Bild: GS Blutenburgstraße
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BNE unter Corona-Bedingungen Themen
Umweltschutz Klimaschutz

Grundschule Blutenburgstraße erneut „Umweltschule“

Die Münchner Grundschule an der Blutenburgstraße wurde erneut als „Umweltschule“ ausgezeichnet. Ganz offensichtlich gelingt es dem Schulteam auch in der Pandemie, bei BNE am Ball zu bleiben.

Das „Umweltteam Blubu“ aus Rektorin Ingrid Ruhhammer und den beiden Umweltbeauftragten, den Lehrerinnen Kathlen Hastreiter und Anna Diruf, beantwortete sehr gerne unsere Nachfragen.

Martin Göb-Fuchsberger (MGF): Sie haben nun schon zwei Mal den Titel „Umweltschule“ erreicht, und das „trotz Corona“. Meine Hochachtung und herzlichen Glückwunsch an Sie und Ihr Team!

Blubu: Wir sind darauf sehr stolz. Doch es geht nicht (nur) um den Titel. Es geht um eine Bewusstseinsbildung bei den jungen Menschen. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, diese positiv zu beeinflussen. Die Sorge für unsere Erde kann nur die nachwachsende Generation übernehmen und wir wollen unsere Kinder dabei begleiten, für das Leben zu lernen, denn das ist „Lebensbildung“. Wir werden uns auch für dieses Schuljahr bewerben.

MGF: „Corona“ beherrscht seit Monaten die Medien, Klimawandel und globale Nachhaltigkeit hingegen wurden davon weitgehend überlagert. Welche Bedeutung haben diese Megathemen aktuell für Ihre Schülerinnen und Schüler?

Blubu: Zugegebenermaßen bestimmt das Thema „Corona“ das schulische Geschehen entscheidend mit. Gilt es doch, alle möglichen Szenarien auszuloten, um in der jeweiligen Krisensituation einen adressatengerechten Unterricht zu erteilen. Dies zu schultern belastet die Lehrerinnen und Lehrer. Kinder agieren da entspannter. Sie passen sich der jeweiligen Situation recht schnell an und focussieren sich dann auf Inhalte und weniger auf „Umstände“. Ein für unsere Schule entscheidender Inhalt ist die Umsetzung unseres Umweltkonzepts. Nachdem die ganze Schülerschaft durch Befragung daran mitgewirkt hat und die Schwerpunkte der „Umweltbildung an der Grundschule an der Blutenburgstraße“ entscheidend mitprägte, ist sie sehr wohl daran interessiert, das, was unser Konzept ausmacht, auch umzusetzen. Leider momentan nicht durch klassenübergreifende Maßnahmen, sondern.

MGF: Im Schulalltag bindet die Bewältigung der Corona-Pandemie derzeit enorm viel Energie. Anderes muss hintangestellt werden. Inwiefern trifft das momentan auch für BNE an Ihrer Schule zu?

Blubu: Nachdem wir auf einer Schulversammlung (noch vor dem „lock down“ im März) die Schwerpunkte unseres Umweltkonzeptes gemeinsam festgelegt hatten, konnten keine Gemeinschaftsaktivitäten (klassenübergreifend oder als Schulgemeinschaft) mehr stattfinden. Die Chance liegt jetzt im „Mikrokosmos Klassenzimmer“. Die jeweilige Klassengemeinschaft verfolgt zusammen mit der Lehrkraft aktiv unsere Ziele und Schwerpunkte in puncto Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Da gibt es für jede Altersgruppe lohnende und motivierende Projekte, die zum Teil auch Teil des LehrplanPLUS sind und keiner „Extra-Ressourcen“ bedürfen.



MGF: Durch Präventionsvorschriften können viele Formate des Schullebens, die auch für BNE wichtig sind wie etwa Schulversammlungen, nicht wie gewohnt stattfinden. Welche Lösungen hat Ihre Schule dafür entwickelt?

Blubu: Durch die Etablierung eines Jahresthemas, das wir bewusst sehr allgemein formulierten, lassen sich unsere Ziele als Umweltschule gut umsetzen. In unserem Fall ist dies im Schuljahr 20/21: „Leben und Lernen in der Maxvorstadt 2.0“, das auf drei Säulen basiert. Eine Säule davon beinhaltet die intensive Beschäftigung mit der allernächsten Umgebung, das Sensibilisieren für den Begriff „Heimat“ und seinen „schützenswerten“ Facetten, was unabdingbar mit dessen Schutz im allgemeinen Sinn einhergeht. Dazu sprechen sich die Jahrgangstufenteams schon vor Beginn des Schuljahres ab, welche Themen sich eignen und wie sich diese in Einklang mit dem Lehrplan bringen lassen. Dazu gibt es einen Ordner „Jahresthema“, in dem Materialien zur Weiterverwendung innerhalb der Schule gesammelt werden. Unsere alljährlich stattfindende Projektwoche steht immer im Zeichen dieses Jahresthemas und bietet breiten Raum, (leider in diesem Jahr nur im Klassenverband) Ziele des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit im heimatlichen Raum umzusetzen. Um diese präsent zu halten, gibt es in der Aula seit März als Zusatz zu unseren Sozialzielen eine eigene Ausstellungsfläche mit dem „Umwelttipp des Monats“, die von verschiedenen Mitgliedern der Schulfamilie abwechselnd gestaltet wird. Umsetzen konnten wir trotz „Corona“ die Umgestaltung des Pausenhofes mit neu gestalteten Spiel- aber auch Ruhezonen für Kinder und Tiere, die Einrichtung eines Ruheraumes, die Umstellung auf digitale Elterninformationen, der umweltschonende Umgang mit Ressourcen im Hinblick auf umweltgerechte Schreibwaren und der achtsame Umgang mit Papier

MGF: Kann Ihr Team „trotz Corona“ bereits vorhandene Planungen für weitere Schulentwicklungsschritte in Bezug auf BNE umsetzen? Was hilft Ihnen dabei?

