Verleihung der Umweltschulen-Fahne an das Luitpold-Gymnasium (Foto: StMUV)
Verleihung der Umweltschulen-Fahne an das Luitpold-Gymnasium (Foto: StMUV)
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Luitpold-Gymnasium München erneut „Umweltschule“

„Die Arbeit zahlt sich vielfach aus!“ In diesem Interview stellen Ihnen die Schulleiterin Renate Matthias und der Umweltbeauftragte Tobias Nöbauer (Lehrer für Biologie/Chemie) die vielfältige Umweltbildung am Luitpold-Gymnasium vor.

Martin Göb-Fuchsberger (MGF): Herzlichen Glückwunsch Ihnen und Ihrem Team zur zweiten Auszeichnung als „Umweltschule“! Was macht Ihre Schule zur „Umweltschule“?

Luitpold-Gymnasiusm (LPG): Am Luitpold-Gymnasium steht das Thema Müll im Vordergrund. Neben einer neu eingeführten Mülltrennung in den Klassenzimmern haben wir im Schulhaus elf spezielle blaue Tonnen aufgestellt, in denen wir zusammen mit dem Elternbeirat Pfandflaschen für einen guten Zweck sammeln. In den vergangenen Monaten konnten dadurch über 9000 Flaschen vor dem Wegwerfen gerettet werden. Der Erlös kam sozialen Projekten von Viva con Agua, Green City und der BayWa-Stiftung zugute.
Außerdem findet an unserer Schule ein jährlicher „Umwelttag“ statt, an dem die gesamte Schulfamilie Müll im Englischen Garten und im Hofgarten sammelt. Dort lassen sich in einem Sommermonat bis zu 20 Tonnen Müll und pro Nacht bis zu 4000 Flaschen finden. Parallel zur Sammelaktion informieren im Schulhof knapp 30 verschiedene Umweltverbände, Institutionen und Unternehmen mithilfe von Informations- und Mitmachständen unter anderem zu den Themen Müllvermeidung, Klimawandel, Klimaschutz und gesunde Ernährung. Am Umwelttag werden unsere Schülerinnen und Schüler von diversen Kooperationspartnern mit Essen und Getränken versorgt, um sie für ihre Anstrengungen zu belohnen. Einen zusätzlichen Ansporn bieten Wettbewerbe, in denen beispielsweise Kreativpreise ausgelobt werden. Anwesende Vertreterinnen und Vertreter aus der Politik und der Wirtschaft unterstützen uns in unserem Anliegen, auf die Müllproblematik überregional aufmerksam zu machen und eine Verhaltensänderung herbeizuführen.
Des Weiteren liegt uns beispielsweise die Biodiversität in der Schulumgebung sehr am Herzen. In unseren Hochbeeten werden selbst angebaute Gemüsepflanzen gezüchtet. Unsere schuleigenen Bienenvölker und Wildbienen unterstützen uns dabei.

MGF: Wie kam es dazu, dass Sie sich auf den Weg zur „Umweltschule“ gemacht haben?

LPG: Mithilfe der Auszeichnung zur Umweltschule erhoffen wir uns, unser Umweltbewusstsein in der Schulfamilie weiter zu streuen, unsere Anliegen publik zu machen und zur Nachahmung anzuregen.

MGF: Wer an Ihrer Schule trägt die „Umweltschule“ mit?

LPG: Hinter unseren Projekten stehen unsere umweltbewusste Schulleitung, ein Team der Schulentwicklung, das Schulforum und die Energiescouts. Diese speziell zu Energiebeauftragten jährlich ausgebildeten Schülerinnen und Schüler sind ein wichtiger Bestandteil einer jeden Klasse. Natürlich steht auch der überwiegende Teil des Kollegiums hinter unseren Projekten.

MGF: Werden Sie auch von externen Partnern oder Experten unterstützt?

LPG: Wir haben eine Vielzahl externer Partner, die uns nicht nur am Umwelttag, sondern auch während des gesamten Schuljahres unterstützen. Die BayWa-Stiftung, mit der wir eine Umweltpatenschaft eingegangen sind, stellte uns beispielsweise im vergangenen Schuljahr ein Energierad zur Verfügung und beliefert derzeit unsere gesamte Schulfamilie im Rahmen einer wöchentlicher Apfellieferung mit wertvollen Vitaminen.
Zudem führen Referenten der Stadt München jährlich u. a. Energie- und Ernährungsparcours für unsere Klassen aus der Unterstufe durch.

