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Simone Fleischmann im Axel-Hacke-Podcast Startseite
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Was wird Corona in der Schule verändern?

Es geht über die zentralen Fragen des Lernens und der Schule nach der für uns alle bedrohlichen Erfahrung der Krise: BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann spricht mit Axel Hacke und Ursula Mauder im Podcast "Unter einer Decke".

„Axel Hacke ist der Popstar unter den Schriftstellern. Er hebt die Trennung von ernst und unterhaltsam auf.“ Mit diesen Worten berichtete die Mainpost am 3. März 2020 über einen von Hackes letzten Live-Auftritten kurz vor dem Shutdown. Was tut Hacke nun im Shutdown? Er kommt mit 40-minütigen Podcasts zu seinen Fans. Und das zusammen mit seiner Frau Ursula Mauder, Drehbuchautorin und Sängerin. Sie plaudern unter dem Titel „Unter einer Decke“ über Lebensfragen wie Angst, Illusionen, Hoffnung – mal tiefgründig und nachdenklich, mal locker und heiter – immer aber unterhaltsam und kurzweilig. Und von Zeit zu Zeit kommt ein Gast zu ihnen: Eckart von Hirschhausen, Julian Nida-Rümelin und jetzt Simone Fleischmann.

Auf Knopfdruck anders – das geht nicht

Lernen ist ihr Thema, Lernen in Coronazeiten. Was heißt das für die Lehrerinnen und Lehrer? Was wird Corona in der Schule verändern? Oder bleibt doch wieder alles beim Alten? Simone Fleischmann ist in ihrem Metier. Endlich kann sie ausholen und ihre Überlegungen darlegen und ist nicht auf Kurzstatements in Fernseh- oder Radiointerviews begrenzt.

Ja, die Krise hat die Schwächen des Schulsystems ans Licht gebracht, so Fleischmann, und die meisten Lehrerinnen und Lehrer haben sich „wahnsinnig bemüht, in einem völlig neuen Modus Schule zu machen, so wie sie es noch nie gemacht haben“. Da waren viele gute Ansätze, großes Engagement und dennoch war und ist immer noch vieles äußerst schwierig. „Mit Knopfdruck in einer solchen Krise dann plötzlich ganz anders – das geht nicht.“

Fleischmann berichtet, wie sie am Anfang der Krise fest davon überzeugt war, dass nun die einzelne Schule entscheiden muss – Eigenverantwortung war für sie das Gebot der Stunde. Und dann? Viele Kolleginnen und Kollegen fühlten sich allein gelassen, sie riefen nach Richtlinien von oben. Und die kamen. Über 200 kultusministerielle Schreiben erreichten die Schulen, in denen alles bis ins Detail geregelt wurde, so detailliert, dass viele Schulen das gar nicht mehr wirklich alles aufnehmen konnten. Die Erwartung, mutig voran zu gehen, ist gescheitert, räumt Fleischmann ein. Und dennoch: Die Krise macht auch Mut. Viele wollen neue Ideen einbringen, sie wollen „mit Volldampf“ etwas ändern, denn eines zeige die Krise sehr deutlich: Die Schule müsse sich ändern, vor allem aber auch unser Bild von Schule.

Was muss Schule leisten?

Die Schule müsse die Frage beantworten: „Was braucht ein Kind in der Entwicklung, dass es morgen bestehen kann?“ Für Fleischmann ist die Antwort klar: Mehr als nur abfragbares Wissen. Corona habe gezeigt, dass es nicht nur um die Schulaufgabe gehe, sondern um die Entwicklung des ganzen Menschen: Herz, Kopf und Hand – das pädagogische Credo. Und die Eltern seien durch die Krise offener dafür geworden.

Einen breiten Raum im Gespräch nimmt die soziale Frage ein. Wenn in den Medien über Schule gesprochen wird, assoziieren die fragenden Journalisten fast immer die Welt ihrer Kinder und das ist die Welt des Gymnasiums. Aber, so Fleischmann, das sei nur ein Teil der Realität. Der andere ist wesentlich ernüchternder: Eltern, die nicht greifbar sind, Eltern, die sozial marginalisiert sind, Familien, in denen Alkohol, Drogen, Verwahrlosung den Alltag prägen – und Kinder, die allein gelassen sind. Diese Familien haben kein Tablet für digitalen Unterricht, keine Eltern, die beim Lernen helfen, kein Geld für Nachhilfe. Da hätten viele Mittelschullehrer alles gegeben, diese Kinder nicht ganz zu verlieren. Aber das sei nicht im Bewusstsein, denn wir reden immer von der Schule in Form des Gymnasiums. Das alles habe die Coronakrise wie im Brennglas deutlich gemacht. Dem müsse man sich stellen in der Diskussion um Schule und jetzt auch bei der Frage des Einsatzes digitaler Medien.

Axel Hacke und Ursula Mauder berühren in ihrem Podcast mit Simone Fleischmann die zentralen Fragen des Lernens und der Schule nach der für uns alle bedrohlichen Erfahrung der Krise. Das Gespräch wird zu einem tiefgründigen  und ehrlichen Nachdenken über unsere Schule, unsere Erwartungen an Lehrerinnen und Lehrer, und über pädagogischen Optimismus, den Simone Fleischmann so überzeugend präsentiert und der Axel Hacke an Albert Camus erinnert, der schrieb „Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen“.   

>> Lust auf 40 Minuten unterhaltsames und tiefgründiges Nachdenken über Schule, Lehrer, Politik mit Axel Hacke und Simone Fleischmann? Den Podcast finden Sie unter https://www.axelhacke.de

 

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