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Gegen Radikalisierung: Regelangebot Islamunterricht muss kommen!

Der Modellversuch zum Islamunterricht endet im Juli, die Zukunft der Lehrer ist ungewiss. Die Süddeutsche Zeitung wirft Kultusminister Piazolo vor, dass er keine Position bezieht. BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann fordert Klarheit.


UPDATE AM 13.02.2019:

In einem neuen Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung hat Kultusminister Piazolo eine „Entscheidung in den kommenden sechs Wochen“ angekündigt: „Wir können sicher nicht bis Juli warten, das ist zu knapp.“ Er verwies darauf, dass man darauf warte, dass die Gutachter „eine Tendenz“ bekannt geben – obwohl der Modellversuch schon 2014 als „erfolgreiches Angebot“ analysiert worden war. Dem schließt sich Piazolo inhaltlich an: „Ich persönlich habe schon immer gesagt, dass es vom Grundsatz her eine gute Sache ist.“

Trotzdem fehlt weiter eine klare Perspektive, wie sie der BLLV für Kinder muslimischen Glaubens fordert, sowie für deren Eltern, für derzeit in Bayern tätige Lehrkräfte und für Schulen.

>> zum Artikel vom 13.2. auf sueddeutsche.de



Ursprüngliche Meldung vom 8.2.2019:

"Eine Zwischenlösung gibt es für mich nicht: Islamunterricht wirkt der Radikalisierung entgegen, bietet muslimischen Kindern Heimat in der Schule, das Regelangebot muss kommen", sagt Fleischmann der Süddeutschen Zeitung.

Der Modellversuch gilt bei Pädagogen und Politikern als Erfolg, die Vorteile sind unbestritten. Damit spricht alles für eine Überführung in Regelunterricht.

Die fehlende Klarheit, wie es weitergeht, ist ein Problem für die Lehrkräfte, die derzeit im auslaufenden Modellversuch unterrichten, analysiert die Süddeutsche Zeitung: Etwa 100 Lehrern, der Großteil davon angestellt, droht das Aus. Je länger sich die Entscheidung für ein Regelangebot hinauszögert, desto größer ist die Gefahr, dass sie dafür dann nicht mehr zur Verfügung stehen.

Identität stiften und Radikalisierung vorbeugen

Dabei leistet der Islamunterricht einen enormen Beitrag zur Integration, da sind sich betroffene Schüler, Eltern, Schulleiter und Politiker einig, wie beispielsweise SPD-Bildungsexpertin Margit Wild, Thomas Gering von den Grünen oder Ex-Kultusminister und Antisemitismusbeauftragter Ludwig Spaenle.

Auch Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat sich dafür ausgesprochen, den Modellversuch in ein Regelangebot zu überführen. Dem Donaukurier sagte er Anfang Dezember, der Islamunterricht diene der Prävention von Salafismus und biete eine reflektierte Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben. „Das soll nicht den Koranschulen in den Moscheen überlassen werden“, so Herrmann.

Diese Position vertritt auch der BLLV: „Islamunterricht – unter staatlicher Aufsicht, nicht in der Hinterhofmoschee – schafft Identität und beugt der Radikalisierung vor“, stellt Präsidentin Simone Fleischmann klar. „Er sorgt auch für Sensibilität für die eigene und für Respekt vor anderen Religionen.“

Nun ruhen die Hoffnungen auf Michael Piazolo, der im März 2018, als er noch nicht Kultusminister war, eine Petition des BLLV für ein Regelangebot Islamunterricht unterstützt hatte. „Das lässt mich hoffen“, sagt Präsidentin Simone Fleischmann der Süddeutschen Zeitung.

>> zum Bericht auf sueddeutsche.de

Mehr Informationen

Diskussion Islamunterricht live im BR - "Jetzt red i": "Bitte spalten Sie nicht!" (Facebook-Video)

Süddeutsche Zeitung: 100 Islamlehrer in Bayern fürchten um ihre Existenz

BLLV-Dossier: Islamunterricht

Präsidentin Simone Fleischmann im Interview: Islamunterricht beugt Radikalisierung vor


Resolution: Islamunterricht als Regelangebot

Der BLLV setzt sich seit den 1990er Jahren für einen staatlichen Islamischen Unterricht an Bayerns Schulen ein. Damit hat der BLLV entscheidend dazu beigetragen, dass es inzwischen für rund 16.000 Schüler/innen an 350 Schulen in Bayern ein solches Angebot gibt. Insgesamt haben 162.000 Schülerinnen und Schüler in Bayern eine islamische Religionszugehörigkeit. Das sind rund 10% aller Kinder und Jugendlichen an den Schulen.



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