Blubu: Ja. Uns helfen unsere gesetzten drei Schwerpunkte. Durch das Verlagern zurück auf die Einzelklasse/ den Jahrgangsstufenverband verlieren wir aber nicht unsere „Schulziele“ aus den Augen. Durch das Arbeiten in der Klasse und oder in Kleingruppen erhält aber die Leistung des Einzelschülers mehr Gewicht und Beachtung. Auch ist eine genaue Vorabplanung wichtig, deren Umsetzung während des Schuljahres im Team abgesprochen, geändert oder angepasst und evaluiert wird. Auch planen wir Umweltthemen auf unserer Homepage zu etablieren und Ab- und Umfragen online durchzuführen.

MGF: Schulentwicklung konzentriert sich derzeit weitgehend auf Infektionsschutz und Versuche zur Digitalisierung. Sehen Sie hier trotz allem auch Anknüpfungspunkte für BNE?

Blubu: So eng begrenzt definieren wir Schulentwicklung nicht. Sicherlich hat die Gesundheit von Kindern und Lehrenden im Schulbetrieb derzeit oberste Priorität, jedoch gibt es im „Schulleben“ nach wie vor mehr als nur Anknüpfungspunkte. BNE und die Ziele des LehrplanPLUS widersprechen sich auch nicht, die Lernziele erfahren durch eine Bewusstseinsweckung für Nachhaltigkeit und Umweltschutz eine vertiefende praktische Wirkung. Die Schule selbst ist auch Motor für Schulentwicklung und sollte diese Chance nach wie vor nutzen. Das Nutzen von digitalen Wegen der Kommunikation sowie die Möglichkeit, sogar beim Distanzunterricht Umweltthemen anzuregen und zu thematisieren, gehören als Beispiele zur Schulentwicklung unbedingt dazu.

MGF: Welche Unterstützung für Ihre BNE-Arbeit wünschen Sie sich gerade in dieser Zeit vom Freistaat bzw. von der Stadt als Sachaufwandsträgerin?

Blubu: Im Hinblick auf die Gestaltung von Rückzugsräumen für wildlebende Tiere und unseren „Lebensraum Pausenhof“ für die Schulfamilie und den darin lebenden Pflanzen und Tieren erhalten wir wertvolle Unterstützung von unserem Landschaftsgärtner der Stadt. Bei dessen Neugestaltung wurden unsere Wünsche sehr genau gehört und in einem konstruktiven Dialog umgesetzt. Dafür herzlichen Dank!

MGF: Welche guten Tipps für BNE „in Zeiten von Corona“ haben Sie im Netzwerk der „Umweltschulen“ bekommen?

Blubu: Ideen gibt es viele, jedoch waren es vor allem die Ergebnisse der Schulen aus der letzten Auszeichnungsfeier zum Titel „Umweltschule in Europa“, die uns inspiriert haben. Jedoch ist es wichtig, seine eigene schulische Situation vor Ort als den Gradmesser der Umsetzbarkeit im Auge zu haben und für die Ideen eine breite Zustimmung als Bedingung für die Umsetzung zu setzen. Der Tipp des „Klimawandels im Schulranzen“ wurde vom Kollegium bereitwillig aufgenommen. Die Anregung, einen „Nachhaltigkeitstag“ ins Leben zu rufen ist bei uns noch auf der Agenda.

MGF: Vielen Dank für dieses informative Interview. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Team alles Gute und viel Erfolg auf Ihrem weiteren Weg!

Das Interview führte Martin Göb-Fuchsberger, Leiter der Abteilung Schul- und Bildungspolitik im MLLV.


„Umweltschule in Europa – Internationale Nachhaltigkeitsschule“

Diese Auszeichnung wird in Bayern schon seit über 15 Jahren jährlich durch den Landesbund für Vogelschutz (LBV) vergeben. Ziel sind dauerhafte Verhaltensänderungen in der Schulgemeinschaft in Richtung gelebter Nachhaltigkeit und konkrete Maßnahmen zum Schutz der Umwelt. Zentrale Bedeutung hat dabei die Partizipation der Schüler*innen. Die Auszeichnung ist ein Angebot für Einsteiger und Fortgeschrittene, sie erfolgt in drei Qualitätsstufen.

Viele Schulen sind schon lange Teil des Netzwerks. Von Jahr zu Jahr steigt zudem die Zahl der ausgezeichneten Schulen. Derzeit sind bayernweit 579 Schulen dabei, trotz Corona-Pandemie…

Der BLLV zu Bildung für nachhaltige Entwicklung

Als Pädagogen ist die Sicherung einer lebenswerten Zukunft für die kommenden Generationen Teil unserer Verantwortung. Deshalb müssen auch wir entschieden handeln. Der BLLV sieht in der Bildung für nachhaltige Entwicklung eine epochale Herausforderung für die Gesellschaft und damit auch für die Schule. >> mehr erfahren

Materialien der GS Blutenburgstraße

Das Umweltkonzept wurde auf Grundlage einer Befragung von Schülern und Eltern erstellt.



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