Die Gewinner der Kategorie
Die Gewinner der Kategorie "Non-Professional"
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Preisverleihung des 13. Deutschen Menschenrechts-Filmpreises in der Nürnberger Tafelhalle

Die Jury, mit dem BLLV als Mitveranstalter, hatte die Gewinner bereits vor einigen Wochen gekürt. Am 10. Dezember 2022, dem Tag der Menschenrechte, fand jetzt die offizielle Preisverleihung statt, in der komplett ausgebuchten Nürnberger Tafelhalle!

Der Veranstalterkreis ehrte herausragende Film- und Fernsehproduktionen, die sich in besonderer Weise mit den verschiedensten Aspekten der Menschenrechte befassen. Moderator der Veranstaltung war wie in den Vorjahren Christoph Süß. Ausgelobt wurden die Preise in sechs Kategorien: "Langfilm", "Kurzfilm" und "Magazin" – jeweils in Produktionen von professionellen Filmemacherinnen und Filmemachern, außerdem "Hochschule" und „Non Professional“. Der Bildungspreis als sechste Kategorie wird aus den Einreichungen aller Kategorien ermittelt. Ausgezeichnet wird dabei ein Film, der sich besonders zum Einsatz in der Bildungsarbeit eignet. Wer die Preisverleihung des Deutschen Menschenrechts-Filmpreis (DFMP) verpasst hat, kann die Gala auf Youtube weiterhin abrufen.

Simone Fleischmann, Präsidentin des BLLV, war in Nürnberg dabei: "Es werden Filme ausgezeichnet, die sich besonders zum Einsatz in der Schule, also auch für die Arbeit mit unseren Schülerinnen eignen. Der Preisträgerfilm wird vom Medieninstitut der Länder, dem FWU, als didaktisches Medium inklusive Begleitmaterial veröffentlicht, so dass ihn Lehrkräfte auch als Grundlage für Diskussionen und für die Arbeit im Unterricht nutzen können. Und genau das möchten wir als BLLV: Wir Lehrerinnen und Lehrer möchten in die Gesellschaft der Zukunft hineinwirken und durch die Gespräche mit unseren Kindern einen Beitrag leisten, dass die Menschenrechte in allen Bereichen besser geschützt werden können."

Und auch Tomi Neckov, Vizepräsident des BLLV, betont die Aktualität des Themas und des Engagements des BLLV: "Wir unterstützen den Deutschen Menschenrechts-Filmpreis, weil er dabei hilft, das Bewusstsein für die historische Bedeutung und ungebrochene Aktualität der Menschenrechte zu schärfen, vor allem aber auch weil die Filme rund um die Menschenechte sehr gute Grundlagen zur Diskussion in den Lehrer- und in den Klassenzimmern bieten. Man muss sich aktuell nur die Debatten rund um die Fußballweltmeisterschaft in Katar anschauen. Alleine hier sieht man schon, dass die Menschenrechte noch viel zu oft verletzt und diese Verletzungen von vielen Nationen wissentlich geduldet werden."

Die Gewinner

Gewinner in der Kategorie "Bildung" ist das Sozialdrama "Hayat springt". Die neunjährige Hayat lebt mit ihrem Vater in einer typischen Unterkunft für Geflüchtete, wie sie in jeder deutschen Stadt stehen könnte: Die Wohnverhältnisse sind einfach und beengt, die Gebäude sind heruntergekommen, Sicherheitspersonal und provisorische Zäune weisen darauf hin, dass es hier Schutz braucht. Der Film gibt viele Anlässe, Flucht- und Migrationsgeschichten sowie ihre Hintergründe zu erzählen, und damit Kindern den Raum zu geben, Fragen zu stellen, die in den meisten Schulen heute ihre Relevanz haben. Gleichzeitig zeigt der Film universale Bilder von Kindheit, Kindern und ihrer Sehnsucht nach Familie, Freundschaft und einem ganz "normalen" Leben. 


Gewinner in der Kategorie "Langfilm" ist "A Black Jesus". Der Dokumentarfilm erzählt die Geschichte von einer kleinen Stadt an der südlichen Grenze Europas, wo die Menschen seit vielen Jahrhunderten die Statue eines schwarzen Jesus verehren. Als der 19-jährige Edward aus Ghana, Bewohner des viel diskutierten Flüchtlingszentrums, darum bittet, gemeinsam mit den Einheimischen die Jesus-Statue in der großen jährlichen Prozession durch den Ort tragen zu dürfen, spaltet dieser Wunsch die Gemeinde:

  

ARD-Mediathek: A Black Jesus - Gewinner in der Kategorie "Langfilm"

"Warum machen wir als Filmemacher diesen Job?" - Der Preisträger Luca Lucchesi im Interview der ARD-Mediathek. Auch im Beitrag: Ausschnitte aus dem Film und die Begründung der Jury. "Der Fim wirft Visionen auf, die zeigen, dass ein Miteinander möglich ist und dass die Welt eine andere sein könnte.

