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Endlich neues Standing für den Islamischen Unterricht

Den Islamischen Unterricht jetzt als Wahlpflichtfach anzubieten, ist ein Zeichen, dass er genauso viel wert ist wie Ethik, der katholische oder evangelische Religionsunterricht. In der Praxis fehlen aber qualifizierte Lehrkräfte.

Für BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann ist klar: Die Einführung des Islamischen Unterrichts als Wahlpflichtfach verleiht ihm gegenüber dem Modellversuch ein ganz neues Standing. Schließlich vermittelt dieser Schritt den Schülerinnen und Schülern, dass ihr Unterricht genauso viel wert ist wie Ethik, der katholische oder evangelische Religionsunterricht. 

Dass man jetzt raus ist aus dem Modellstatus war dem BLLV ein langgehegtes Anliegen. Doch hat der Verband auch frühzeitig auf ein Problem hingewiesen, vor dem man jetzt steht: An einigen Schulen, an denen es eigentlich Bedarf gegeben hätte, konnten die Schulleitungen leider kein Angebot unterbreiten, weil klar war, dass es keine qualifizierte Lehrkraft geben würde.

Problem: Fehlende qualifizierte Lehrkräfte

Auch Lehrkräfte des Islamischen Unterrichts spüren den Mangel akut im Unterricht. So berichtet Tuğba Bitikçioğlu, Mitglied der AG Islamischer Unterricht im BLLV, gegenüber dem Bayerischen Rundfunk, dass sie zum Teil 32 Schülerinnen und Schüler in einer Klasse habe. Mehr gingen nicht.

Zum Teil müssten also Schülerinnen und Schüler weiter den Ethikunterricht besuchen, obwohl sie eigentlich in den Islamischen Unterricht gehen wollen. "Man möchte ins Gespräch kommen über Einstellungen, Erfahrungen und Wünsche. Das geht nur, wenn jede und jeder zu Wort kommen kann", so Bitikçioğlu.

Lösung: Weitere Studienstandort

Aus Sicht Fleischmanns ist dies ein klarer Auftrag an die Staatsregierung und die Universitäten: Bayern wird in Zukunft mehr gut ausgebildete Islam-Lehrerinnen und -Lehrer brauchen. "Kinder mit muslimischem Glauben wollen in den Islamischen Unterricht, wir haben aber nicht genügend Kolleginnen und Kollegen, die den entsprechenden Bedarf abdecken." Ein Schritt zur Problemlösung ist aus Sicht des BLLVs etwa die Schaffung eines weiteren Studienstandorts für den Islamischen Unterricht neben der Universität Erlangen-Nürnberg. "Ein Studienstandort langt nicht auf lange Strecke", begründet Fleischmann diese Forderung.

Doch sieht Simone Fleischmann auch eine große Chance für die Zukunft des Islamischen Unterrichts. In Gesprächen sieht sie beim Kultusministerium eine "große Offenheit für den Ausbau des Fachs" und "Lust zur Weiterentwicklung". Dass trotz mangelndem Lehrpersonal mehr Standorte und mehr Schülerinnen und Schüler, die das Fach besuchen, im Vergleich zum Modellversuch zu erwarten sind, zeigt das Problembewusstsein seitens der Verwaltung.

Zu wenig Angebote in Gymnasien, Real- und Berufschulen

Ein weiteres Problem aus Sicht des Verbandes ist das mangelhafte Angebot an Gymnasien, Real- oder Berufsschulen. Dies berichtet auch Adel El Sheimy, ebenfalls Lehrkraft im Islamischen Unterricht, gegenüber dem BR: Er habe "Viertklässler, die sagen, es ist schade, dass es das letzte Jahr Islam-Unterricht" sei.

Denn der Unterricht sei zwar kein gleichwertiger Religionsunterricht, aber doch ein "safe space" und "emotionale Heimat" für muslimische Kinder und Jugendliche. Man könne auch unangenehme Fragen stellen begleitet von Lehrkräften, die diesen Beruf mit Herzblut machen. Dies liefere eine wichtige Unterstützung dabei, religiös mündig zu werden.

Weiterzuentwickeln ist nach Meinung des BLLV beim Islamischen Unterricht noch einiges. So bedauert Simone Fleischmann etwa, dass eine muslimische Religionsgemeinschaft für einen bekenntnisorientierten Religionsunterricht fehlt (im bekenntnisorientierten Unterricht lehrt ein Lehrkraft, die selbst der Religion angehört). Das sei weiterhin Ziel des BLLVs. "Bis dahin zeigt der Islamische Unterricht aber: Wir akzeptieren jedes Kind und jeden Jugendlichen in seinem muslimischen Glauben."

>> Der Link zum Radiobeitrag der BR-Sendung "Theo.Logik" (zwischen 12:35 und 21:15)

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