Bild 1: Gleich zwei Minister geben dem LPG am Umwelttag die Ehre (Foto: M. Westermann)
Bild 2: Sammelaktion am Umwelttag: Mit Müllsäcken bewaffnete Vertreterinnen und Vertreter des Luitpold-Gymnasiums (Foto: BayWa-Stiftung)
Bild 3: Sammelaktion am Umwelttag: Unzählige Flaschen und Unmengen an Müll aus dem Englischen Garten/Hofgarten werden an der Eisbach-Wiese aufgehäuft (Foto: BayWa-Stiftung)


MGF: Im Schulalltag bindet die Bewältigung der Corona-Pandemie derzeit enorm viel Energie. Dazu kommen die üblichen Herausforderungen wie knappe Lehrerstunden oder ständig neue Vorgaben „von oben“. Hut ab, dass Sie trotz allem wieder den Titel „Umweltschule“ erreicht haben! Was hat Ihnen dabei geholfen, die Schulentwicklung im Bereich BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung) nachhaltig voranzutreiben?

LPG: Dank motivierter Schülerinnen und Schüler in der Umwelt-AG, tatkräftiger Energiescouts und der Unterstützung von Lehrkräften kann vieles auf die Beine gestellt werden. Sicherlich ist es eine Mehrbelastung, die wir angesichts unserer Erfolge (u. a. Steigerung des Umweltbewusstseins bei der Schulfamilie, Gewinn eines Oberbayerischen Umweltpreises und eines Anerkennungspreises des BundesUmweltWettbewerbs) gerne leisten.

MGF: Mussten Sie wegen „Corona“ ursprüngliche Planungen im Bereich Umweltbildung ändern oder verschieben?

LPG: Unser beliebtes Energierad musste aufgrund der geltenden Hygienevorschriften leider abgebaut werden. Den bedauerlichsten Einschnitt stellt die Absage unseres zweiten Umwelttages, der für den 13. Juli 2020 geplant war, dar. Erfreulicherweise haben sich alle ursprünglichen Partnerinnen und Partner für eine Teilnahme am „Ersatzumwelttag“ im Juli 2021 ausgesprochen. Zudem mussten verschiedene Umwelt-Seminare und -Workshops abgesagt werden. Wir hoffen, dass wir alles baldmöglichst nachholen können.

MGF: Planen Sie, Ihr Engagement in der Umweltbildung weiter auszubauen?

LPG: Auf alle Fälle. Umweltbildung ist keine einmalige Aktion bzw. punktuelles „Erlebnis“. Nur durch das permanente Thematisieren lässt sich ein nachhaltiger Effekt realisieren. Ideen für weitere Entwicklungen gibt es bereits genug.

MGF: Was raten Sie anderen Schulen, die sich auch gerne auf den Weg machen möchten?

LPG: Jeder Anfang ist mühsam. Die Arbeit zahlt sich jedoch vielfach aus. Haben Sie den Mut zu Veränderungen und lassen Sie sich durch etwaige Rückschläge nicht beirren.

MGF: Welche Unterstützung von Seite des Staates und/oder der Kommune würden Sie sich wünschen, um Ihre „Umweltschule“ noch weiter voranzubringen?

LPG: Es gibt viele unterstützende Programme. Meist scheitert es jedoch – wie Sie es schon befürchtet haben – an den zeitlichen Ressourcen. Sicherlich wäre ein den Schulen zur Verfügung stehendes Stundenbudget wichtig und sinnvoll. Ebenso erstrebenswert wäre eine noch stärkere Einbindung der umweltrelevanten Themen in die Lehrpläne verschiedener Fächer.

MGF: Herzlichen Dank für dieses informative Interview. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Team alles Gute für die nächste Zeit und viel Erfolg auf dem weiteren Weg!

Das Interview führte Martin Göb-Fuchsberger, Leiter der Abteilung Schul- und Bildungspolitik im MLLV.



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