Individuelle Förderung durch Multiprofessionelle Teams

Auf der Landesdelegiertenversammlung 2019 hat der BLLV die folgende Positionsbeschreibung zur Individuellen Förderung beschlossen:

Zeit für pädagogische Diagnostik

Individuelle Förderung von Schülerinnen und Schülern gelingt nicht ohne angemessene Diagnostik – sie ist zentrales Anliegen jeden pädagogischen Handelns und gehört zum Kern professioneller Arbeit von Lehrerinnen und Lehrern. Die diagnostische Leistung von Lehrkräften wird allerdings leider immer noch völlig immanent unter den Unterrichtspflichtzeiten subsummiert. Um dies umsetzen zu können sieht es der BLLV deshalb als zwingend notwendig an, dass hierfür ausreichend zusätzliche Lehrerstunden zur Verfügung gestellt werden!

Lernen ist ein ureigenster Prozess, der mit dem einzelnen Kind verbunden ist. Die Förderung des individuellen Lernens bedeutet, dass das Kind im Mittelpunkt steht - mit seinem Können, Vermögen,
Schwächen, Defiziten, seinen Interessen und Vorlieben.

Wer Schülerinnen und Schüler ganzheitlich bilden möchte, muss über den Pflichtunterricht als auch den Förderunterricht hinaus qualitätsvolle Angebote zur Verfügung stellen, die sich an den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen ausrichten.

Deshalb fordert der BLLV:

1. Multiprofessionelle Teams

Multiprofessionelle Teams sind eine notwendige Anpassung an die Tatsache, dass verschiedenen schulinternen und schulexternen Stellen im schulischen Kontext mit der Versorgung und Betreuung von Schülern beauftragt sind. Dabei ist eine koordinierte und kontinuierliche, sowie eine gezielte und profilorientierte zusammenarbeiten unabdingbar.

Vor dem Hintergrund vielfältiger Bedürfnisse, Interessen, Potentiale, sozialer Probleme und Lebensmodelle der Kinder und Jugendlichen benötigen die Schulen und die Lehrkräfte für unterrichtliche sowie außerunterrichtliche Angebote die Unterstützung professioneller Fachkräfte. Damit kann der steigenden Heterogenität der Schülerinnen und Schüler angemessen begegnet und die Kinder in ihren
Lernprozessen angemessen begleitet werden. Die Schule vor Ort soll entscheiden, an welcher Stelle sie Unterstützung durch die Arbeit von multiprofessionellen Teams benötigt. So können eventuelle
Problemlagen vermieden, Kontinuität und Planbarkeit hergestellt und die Kinder bestmöglich gefördert werden.

Zu unterscheiden sind hierbei:

a) Schulinterne Fachkräfte / Beratungsfachkräfte

  • Schulpsycholog*innen (Schulberatung)
  • Qualifizierte Beratungslehrer*innen (Schulberatung)
  • Mobiler sonderpädagogischer Dienst (MSD)
  • Förderlehrer*innen
  • Schulsozialpädagog*innen


Desweiteren können außerschulisch Fachkräfte hinzugezogen werden, diese sind z.B.:

b) Schulexterne Stellen

  • Integrationshelfer*innen
  • Psycholog*innen
  • Lerntherapeut*innen
  • Muttersprachler*innen für Fremdsprachenunterricht für Migrant*innen (z.B. in der Grundschule)
  • Physiotherapeut*innen
  • Präventionsbeauftragte der Polizei
  • Handwerker*innen und Künstler*innen
  • Personen des freiwilligen sozialen Jahres
  • Logopäd*innen
  • Ernährungsberater*innen
  • Kinder- und Jugendpsychiater*innen
  • Mitarbeiter*innen der Hochschulen
  • Schulärzt*innen und Krankenschwestern
  • Erzieher*innen
  • Sozialpädagogen*innen
  • Heilpädagogen*innen


Kooperation und Koordination benötigen Zeit!

Deshalb bedarf es ausreichender Zeitressourcen für die Bildung und Koordination multiprofessioneller Teams, spezielle zur individuellen Förderung und Unterstützung auch außerhalb des  Pflichtunterrichts.

2. Übergänge nachhaltig gestalten

Übergänge im Bildungssystem stellen eine wichtige Weichenstellung in der Bildungskarriere von Schülerinnen und Schülern dar. Übergänge sollten so vorbereitet und begleitet werden, dass junge Menschen sie nicht als Brüche erleben. Um dies zu vermeiden, sollte die Kooperation zwischen den verschiedenen Bildungseinrichtungen adressatenbezogen intensiviert werden. Dies sollte nicht wieder als Additum erfolgen, sondern im Stundenmaß verankert sein. Das kann durch eine Beratung, die auf die Bedürfnisse und Ansprüche der Lernenden ausgerichtet ist, erfolgen.