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Schritt für Schritt zum kooperativen Lernen

Ein Grundlagenwerk des kooperativen Lernens mit einer Vielzahl unterrichtspraktischer Beispiele, das ein breitgefächertes methodisches Handwerkszeug für jede Schulstufe liefert: "Schritt für Schritt zum kooperativen Lernen" von Silke Traub.

"Schritt für Schritt zum kooperativen Lernen" von Silke Traub (UTB, 240 Seiten, 21,90 EUR)

Kooperatives Lernen in Form von Lernen in Gruppen und Partnerarbeit ist seit Jahren in aller Munde und Gegenstand der Betrachtung in vielen empirischen Studien und Büchern. Referendare versuchen diese Unterrichtsformen in Vorführstunden und Lehrproben unterzubringen, wobei deren lernpsychologische Bedeutung außerordentlich zu sein scheint. Auch deshalb möchte man meinen, hätten sie längst den Durchbruch geschafft und wären bestimmende Elemente jedes Unterrichts. Doch weit gefehlt, stellt die Autorin dieser Veröffentlichung fest.

1987 stellte Hilbert Meyer in seiner Untersuchung fest, dass nur etwa  bis zu 7 % der gesamten Unterrichtszeit in Gruppenunterricht stattfände. Seitdem hätte sich nicht viel verändert. Immer noch steht mit fast 77 % der Klassenunterricht an erster Stelle, Gruppenarbeit hat sich seit 1987 leicht auf 7,43 % erhöht und Partnerarbeit spielt mit 2,88 % nur eine untergeordnete Rolle. Man mag es kaum glauben! Reden wir Lehrkräfte uns etwas ein, das wir so gar nicht umsetzen? Auf jeden Fall ist das Buch geeignet einen neuen Schub in Richtung kooperativer Unterrichtsformen auszulösen.

Viele zitierte Studien analysieren die Situation und stellen die Vorzüge der unterrichtlichen Maßnahmen heraus. Und es gelingt sehr wohl diese hervorzuheben und „die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis hinsichtlich der Umsetzung kooperativen Lernens überwinden zu helfen“.

Ein „Mutmach-Buch“, das an die Grundlagen, Ziele und positiven Aspekte kooperativen Lernens erinnert, allumfassend informiert und Hilfestellung anbietet, besondere kooperative Formen dort in den Unterricht einzubauen, wo sie größtmöglichen Erfolg versprechen, den Unterricht bereichern und wo alle Beteiligten am meisten davon profitieren. Somit sind kooperative Lernformen nicht Selbstzweck und isoliert, sondern stehen gleichberechtigt neben lehrerzentrierten Methoden und Einzelarbeit. In einem guten Unterricht sind viele Methoden sinnvoll und lassen, jede an ihrem effektiven didaktischen Ort, die Erreichung gesetzter Ziele optimal zu. Der Weg dorthin erfolgt eben Schritt für Schritt, geplant und strukturiert und deshalb begründet.

Gelungen ist der Autorin ein Grundlagenwerk, eine Didaktik des kooperativen Lernens mit einer Vielzahl unterrichtspraktischer Beispiele, die schon für sich alleine stehend jeder Lehrkraft, ob Jung oder Alt, breitgefächertes methodisches Handwerkszeug für jede Schulstufe liefert.

Weil das Buch als Arbeitsbuch konzipiert ist, kann es zur Partner- und Gruppenarbeit zielgerichtet in Aus- und Fortbildungsseminaren eingesetzt werden.

>> Eine Rezension von Jochen Vatter, ehem. Leiter der FG Fremdsprachen im BLLV