Kommentar Fleischmann zur aktuellen PISA-Studie Startseite
Bildungsgerechtigkeit Heterogenität

Jetzt muss gehandelt werden!

Das Positive zuerst: Drei Viertel der in der PISA-Studie befragten Schülerinnen und Schüler bescheinigt den Lehrkräften Freude am Unterrichten. Das bestärkt uns Lehrerinnen und Lehrer in unserer Arbeit. Am Engagement der Lehrkräfte wird der Auftrag an die Schule nicht scheitern. Es gibt andere Gründe, weswegen wir in Deutschland nur langsam vorankommen.

Die ganz große Baustelle bleibt uns seit der allerersten PISA-Studie erhalten: Das Thema Bildungsgerechtigkeit. In kaum einem anderen Land wie in Deutschland bestimmt der sozioökonomische Hintergrund der Kinder ihren Bildungserfolg. Mit Blick auf die vorherigen PISA-Studien zeigt sich, dass sich dieser Umstand sogar verschlimmert hat. Gleichzeitig geht die Diskrepanz zwischen den leistungsstarken und den leistungsschwachen Schülerinnen und Schülern weiter auseinander. Das darf nicht sein. Wir dürfen diese Kinder nicht verlieren.

Was auch nicht sein darf: Die Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund haben laut der neuesten PISA-Studie deutlich schlechtere Bildungschancen. Unsere Schulen brauchen hier ganz klar vielfältige Unterstützungsmaßnahmen, die Lehrerinnen und Lehrer benötigen Mittel und multiprofessionelle Unterstützung, um sich um die Kinder mit Flucht- bzw. Migrationshintergrund besonders gut kümmern zu können. Es kann nicht sein, dass die Schulen mit der wichtigen Aufgabe der Integration alleine gelassen werden.

Wie wichtig Lesen für die ganzheitliche Bildung von Kindern ist, das wissen wir Lehrer. Es läuten bei mir die Alarmglocken, wenn ich höre, dass bei deutschen Schülerinnen und Schülern die Lesefreude abnimmt.  So hält beispielsweise ein Drittel der Schülerinnen und Schüler in Deutschland Lesen für Zeitverschwendung. Da sage ich: Wir müssen mehr dafür tun, dass Kinder wieder Freude am Lesen bekommen, dass sie richtig Lust darauf haben. Das beginnt schon im Elternhaus und sollte in Kooperation mit der Schule weitergeführt werden. Dafür braucht’s viel Zeit in der Schule und ein ganzheitliches Verständnis von Bildung mit Herz, Kopf und Hand.

Die Ergebnisse der aktuellen PISA-Studie sind ein Auftrag an die Politik und die Schulverwaltung, nicht an die Schulen. Das, was die PISA-Studie dokumentiert, wissen Lehrerinnen und Lehrer aus ihrem Berufsalltag schon längst. Bildungspolitik und Verwaltung müssen jetzt Veränderungen einleiten, die den Schulen vor Ort zugutekommen. Die Ergebnisse liegen auf dem Tisch. Jetzt muss gehandelt werden.