Unterricht in Containern, Schimmel an den Wänden, heruntergekommene Toiletten, gesperrte Turnhallen – dies ist vielerorts Realität. Forderungen nach einer Sanierung maroder Schulen werden zurecht immer lauter. Expertinnen und Experten schätzen den Investitionsstau in bayerischen Schulen auf über zehn Milliarden Euro. Wir kennen die Not vieler Schulen und die klammen Kassen der Städte und Kommunen, die als Sachaufwandsträger zuständig sind.
Wie ernst die Lage ist, zeigte kürzlich ein Vorfall in Hirschau in der Oberpfalz: Dort brach ein gekipptes Fenster aus dem Rahmen und durchschlug einen Schülertisch – nur durch Zufall kam niemand zu Schaden. Solche Ereignisse sind Symptome eines Systems, das seine Infrastruktur jahrelang vernachlässigt hat.
Armutszeugnis für bayerische Schulen
Wenn Eltern in den Ferien Toiletten renovieren und Holzverschläge im Schulhaus das marode Mauerwerk stützen, dann ist dies ein Armutszeugnis. In vielen Kommunen verhindern finanzielle Engpässe längst überfällige Sanierungen. Hinzu kommen bürokratische Hürden: Jeder Planungsschritt muss mehrfach abgestimmt und genehmigt werden – jede Umplanung kostet zusätzlich Geld und Zeit.
Auch in Sachen Bildungsgerechtigkeit ist das ein Armutszeugnis: In wohlhabenden Stadtteilen und Gemeinden gelingt es mit Eigeninitiative und entsprechenden Ressourcen oft noch, Sanierungsmaßnahmen anzugehen und Lücken zu schließen. Doch was ist mit Schulen in sozial benachteiligten Lagen? Dort fehlen sowohl die Mittel als auch die Möglichkeiten. Damit wird Benachteiligung zementiert statt ausgeglichen.
Das Startchancenprogramm des Bundes für einige Schulen ist dahingehend ein guter Anfang. Doch die Mittel aus Säule 1, die auch für bauliche Maßnahmen eingesetzt werden können, sind ein Tropfen auf den heißen Stein und kommen nur den ausgewählten Schulen zugute. Der Sanierungsbedarf aber ist flächendeckend. Hinzu kommt: Für Investitionen aus dieser Säule müssen die Kommunen eine Kofinanzierung leisten – eine Auflage, die gerade in strukturschwachen Regionen, in denen mehrere Startchancenprogramm-Schulen liegen, eine große Hürde darstellt.
BLLV fordert gemeinsame Verantwortungskultur
Der BLLV fordert dringend notwendige Maßnahmen. Wegducken hilft nicht. Dieses Schwarze-Peter-Spiel bringt niemandem etwas. Stattdessen braucht es endlich eine gemeinsame Verantwortungskultur: Kommunen und Freistaat müssen Lösungen finden – und der Freistaat muss diese auch mit dem Bund verhandeln. Denn ohne den Freistaat wird es nicht gehen. Es braucht dringend Investitionsprogramme für marode und zu kleine Schulgebäude.
Vom pädagogischen Ideal eines Schulraums als „drittem Erzieher“ – einem Umfeld, das Lernen inspiriert, moderne Unterrichtsformen fördert, Eigenständigkeit ermöglicht und soziale Beziehungen stärkt – sind wir vielerorts noch weit entfernt.