenslange Belastung sein. Daher ist jeder einzelne Fall einer zu viel“, sagt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann. Der BLLV unterstützt die Forderung des Bündnisses gegen Cybermobbing, dass die Präventionsarbeit verstärkt wird und Kinder den sozialen Umgang im Internet lernen.

Um einer Verrohung von Sprache und Verhalten in der Gesellschaft wie in digitalen Räumen entgegenzutreten, verweist die Präsidentin auf das BLLV-Manifest „HALTUNG ZÄHLT“: „Demokratische Haltung, offene Haltung, respektvoller Umgang in der Gesellschaft und dann eben auch in der Schule – das muss zusammenkommen, damit wir präventiv diesen zunehmenden Gewalttaten gegenüber Kindern entgegenwirken.“

>> Der Studienbericht "Cyberlife III. Spannungsfeld zwischen Faszination und Gefahr. Cybermobbing bei Schülerinnen und Schülern" vom Bündnis gegen Cybermobbing zum Nachlesen

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>> Gegen Verrohung von Sprache und Umgangsformen: BLLV-Manifest HALTUNG ZÄHLT

Weitere Informationen

LEITFADEN der BLLV-Rechtsabteilung: Cybermobbing: Mobbing im Netz ist Gewalt. 

Schulhausinterne Lehrerfortbildung des BLLV (SchiLF):  "Seminar Cybermobbing". Mehr Infos

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