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Arbeitsbedingungen Gesundheitsschutz

Geschlechtergerechtigkeit für Lehrkräfte im häuslichen Arbeitsumfeld

Gut ausgestattetes Homeoffice mit gleichen gesetzlichen Regelungen wie am Schulort, dazu Betreuungsangebote: Sandra Schäfer, Leiterin des Referats Gleichberechtigt im BLLV, plädiert für gerechte Verteilung von Care-Arbeit und bessere Work-Life-Balance.

Robert Schwarzenböck: Guten Tag, Frau Schäfer. Heute sprechen wir über ein wichtiges Thema: Homeoffice für Lehrkräfte, insbesondere unter dem Aspekt der Geschlechtergerechtigkeit. Können Sie uns zunächst Ihre Sicht auf die Situation von Lehrkräften im Homeoffice schildern?

Sandra Schäfer: Sehr gerne. Die Weihnachtsferien stehen vor der Tür und nicht wenige Lehrkräfte werden sich sicher von zu Hause aus arbeiten. Doch viele denken zunächst nicht an Lehrkräfte, wenn es um Homeoffice geht. In der Realität erledigen viele bayerische Lehrerinnen und Lehrer einen Großteil ihrer Arbeit zu Hause. Dies betrifft besonders die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts. Meist fehlen in Schulen die nötigen Arbeitsräume oder es gibt zu wenige Arbeitsplätze.

Schwarzenböck: Sie haben die spezifische Belastung von Lehrerinnen angesprochen. Können Sie das näher erläutern?

Schäfer: Natürlich. Die Belastungen betreffen grundsätzlich alle Geschlechter, dennoch ist es Fakt, dass in der gesamten Gesellschaft noch immer überwiegend Frauen eine deutlich höhere Belastung durch Care-Arbeit tragen. Das macht natürlich auch vor dem Lehrberuf nicht Halt. Umso wichtiger ist es, klare Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben zu setzen oder besser zwischen bezahlter und nichtbezahlter Arbeit zu ziehen, besonders wenn man von zu Hause aus arbeitet.

Gleiche Regeln zu Hause und in der Schule

Schwarzenböck: Was sehen Sie als notwendige Maßnahmen, um eine geschlechtergerechte Verteilung der Care-Arbeit zu gewährleisten?

Schäfer: Wir müssen sicherstellen, dass die gleichen gesetzlichen Regelungen für das Homeoffice gelten wie am Schulort. Eine Dokumentation der häuslichen Arbeitszeit kann helfen, der Gefahr entgrenzter Arbeitszeiten vorzubeugen. Auch der Arbeitsschutz und die Gesundheitsförderung müssen zu Hause genauso berücksichtigt werden. Des Weiteren brauchen wir Unterstützungsangebote für Eltern und pflegende Angehörige, wie verlässliche und bezahlbare Betreuungsangebote sowie Gutscheine für haushaltsnahe Dienstleistungen und Pflege.

Schwarzenböck: Wie würde sich ein gut eingerichtetes Homeoffice auf die Work-Life-Balance von Lehrkräften auswirken?

Ausstattung und Betreuung

Schäfer: Ein gut ausgestattetes Homeoffice, das durch angemessene gesetzliche Regelungen und Betreuungsangebote unterstützt wird, kann Lehrkräften, besonders Lehrerinnen, eine bessere Work-Life-Balance ermöglichen. Dadurch tragen wir zu einer gerechteren Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit bei.

Schwarzenböck: Vielen Dank, Frau Schäfer, für diese aufschlussreichen Einblicke. Es scheint, als gäbe es noch viel zu tun, um eine echte Geschlechtergerechtigkeit im Bereich des Homeoffice für Lehrkräfte zu erreichen.

Schäfer: Absolut. Wir müssen weiter daran arbeiten, die Bedingungen zu verbessern und Gerechtigkeit in allen Bereichen des Lehrerberufs zu fördern.

<< Das Interview führte Robert Schwarzenböck, Teamleiter Kommunikation