09.02. 2017 - Am Ende ihrer Kraft Schulleitung

Schulleitungen schreiben Brandbrief an Seehofer

BLLV-Präsidentin Fleischmann stellt im Namen betroffener Schulleiter/innen und Verwaltungsangestellter klar: Mehr geht nicht mehr!

In einem Brandbrief an Ministerpräsident Horst Seehofer finden  Bayerns Schulleitungen deutliche Worte. In dem dreiseitigen Schreiben, unterzeichnet von der Präsidentin des BLLV, Simone Fleischmann, klagen sie an: „Mehr geht nicht mehr.“ Sie fordern mehr Leitungszeit, eine bessere Ausstattung, mehr Anerkennung und Unterstützung. „Viele der rund 5000 Schulleiterinnen und -leiter an Grund- und Mittelschulen und ihre Verwaltungsangestellten sind am Ende ihrer Kraft“, erklärte Fleischmann. Sie überschritten ihre persönliche Belastungsgrenze dauerhaft. Die Fülle der Aufgaben und Anforderungen sei immens und ständig kämen neue dazu - wie das Schulverwaltungsprogramm ASV, welches stark fehlerbehaftet an den Schulen eingeführt worden sei. „So kann es nicht weitergehen“, stellte sie klar. Schulleitungen und Verwaltungsangestellte würden zwischen ihren Aufgaben zerrieben. „Es gibt hier kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsdefizit in Politik und Verwaltung.“ Die kleinen Verbesserungen der vergangenen Jahre zeigten kaum Wirkung. Politik und Verwaltung müssten nun die Augen auf machen und die Realität endlich zur Kenntnis nehmen. „Wir brauchen keine Zuckerl. Wir brauchen eine echte Reform.“ Vor jeder neuen Aufgabe für die Schulleitungen müsse künftig gesagt werden, welche dafür entfällt, oder es müsse geprüft werden, wie viel Zeit dafür nötig sei, verlangte die BLLV-Präsidentin. Mit neuen Aufgaben müsse nun Schluss sein.

Der BLLV bemühe sich seit Jahren darum, die Situation für die Betroffenen zu verbessern. Inzwischen liegt im Kultusministerium ein ganzes Bündel von Anträgen vor. „Wir haben immer wieder gebeten und gefordert, sämtliche Tätigkeiten der Schulleitungen zeitlich neu zu bewerten. Wir haben vorgeschlagen, Ansprechpartner zur Verfügung zu stellen, die bei juristischen Fragen professionell beraten. Wir haben gefordert, die Verwaltungsangestellten zu entlasten, finanziell besser zu stellen und Aufstiegsmöglichkeiten zu schaffen.“ Die Situation sei seit Jahre bekannt. Jetzt müssten Politik und Verwaltung endlich handeln, heißt es in dem Brandbrief wörtlich.  

Im Dezember hatte sich bei einer BLLV-Veranstaltung in München gezeigt, dass die Betroffenen inzwischen verbittert und erschöpft sind. „Vor allem aber fühlen sie sich nicht wertgeschätzt.“ Das sei ihr sehr nah gegangen, betonte Fleischmann. Sie hatte zur „Werkstatt Schulleitung“ eingeladen und rund 80 Schulleiter/innen und Verwaltungsangestellte waren nach München gekommen. Den Kolleginnen und Kollegen gehe es nicht darum, zu lamentieren oder sich den Aufgaben nicht stellen zu wollen. „Viele von ihnen können einfach nicht mehr.“ Sie wisse aus vielen Gesprächen, dass es im Kultusministerium kein Geheimnis mehr sei, wie ernst die Lage sei. Letztlich drehe sich alles um die Frage der Finanzierung, denn natürlich gebe es keine Entlastung zum Nulltarif.

Im Namen der Teilnehmer/innen der „Werkstatt Schulleitung“, im Namen der Grund- und Mittelschulen Bayerns und ihrer Verwaltungsangestellten fordert der BLLV:

  • mehr Leitungszeit für die Schulleitungen
  • eine bessere Ausstattung mit Verwaltungsangestellten an Grund- und Mittelschulen sowie
  • das Aussetzen der Externen Evaluation als belastungsmindernde und ressourcenschonende Sofortmaßnahme.

Immer öfter müssten Schulleitungsstellen mehrfach ausgeschrieben werden, weil sich niemand findet, der den nervenaufreibenden Job machen will. „Es kann doch nicht sein, dass sich erst etwas verbessert, wenn die Stellen tatsächlich nicht mehr besetzt werden können“, sagte Fleischmann. Sie erwarte nun eine baldige Antwort des Ministerpräsidenten. Der Brandbrief sei auch an die Adressen aller Abgeordneten des Bayerischen Landtags geschickt worden und werde dort als Petition eingereicht.