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Von ungleichen Duos und dem Entdecken von Geheimnissen

Für den Oktober empfiehlt das Forum Lesen Bücher, in denen die Protagonist:innen die Gemeinschaft mit anderen genießen - trotz, oder gerade wegen der Unterschiede. Sie merken: Gemeinsam sind sie stark!

Julia und ihr kleiner Urgroßvater

Von Jens Sparschuh

 

 

  • Mit Bildern von Julia Dürr
  • Verlag: Gerstenberg
  • ISBN: 978-3-8369-6142-4
  • Preis: 13,00 Euro
  • Seiten: 125
  • Altersempfehlung: ab 7 Jahren

Julia verbringt einige sehr glückliche Tage bei ihrem Urgroßvater August. Er hat viel Zeit für sie, hört ihr zu und erzählt aus seinem Leben. Als sie das nächste Mal mit ihrer Familie zu ihm fährt, ist dies zu seiner Beerdigung.

Julia und ihr Urgroßvater haben eine ganz besondere Beziehung zueinander. Dieser letzte Sommer, den sie bei ihm verbringen darf, bringt die beiden einander noch näher. Berührend und liebevoll wird die gemeinsame Zeit erzählt.

Inhalt:

Julia darf erstmals allein eine Woche bei ihrem Urgroßvater August verbringen. Ihre Eltern müssen arbeiten, der große Bruder „zockt“ lieber und die Großeltern sind mit Reisen und ihrem eigenen Leben beschäftigt. Das beschauliche Leben auf dem Land mit Hühnern und Katzen gefällt dem Mädchen. Ihr Urgroßvater August nimmt sich Zeit für sie, er hört ihr zu und nimmt ihre Probleme ernst. Dabei versucht er ihr mit klugen, anschaulichen Ratschlägen zu helfen. Zudem erzählt er ihr aus seinem Leben, von seinem Beruf, seinen Erlebnissen und seiner geliebten Frau Hilde, die bereits verstorben ist. Während Julia in all den Jahren immer größer wird – August misst sie nämlich immer – wird ihr Urgroßvater immer kleiner. Er scheint zu schrumpfen. Julia und August verbringen eine sehr intensive und schöne Zeit miteinander. Als das Mädchen im Oktober mit ihrer Familie wieder zu ihm fährt, ist er verstorben und alle sind auf seiner Beerdigung. Julia ist über seinen Tod sehr traurig. In seiner Werkstatt nimmt sie sich als Erinnerung seinen Schlapphut mit, damit sie ihren Urgroßvater niemals vergisst.

Bewertung:

Julia und ihr Urgroßvater verstehen sich, obwohl sie doch viele Jahre trennen. Beide hören sich gern zu und verbringen viel Zeit miteinander. Diese besondere Verbindung eines sehr jungen Menschen zu einem sehr alten ist das Hauptthema dieses Kinderbuches, welches der Autor kindgemäß und leicht verständlich erzählt. Kurze Sätze erleichtern das Lesen. Die einfach gehaltenen Schwarz-Weiß-Illustrationen, die teilweise eine ganze Seite einnehmen, veranschaulichen einzelnen Szenen fantasie- und humorvoll.

Der Altersunterschied der beiden Hauptpersonen und ihr Umgang miteinander wird wunderbar dargestellt. Zum einen unterstützt August seine Urenkelin durch seine Lebenserfahrung und seine Ratschläge, trotzdem ist er aber auch Kind geblieben oder wieder geworden. Dies spiegelt sich zum einen in seinen lustigen Geschichten von früher wider, zum anderen in seiner nächtlichen Begeisterung, wenn er heimlich mit seiner Modelleisenbahn spielt. Durch das gemeinsame Spielen mit dieser bekommen die beiden eine noch engere Beziehung zueinander.  Eine neue Rollenverteilung ergibt sich, als Julia sich liebevoll um ihren Urgroßvater kümmert, als es diesem nicht so gut geht.

Ein wunderschönes und sehr berührend geschriebenes Kinderbuch, das sich gut zum Vorlesen und für alle Generationen zum Lesen eignet.

Im Wald der wundersamen Wege

Von Ramona Wultschner & Lisa Hänsch

 

 

  • Mit Bildern von Ramona Wultschner & Lisa Hänsch
  • Verlag: ess!inger
  • ISBN: 978-3-480-23728-9
  • Preis: 13,00 Euro
  • Seiten: 106
  • Altersempfehlung: ab 7 Jahren

Grete und Hannes finden wandern im Wald langweilig. Als sie jedoch von den Geheimnissen des Waldes hören, machen sie sich auf, um diese zu finden. Gemeinsam erleben die Kinder viele Abenteuer.

