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Deutsches Schulbarometer: Die Sorgen von Schülerinnen und Schülern Startseite Topmeldung

Kriege, Leistungsdruck und Klimakrise

Die Kriege in der Welt und die globale Klimakrise sorgen für Ängste bei Kindern und Jugendlichen. Leistungsdruck in der Schule und fehlende individuelle Förderung führen zu psychischen Problemen – therapeutische Angebote für die Schüler:innen fehlen aber oft.

Wie die Robert Bosch Stiftung in ihrer heutigen Pressemitteilung zur Veröffentlichung der „Befragung Schüler:innen“ im Rahmen des Deutschen Schulbarometers berichtet, fühlen sich viele Kinder und Jugendliche in Deutschland belastet: Die Kriege in der Welt, der Leistungsdruck in der Schule, die globale Klimakrise und die Ängste vor der eigenen Zukunft machen vielen Sorge. Laut der repräsentativen Studie, die in Kooperation mit der Universität Leipzig entstand, bewertet mehr als ein Viertel der Befragten die eigene Lebensqualität als niedrig. Ein Fünftel beschreibt sich selbst als psychisch belastet. Ebenso viele klagen über ein geringes schulisches Wohlbefinden. Damit spiegelt die Studie vieles wider was die Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen schon lange beobachten und was der BLLV auch schon genauso lange moniert. Anstatt Maßnahmen gegen den Leistungsdruck zu ergreifen, individuelle Förderung an den Schulen zu stärken und die Bildungsqualität zu erhöhen setzt die bayerische Staatsregierung auf  das Prinzip „Leistung muss wehtun“, setzt den Rotstift an und hängt einem veralteten Bildungsbegriff nach,

Zentrale Studienergebnisse

Insgesamt wurden zehn zentrale Ergebnisse definiert und veröffentlicht. Zu den wesentlichen Punkten gehören:

  • Ein Fünftel beschreibt sich als psychisch belastet, wobei sich ein Zusammenhang mit dem sonderpädagogischen Förderbedarf der Kinder und finanziellen Sorgen der Eltern zeigt. Die Auffälligkeiten bleiben damit auf einem hohen Niveau und haben weiterhin noch nicht das vorpandemische Niveau erreicht.
  • Einschätzung Lebensqualität — Ein Viertel der Schüler:innen bezeichnet die eigene Lebensqualität als „mittel“, 27 Prozent empfinden ihre Lebensqualität als gering.
  • Ein Fünftel sorgt sich oft um die eigene Zukunft. Hauptgründe sind die Kriege auf der Welt, schlechte Leistungen in der Schule sowie die Klima- und Umweltkrise.
  • Ein Fünftel der Schüler:innen hat ein geringes schulisches Wohlbefinden.
  • Ein Drittel gibt an, selten die Möglichkeit zu haben Probleme anzusprechen. Mangels Klassenleitungsstunden fehlt oft die Möglichkeit, schulbezogene Probleme zu besprechen und soziale Unterstützung durch Mitschüler:innen und die Klassenlehrkraft zu erhalten, wobei die Studienergebnisse klar aufzeigen, dass das schulische Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen mit dieser Gesprächsmöglichkeit zusammenhängt.
  • Unterrichtsausfall — Ein Fünftel der Schüler:innen beklagt 3 bis 4 Stunden Unterrichtsausfall pro Woche
  • 5 Monate Wartezeit bis Therapiebeginn: Etwa ein Viertel der befragten Erziehungsberechtigten gibt an, dass ihr Kind in den letzten 12 Monaten aufgrund von psychischen Problemen Hilfe benötigt hat oder hätte. Viele haben aber vergeblich um Hilfe gebeten oder mussten monatelang auf Erstgespräche und Therapien warten.

Darüber hinaus zeigte die Studie, dass das schulische Wohlbefinden der Schüler:innen am stärksten von der kognitiven und emotionalen Unterstützung durch die Lehrkräfte abhängt, sowie von den guten Beziehungen zu den Mitschüler:innen und den Lehrkräften.

Im Kern stehen Beziehungen, die individuelle Förderung und ein offenes sensibles Gesprächsklima

Simone Fleischmann, Präsidentin des BLLV: „Dass das Deutsche Schulbarometer jetzt erstmals nicht nur die Lehrkräfte, sondern auch die Schülerinnen und Schüler gefragt hat, ist genau der richtige Weg. Unsere Kinder und Jugendlichen haben einen sehr klaren und schlauen Blick auf sich und ihr Leben. Sie wissen genau worum es geht, nämlich nicht nur darum, irgendwie irgendwas zu lernen. Sie wissen auch genau, wie man am besten lernt und wie wichtig die Beziehungen an der Schule und im privaten Umfeld für den Kompetenzerwerb, das persönliche Wohlbefinden und das eigene Wachstum sind. Was Wissenschaftler und Pädagogen wie John Hattie schon lange proklamieren, verstehen und fühlen unsere Kinder ganz intuitiv. Für die Lehrerinnen und Lehrer, die täglich an der Schule sind, ist das keine Überraschung. Und auch für uns im BLLV ist es keine Überraschung. Bei unserer Schüler:innen-Pressekonferenz haben wir all diese Themen schon ganz genau so gehört und haben ganz bewusst eine öffentlichkeitswirksame Plattform geschaffen, damit diese Themen gehört werden – gerade auch von der Politik. Ob da auch zugehört wurde von der Politik, möchte ich gerade in Bayern bezweifeln, aber wir hoffen, dass die aktuelle Studie dazu beiträgt, dass unsere Kinder gehört werden und wir werden uns weiterhin stark machen für Bildungsqualität – für unsere Kinder.“


Medienberichte

BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann bei SAT1 zur Aussage, dass sich Kinder in den Schulen teils im Stich gelassen fühlen:

"Das haben vor allem arme Kinder gesagt. Das haben vor allem Kinder gesagt, die psychische Schwächen haben, Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Wir wissen, was diese Kinder bräuchten und würden ihnen das verdammt gerne geben. Nur sind wir leider zu wenige."