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Klima der Offenheit ist beste Gewaltprävention

Gegenüber der Süddeutschen Zeitung stellt BLLV-Präsidentin Fleischmann klar, dass Gewalt gegen Lehrkräfte immer noch ein Tabuthema ist. Kommt es zu Vorfällen in der Klasse, leiden alle darunter. Gelingt ein Klima der Offenheit, werden Grenzen eher eingehalten.

Körperliche Übergriffe gegen Lehrkräfte, Cybermobbing im Klassenchat – Gewalt ist ein Thema in Bayerns Schulen, zu diesem Ergebnis kommt aktuell ein Bericht in der Süddeutschen Zeitung.

Im Interview angesprochen darauf, warum das Thema trotzdem öffentlich kaum präsent ist und von Seiten des Kultusministeriums, das, wie der BLLV berichtete, sogar einen Leitfaden zum Thema veröffentlicht hat, eher heruntergespielt wird, zeigt sich BLLV-Präsidentin und ehemalige Schulleiterin Simone Fleischmann wenig verwundert: „In den meisten Fällen wollen die Betroffenen nicht öffentlich darüber sprechen“, berichtet Fleischmann und verweist auf die letzte forsa-Umfrage, die der BLLV mit seinem Dachverband VBE jährlich durchführen lässt: 2022 gaben über die Hälfte der befragten Schulleitungen in Bayern an, dass es zu Fällen direkter psychischer Gewalt kam, rund ein Drittel meldeten Fälle von Cyber-Mobbing, ein Viertel der Schulen meldete gewalttätige körperliche Angriffe innerhalb der letzten fünf Jahre. Gleichzeitig sagten nur ein Viertel der Befragten, dass mit dem Thema offen umgegangen werde.

Gewalt traumatisiert alle im Raum

„Wir erleben Gewalt gegen Lehrkräfte sehr wohl“, stellt Fleischmann daher gegenüber der Süddeutschen Zeitung klar. Doch oft gebe es Bedenken, wie Kollegen und Eltern reagieren, wenn man einen solchen Übergriff publik macht: „Man hat Angst, so etwas könnte einem als Schwäche ausgelegt werden. Als Lehrer bist du immer in der Öffentlichkeit, und am nächsten Tag musst du wieder in die gleiche Klasse und musst dich mit denselben Eltern auseinandersetzen."

Übergriffe haben indes weitreichende Folgen – und die beschränken sich nicht auf Opfer, die körperlich und auch seelisch oft lange Zeit nicht mehr in der Lage sind, den Schulalltag zu bestehen. Auch Kinder, die solche Ereignisse im Klassenzimmer miterleben, sind oft traumatisiert. Das ist Simone Fleischmann besonders in Erinnerung, die dem Angriff eines Schülers zwar gerade noch ausweichen konnte, doch sie spürte: „Die anderen Kinder in der Klasse haben fürchterlich gelitten.“

Vorbilder für Respekt und Toleranz sind gefragt

Besonders verbreitet sind Übergriffe in digitalen Räumen. BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann hatte in der Debatte um Hate Speech und Cybermobbing unmissverständlich klar gemacht: "Wir als Lehrerinnen und Lehrer spüren jeden Tag, dass Kinder und Jugendliche die von ihnen erlebten, immer hasserfüllteren Stimmungen der Gesellschaft direkt in die Schulen mitbringen. Das macht uns große Sorge. Den Schülerinnen und Schülern ist oft gar nicht bewusst, was sie da sagen, was sie im Netz erleben oder selbst posten."

Das Problem in der digitalen Welt: Wo das tatsächliche menschliche Gegenüber fehlt, sinken Hemmschwellen. Die Nutzung digitaler Räume gehört heute dabei selbstverständlich zum Schulalltag, sei es beim digitalen Unterricht oder in Eltern-Chats. Daher ist kritisch reflektierte Nutzung solcher Angebote aus Sicht des BLLV ein eminent wichtiges Bildungsziel im Rahmen der Digitalisierung an Schulen.

Offenheit üben, damit Grenzen respektiert werden

Das gilt insbesondere in Zeiten, in denen das gesellschaftliche Klima ohnehin rau geworden ist und der öffentliche Diskurs oft von Hass, Hetze und Ausgrenzung geprägt ist, wo Kinder und Jugendliche eigentlich Vorbilder bräuchten, die sich in Respekt, Toleranz und Weltoffenheit üben – dafür plädiert der BLLV in seinem Manifest HALTUNG ZÄHLT.

Offenheit und Transparenz sind aus Sicht von BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann ohnehin entscheidend – und die beste Gewaltprävention. Sie habe als Lehrerin auch offen erzählt, wenn es ihr an einem Tag nicht so gut ging und warum. Das hätte die Bereitschaft der Schülerinnen und Schüler auf Fragen zu antworten wie „Warum brüllst du eigentlich?“ oder „Warum schreibst du so etwas in sozialen Netzwerken, obwohl es deine Freundin ist?“ deutlich erhöht.

Fleischmann ist sich sicher: „In einem Klima der Offenheit werden auch die Grenzen der anderen mehr respektiert.“

» Zum Bericht auf Sueddeutsche.de: “Die Angst, als schwach zu gelten“