Bericht von Maximilian Wopinski & Sabine Bösl
Die Eichendorffschule gehört zu den wenigen voll gebundenen Ganztagsschulen in Bayern. Hier verbringen alle Schülerinnen und Schüler mindestens drei Tage pro Woche sieben Stunden in der Schule. Nicht alle Kinder erhalten zu Hause die gleiche Unterstützung, soziale Unterschiede können so besser ausgeglichen werden.
Der Unterricht ist durchdacht rhythmisiert, und musische sowie kreative Angebote sind fest integriert. Sie dienen nicht nur der Auflockerung, sondern leisten einen wesentlichen Beitrag zu einem ganzheitlichen Bildungsansatz, der über die klassischen Kernfächer hinausgeht.
Integrativ und nicht segregierend
Die Schülerschaft der Eichendorffschule zeichnet sich durch eine hohe Diversität aus: Fast 70 Prozent der Kinder haben einen Migrationshintergrund, und 35 Prozent der Eltern beziehen Transferleistungen. Doch für Schulleiter Helmut Klemm greifen Kategorien wie „Migration“ und „Armut“ zu kurz. Religion, familiäre Verhältnisse, kulturelle Werte, Sprachen sowie individuelle Stärken und Schwächen prägen die Lebensrealitäten der Kinder.
„Wir müssen integrativ denken, nicht segregierend“, betont Klemm. Schubladendenken und Normierung werden der Diversität der Schülerinnen und Schüler nicht gerecht.
Vom Außenseiter zur Vorzeigeschule
Die Transformation der Eichendorffschule begann 2015 mit der Umstellung auf den Ganztagsbetrieb. Damals galt die Schule als „Asi-Schule“, wie Klemm auf einem Elternabend hörte, was den Start seines Veränderungsprozesses prägte. Heute ist die Schule ein Modell für Bildungsgerechtigkeit und Eigenverantwortung. Viele Kinder wechseln nach der 4. Klasse - bedingt durch das bayerische Übertrittsverfahren - mit negativen Lernerfahrungen an die Mittelschule. Die Eichendorffschule legt wie viele Mittelschulen besonderen Wert darauf, diesen Kindern die Freude am Lernen zurückzugeben und ihr Selbstvertrauen zu stärken.
Individualisiertes Lernen: Selbstständigkeit fördern
Ein zentrales Element der Eichendorffschule sind die Lernbüros in Mathematik, Deutsch und Englisch. Hier arbeiten die Schülerinnen und Schüler klassenübergreifend in ihrem eigenen Tempo, dokumentieren ihren Fortschritt im Logbuch und nutzen Materialien in drei Schwierigkeitsstufen.
Anstelle von Leistungsklassen wie dem M-Zug setzt die Schule auf Differenzierung durch Material und eigenverantwortliches Lernen. Tests werden geschrieben, wenn Schüler und Lehrkraft gemeinsam den richtigen Zeitpunkt bestimmen. Dieses Konzept der „flexiblen Ausgangsstufe“ ermöglicht Abschlüsse wie den Qualifizierenden Abschluss oder die Mittlere Reife in individuellem Tempo.