Das Konzept dieses Buches „Hier entscheidest DU“ spricht Kinder konkret an, interaktiv zu lesen. So kann das Buch immer wieder aufs Neue gelesen und neue Entdeckungen gemacht werden.

Inhalt:

Die Geschwister Grete und Hannes machen mit ihrem Papa und Oma Elfie eine Waldwanderung und finden es langweilig - bis ihnen Oma Elfie einige Geheimnisse des Waldes erzählt. So sollen hier Sachen verschwinden, es gibt einen Glitzerschatten, ein Seeungeheuer und einen berüchtigten Räuberschatz. Die Kinder sind sofort begeistert und machen sich am nächsten Tag auf in den Wald. Und wirklich entdecken sie einige Geheimnisse des Waldes und erzählen dies später ihrem Papa und Oma Elfie.

Bewertung:

Welche Geheimnisse die beiden entdecken, dies hat der Leser selbst in der Hand. Er muss sich am Ende einiger Kapitel entscheiden, welchen Weg er im Wald weitergehen möchte. Dann liest man auf der jeweiligen Seite weiter und findet zusammen mit Grete und Hannes ein Geheimnis des Waldes. Durch dieses Konzept „Hier entscheidest DU“ kann das Buch immer wieder aufs Neue gelesen werden und wird nicht nach einmaligem Lesen ins Bücherregal gestellt. Jedes Mal gibt es neue Geheimnisse zu entdecken und ein anderes Ende, in welchem die Kinder Oma und Papa alles erzählen.

Sprachlich ist das Kinderbuch kindgerecht und fantasievoll geschrieben, viele großformatige, farbige Illustrationen lockern den Text auf. Am Ende werden die Tiere und Pflanzen, welche im Buch vorkommen, vorgestellt. So kann der Leser überprüfen, ob er wirklich schon alles gelesen hat. Weiterhin gibt es einen QR-Code mit extra Mal- und Bastelvorlagen.

Grimm und Möhrchen

Von Stephanie Schneider

 

 

  • Mit Bildern von Stefanie Scharnberg
  • Verlag: dtv
  • Seiten: 125
  • ISBN: 978-3-423-76366-0
  • Preis: 14,00 Euro
  • Altersempfehlung: ab 5 Jahren

Der Buchhändler Grimm liebt seinen Beruf. Aber er lebt allein und ist etwas schüchtern. So fühlt er sich oft einsam.  Als eines Tages ein Zesel, eine Mischung aus einem Zebra und einem Esel, in seinen Laden kommt, ändert sich alles.

Zwei sympathische Hauptpersonen und ihre gemeinsamen Erlebnisse stehen im Mittelpunkt dieses Vorlesebuches. Anschaulich und mit viel Sprachwitz erzählt die Autorin von den Ideen, welche die beiden zusammen ausprobieren.

Inhalt:

Der Buchhändler Grimm, der selbst auch Geschichten schreibt und dichtet, hält die Abenteuer, die er mit dem Zesel erlebt, auf dessen Wunsch auf Papier fest. Eines Tages taucht das Wesen bei ihm in der Buchhandlung auf und bringt neuen Schwung in sein bisheriges Leben. So sammeln sie zum Beispiel altmodische Wörter wie Anstandswauwau, Ohrenschmaus oder Kokolores. Diese schreiben sie auf und schmücken damit den Buchladen. Ein anderes Mal bauen sie aus Pappe und Karton kreative Dinge wie eine Rakete oder eine Waschmaschine.  Der Zesel regt auch eine Büchervorlesestunde für Kinder an, die diese sehr genießen. Als der Zesel aus von Grimm beschriebenem Papier Boote bastelt, wird Grimm zunächst ärgerlich, aber auch hier findet sich eine gute Lösung. Am Ende des Buches feiern die beiden zusammen ihr erstes Weihnachtsfest.

Bewertung:

Das Buch umfasst dreizehn Kapitel, jedes davon erzählt eine in sich abgeschlossene kleine Geschichte der beiden Hauptpersonen. Deren Erlebnisse sind nicht nur fantasievoll und amüsant zu lesen, besonders hervorzuheben ist der Sprachwitz sowie die vielen Neologismen, die sich die Autorin einfallen lässt, wie zum Beispiel „ein nudelsuppenwarmes Gefühl im Bauch“ haben. Die ansprechenden, farbigen Illustrationen veranschaulichen die kreativen Texte humorvoll und kindgerecht. Das fantasievoll geschriebene Buch eignet sich hervorragend zum Vorlesen für ältere Kindergartenkinder, aber auch für Grundschulkinder zum Selbstlesen.



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