Sicherheitskonzepte an Bayerns Schulen
Auch die Schulen bereiten sich auf Extremfälle vor. In Bayern existieren für die rund 4.600 staatlichen Schulen detaillierte Vorschriften und Sicherheitskonzepte für das Verhalten in Gefährdungslagen. Nach Informationen des Kultusministeriums müssen diese von allen Schulen selbst laufend aktualisiert und eingeübt werden, wie der BR berichtet. Von der Schulaufsicht würden diese Sicherheitskonzepte regelmäßig überprüft. Seit 2013 seien staatliche Schulen in Bayern auch verpflichtet, Krisenteams unter Einbeziehung von Schulpsychologen zu bilden und in Zusammenarbeit mit der örtlichen Polizei oder Feuerwehr, Sicherheitskonzepte zu entwickeln.
Der Konrektor einer Mittelschule in München Moosach schildert, wie an seiner Schule mit überall verfügbaren Notfallplänen und Checklisten das genaue Vorgehen in Extremlagen festgelegt ist. Dabei ist es wichtig, dass die individuellen Gegebenheiten der jeweiligen Schule berücksichtigt werden, wie auch BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann bei BR24 betont. Dazu gehöre beispielsweise auch, wenn viele Kinder mit Migrationshintergrund eine Schule besuchen: "Wenn wir Schülerinnen und Schüler haben, die Traumata haben aufgrund von Kriegsgeschehen in ihrem Land, aus dem sie geflüchtet sind; die bei Alarmsignalen einen Flashback kriegen, die sofort Angst haben, auch wenn nur irgendwo etwas scheppert – da müssen wir uns darauf einstellen." Denn generell gelte: “Die Krisen der Welt sind am nächsten Tag im Klassenzimmer“, sagt Fleischmann gegenüber der FAZ. Auf Sorgen und Ängste müsse altersgerecht eingegangen werden, mit der klaren Botschaft: ”Wir tun alles für eure Sicherheit", so die BLLV-Präsidentin.
Vorbereitung und psychologische Unterstützung
Notfallpläne spielen dabei eine wichtige Rolle, auch um den Schülerinnen und Schülern Sicherheit zu geben. “Wenn so etwas Schreckliches an einer Schule passiert – was ich nie hoffe – dann haben wir eins, zwei, drei zu tun. Dann haben wir das geübt, dann hast du mich, den Lehrer, dann haben wir hier ein sicheres Netz. Wir haben die Polizei, wir haben die Feuerwehr. Wir haben klare Pläne, was zu tun ist. Das Wichtigste ist, Orientierung zu geben und Ängste zu nehmen.”
Zur FAZ sagte Fleischmann: “Es gibt keine Schule in Deutschland, die nicht für unterschiedliche Krisenlagen ein Konzept hat.“ Infolge des Amoklaufs an einer Schule in Winnenden 2009 hätten einige Schulen technisch stark aufgerüstet, berichtet die BLLV-Präsidentin: ”Es gibt Kommunen, die machen aus ihren Schulen Hochsicherheitstrakte. Da kommt eine Mutter nur mit Chipkarte rein.“ Andere Schulen würden eher auf offene Türen setzen und ein schulspezifisches Sicherheitskonzept verfolgen, in dem Lehrkräfte speziell geschult, Codewörter für Krisenkommunikation etabliert und in Lehrerkonferenzen Notfallprotokolle besprochen werden. Diese Konzepte würden dann auch regelmäßig von der Schulaufsicht überprüft.
Simone Fleischmann war selbst jahrelang als Schulpsychologin tätig und weiß wie wichtig diese Funktion auch im Krisenfall ist. In Bayern kommt bei Extremlagen das "Kriseninterventions- und -bewältigungsteam bayerischer Schulpsychologinnen und Schulpsychologen" zum Einsatz, dem 140 speziell ausgebildete Schulpsychologen angehören. Neben der notfallpsychologischen Unterstützung bietet das Team Fortbildungen für Lehrkräfte an und hilft Schulen dabei, sich auf mögliche Krisen vorzubereiten.
Für mehr Sicherheit an Schulen müssen Gesellschaft und Politik etwas tun
Sorgen bereitet Lehrkräften auch die generell zunehmende Gewaltbereitschaft an Schulen, warnt BLLV-Präsidentin Fleischmann. "Wir haben insgesamt eine Gewaltzunahme in der Gesellschaft, zwischen Kindern und von Kindern gegenüber Lehrern.“ Hier geht es aus Fleischmanns Sicht nicht um Alarmanlagen, sondern es braucht vor allem Prävention und Intervention: „Es gibt Waffengesetze, Interventionspläne, Gewaltpräventionsprogramme, Schulpsychologen, Beratungsfachkräfte“, berichtet Fleischmann in der FAZ. In der Debatte über ganz konkrete Vorsichtsmaßnahmen stellt die BLLV-Präsidentin aber klare Bedingungen: "Wenn man meint, es bräuchte Taschenkontrollen, kann man auch darüber nachdenken. Doch dafür braucht es Personal und genaue juristische Vorgaben von oben.“ Hier sei die Politik gefordert, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen – gerade auch mit Blick auf den akuten Personalmangel an Schulen.
Die BLLV-Präsidentin betont gegenüber der FAZ aber auch: “Solche Taten sind Gott sei Dank selten”. Aus ihrer Sicht bleiben Schulen daher ein Schutzraum für Kinder und Jugendliche.