> Zum vollständigen Beitrag in der ARD-Mediathek

 

Gewinner in der Kategorie "Kurzfilm" ist "Der lange Weg der Sinti und Roma" (>> anschauen in der ARD-Mediathek)

Der Film zeichnet emotional und eindrucksvoll die Geschichte von Deutschlands größter nationaler Minderheit nach und macht Perspektiven und Erzählungen sichtbar. Individuelle Geschichten und bisher kaum gezeigtes Archivmaterial nehmen mit in eine Zeit, in der Sinti und Roma weiter diskriminiert wurden und in der sie sich schließlich zur Wehr setzten. Unter den historischen Aufnahmen aus den ARD-Archiven fand Filmautor Adrian Oeser viele Szenen, die deutlich machen, wie stark der Rassismus gegen Sinti und Roma nach 1945 fortdauerte – und auch im öffentlich- rechtlichen Rundfunk immer wieder befeuert wurde. Die Dokumentation "Der lange Weg der Sinti und Roma" ist damit auch eine kritische Auseinandersetzung der ARD mit ihrer eigenen Geschichte. Der Film zeigt darüber hinaus, dass eine Aufarbeitung in vielen gesellschaftlichen Bereichen bis heute notwendig ist.

 

Gewinner in der Kategorie Hochschule ist der Film "Geamăna" nimmt uns mit in das Leben von Valeria Prata. Und ihr Leben ist ein sehr einfaches, aber auch – so scheint es – ein schönes, in dem die Hoftiere und die Natur den Takt vorgeben. Valeria liebt es so, wie es ist. Doch sie wird diesen Alltag in der vertrauten Umgebung nicht mehr lange um sich haben können. Schritt für Schritt offenbart sich im Film der Grund dafür. Die Dorfbewohner*innen haben schon längst die Gegend verlassen, verlassen müssen. Valeria wird ihnen folgen, denn eines Tages wird auch ihr Haus unter Wasser stehen, so wie alle anderen Häuser. Grund ist der Abraum eines Bergwerks, der in ein Tal geleitet wird, wo sich das Dorf Geamăna befand. Wie eine giftige Decke legt sich der Schlamm über das Tal und hinterlässt ein Ödland, aus dem nur noch die Spitze des Kirchturms wie ein Mahnmal heraussticht. 

Es gab, gibt und wird noch viele solche Menschen und Kulturen wie Valeria und ihre Dorfgemeinschaft auf der Welt geben. Umweltverschmutzung, Klimaveränderung lassen vielen Menschen keine andere Wahl als ihr Zuhause zu verlassen. Wenn die Weltgemeinschaft nicht handelt, wird ihre Zahl enorm steigen. Und noch eine Tatsache vermittelt der Film in den Zeiten, in denen Millionen Menschen auf der Flucht sind, eindringlich: Kein Mensch verlässt seine Heimat leichtfertig.

Über den Deutschen Menschenrechts-Filmpreis

Seit 1998 wird der Deutsche Menschenrechts-Filmpreis im Rhythmus von zwei Jahren verliehen. Mit 400 bis 450 Einreichungen pro Jahrgang zählt der Wettbewerb europaweit zu den größten und renommiertesten seiner Art. Der Deutsche Menschenrechts-Filmpreis ist ein unabhängiger Medienwettbewerb. Zum Trägerkreis zählt auch der BLLV. Neben dem BLLV gehören erfahrene Film-, Medien-, und Kulturschaffende zur Jury. Am 10. Dezember findet die Preisverleihung in der Nürnberger Tafelhalle statt.

