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Kommentar "Bildungs- und Erziehungspartnerschaft" Erziehungspartnerschaft
Eltern Schulentwicklung

"Wir müssen an einem Strang ziehen"

Nicht nur die aktuelle Situation hat gezeigt, dass wir auf eine gut funktionierende Zusammenarbeit von Schule und Elternhaus angewiesen sind. Birgit Dittmer-Glaubig, Leiterin der Abteilung Berufswissenschaft, kommentiert die Ergebnisse der BLLV-Umfrage.

Lernen in Zeiten von Corona hat uns gezeigt: Dort wo eine gut funktionierende, kooperierende Elternarbeit besteht, dort, wo der Austausch von Eltern und Lehrern schon gut etabliert ist, dort waren Lernerfolg und Motivation der Kinder in dieser schwierigen Phase am höchsten. Das Fazit, das sich ganz klar gezeigt hat: Wir sind auf eine gut funktionierende Bildungs- und Erziehungspartnerschaft im Sinne einer optimalen Förderung unserer Schülerinnen und Schüler angewiesen. Sie trägt die Kinder und uns, nicht nur in Zeiten von Corona oder Lehrermangel.

Denn Schule ist kein eigenständiges vom sonstigen Leben abgekoppeltes Konstrukt, sondern ein Teil davon. Damit Schule mit all seinen Aufgaben gut gelingen kann, müssen wir an einem Strang ziehen. Wir haben alle das gleiche Ziel: Den Kindern und Jugendlichen ein glückliches und erfolgreiches Leben zu ermöglichen. Wir sitzen alle in einem Boot und sollten deshalb bestmöglich in die gleiche Richtung rudern. Nur dann werden wir dieses Ziel erreichen. Dabei ist die Kooperation von Schule und Elternhaus grundlegend für den Lern- und Bildungserfolg der Kinder. Die Zusammenarbeit ist im Bay Erziehungs- und Unterrichtsgesetz Art. 74 Abs. 1 als „eine von Vertrauen getragene Zusammenarbeit im Interesse der Bildung und Erziehung der Schüler…“ festgelegt.

Dieser „Auftrag“ muss in seiner ganzen Gewichtung und seinen Möglichkeiten wahrgenommen werden. Denn gelingende Bildungsarbeit in unserer zunehmend heterogenen Gesellschaft, ist nur gemeinsam mit allen an Erziehung beteiligten Partnern möglich. Viele Beispiele zeigen, welch positive Wirkung gelingende, echte Beteiligung der Elternschaft am Bildungsprozess der Schülerinnen und Schüler hat.

Voraussetzungen für eine intensive Zusammenarbeit sind besser denn je

Kinder und Jugendliche verbringen einen erheblichen Teil ihrer Zeit in der Schule und sehen diesen auch als einen für sie wichtigen Lebens- und Beziehungsraum. So ergibt sich zwangsläufig der Auftrag, dass Lehrer und Eltern es als ihre Aufgabe verstehen, Erziehungs- und Bildungsziele gemeinsam zu formulieren, zu besprechen und verfolgen. Die Voraussetzungen für eine intensive Zusammenarbeit sind besser denn je: Die vom BLLV durchgeführte Umfrage zum Thema „Bildungs- und Erziehungspartnerschaften“ ergab neben einer hohen Akzeptanz und einer gewünschten vertrauensvollen Zusammenarbeit vor allem, dass die Eltern leider noch immer zu wenig in den schulischen Prozess mit einbezogen werden. Warum ist das aber so… wenn wir uns doch darin einig sind, wie wertvoll und notwendig diese Kooperation ist? Wie in so vielen Bereichen fehlt es an den Rahmenbedingungen…und dies auf beiden Seiten. Der BLLV nimmt sich deshalb des Themas sowohl inhaltlich, als auch politisch mit entsprechenden Forderungen an…nicht nur… und nicht erst jetzt… sondern gerade jetzt, wo uns die Notwendigkeit einer guten Zusammenarbeit von Schule und Elternhaus so immens vor Augen geführt wird. Eine Kommunikation, die in dieser Zeit hauptsächlich auf digitaler Ebene stattfand, die aber in der hoffentlich nahen Zukunft wieder von der persönlichen Begegnung leben muss, denn auch Elternarbeit ist Beziehungsarbeit!

In der Zeit von Corona gibt es vielfältige Szenarien, die Engagement auf beiden Seiten der Bildungspartner zeigt: Der von Wohnung zu Wohnung radelnde Lehrer, der Umschläge mit Arbeitsaufträgen verteilt und ein Dankeschön von den Eltern erhält… oder die Mutter, die die Umschläge für die Kinder der Nachbarschaft in der Schule abholt …ebenso wie die kurze Videokonferenz, die Mail, das Telefonat mit den Eltern am Abend, um wichtige Fragen zu klären. All das hat zusammengeschweißt, all das dürfen wir in der Zeit nach Corona nicht wieder verlernen, sondern als etwas Positives mit in die Zukunft nehmen.

Die Umfrage hat auch ergeben, dass sich alle Beteiligten darin einig waren, dass der Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mehr Gewicht beigemessen werden muss. Die Betonung liegt hier bei allen Befragten auf dem Begriff Partnerschaft, einer Begegnung also auf Augenhöhe mit dem notwendigen Respekt gegenüber der Rolle des jeweiligen Partners. Um einen Weg zu beschreiten, der dem gemeinsamen Interesse am Bildungserfolg der Kinder und Jugendlichen mehr Raum gibt und so mehr in den Fokus rückt, braucht es Freiheiten für jede einzelne Schule, diese Erziehungspartnerschaft in ihren Schulentwicklungsplan ganz individuell zu integrieren. Um dieses zu erreichen braucht es eines und das ist Zeit! Auf beiden Seiten! Zeit für Gespräche, Zeit zum genauen Zuhören und Zeit zum Verstehen!



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