Gewinner in der Kategorie "Magazin" ist der Beitrag "MONITOR - Europas Schattenarmee: Pushbacks an der kroatisch-bosnischen Grenze" (>> in der ARD-Mediathek angucken). Er zeigt schwere und systematische Menschenrechtsverletzungen durch maskierte Uniformierte (bei den Maskierten handelt es sich nach den Recherchen um Mitarbeiter der kroatischen Polizei) an der kroatischen Grenze zu Bosnien.
Die 14 Minuten des Beitrags haben es in sich: Heimlich gedrehte Aufnahmen zeigen, wie Flüchtende mit Schlagstöcken aus der EU hinausgeprügelt werden, damit sie in Kroatien keinen Asylantrag stellen können. Illegale Zurückweisungen, sogenannte Pushbacks, gewaltsam und staatlich organisiert, wie der investigative Beitrag nachweist. Also systematische Menschenrechtsverletzungen an der kroatischen Grenze zu Bosnien.

Gewinner in der Kategorie "Non Professional" ist der Trickfilm "ich wünsche mir..." der Medienwerkstatt der Grundschule Tennenborn. Sie kreieren eine puppenstubenhafte Erzählwelt mit großer metaphorischer Kraft. Der Film beschwört eine Fantasie, die mit eindringlich sprechenden Szenerien und Einstellungen aufwartet und zudem von einer wunderbaren Erzählerin getragen wird.

>> Mehr Infos auf der Website des Deutschen Menschenrechts-Filmpreises


Stimmen "unserer" Jury

Sandra Schäfer: "Die Verleihung des Menschenrechtsfilmpreises 2022 in Nürnberg war auch in diesem Jahr ein großartiges Ereignis.Dass gerade wir uns im BLLV als Mitveranstalter im Rahmen des Menschenrechtsfilmpreises engagieren ist äußerst wichtig, um zu zeigen welchen Stellenwert es hat, sich einerseits mit Menschenrechtsthemen auseinander zu setzen und andererseits dieses auch zu dokumentieren und damit nach außen zu gehen. Wir alle profitieren dabei von der Arbeit in der Jury, aber auch von der Netzwerkarbeit in der Organisation der Veranstaltung! Aber auch die Filmemacherinnen und -macher bestätigten in den Gesprächen rund um die Preisverleihung, wie wichtig Ihnen diese Kooperationen sind, wie wichtig das Netzwerk ist und dass es ihnen sehr viel Mut macht zu sehen, dass sie hier eine breite Unterstützung aller Veranstalter Organisationen erfahren. Nicht nur die Preisträger-Filme, sondern auch alle anderen Werke zeigen in beeindruckender Weise wie wichtig es ist, dass wir die Menschenrechtsverletzungen sehen und auch im Bereich Bildung darauf aufmerksam machen. Ein beeindruckender Abend, der uns, die wir in Bildung tätig sind, viel Mut macht. Das Medium Film ist ein Mittel, welches wir gut in Schule und Bildung einsetzen können. Der Preisträger Film in der Kategorie Bildung wird für alle Schulen kostenfrei zur Verfügung gestellt werden."

Sandra Oehring: "In diesem Jahr sind 385 Filme eingereicht worden. Diese große Anzahl an Einreichungen zeigt bereits die große Brisanz, die das Thema Menschenrechte hat. Beim Anschauen der Filme ist mir eindrücklich in Erinnerung geblieben, dass für Menschenrechte überall auf der Welt von sehr engagierten Menschen und Gruppen eingestanden wird. Besonders beeindrucken fand ich den Film "Der lange Weg der Sinti und Roma" - Preisträger in der Kategorie Kurzfilm 2022. In diesem Film, erzählen Sinti und Roma aus unterschiedlichen Generationen, wie es sich in Deutschland lebt. Blicke in die Vergangenheit aus der Perspektive der Erzählenden zeigen, welch immenser Verfolgung und Stigmatisierung Sinti und Roma ausgesetzt waren. Dadurch bekommt der Film für mich eine emotionale Tiefe. Zilli Schmidt beispielsweise, welche mit ihrer Tochter im Vernichtungslager Ausschwitz inhaftiert war, spricht mit Tränen in den Augen über diese Zeit. Ihre Tochter kam zu Tode und nur ein Foto blieb ihr. Der Film untermauert die Erzählungen mit Fakten und gut recherchiertem Archivmaterial. Ein insgesamt trauriges Bild Nachkriegsdeutschlands hinsichtlich der Diskriminierung der Sinti und Roma kommt zum Vorschein. Die Stigmatisierung dauerte bis in den 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts an, als die Bundesregierung den Massenmord der Nationalsozialisten als Völkermord anerkannte. Und noch heute begegnen den Sinti und Roma Vorurteile in ihrem täglichen Leben, die auf die damalige Stigmatisierung und Verfolgung zurückzuführen sind.