Bild: Lehrkräfte gehen bereits jetzt über ihre Belastungsgrenze hinaus. Wie Unterricht in den kommenden, infektreichen Wintermonaten laufen soll, ist mehr als fraglich.
Bild: Lehrkräfte gehen bereits jetzt über ihre Belastungsgrenze hinaus. Wie Unterricht in den kommenden, infektreichen Wintermonaten laufen soll, ist mehr als fraglich.
Diskussion, ob Lehrermangel herrscht, oder nicht Startseite
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Kampf um die Expertise

Wer weiß wirklich, was an den Schulen los ist? Kultusminister und Realschullehrerverband sehen keinen Notbetrieb aufgrund Lehrermangels. Ganz anders sieht es der BLLV.

Eklatant sei der Lehrermangel derzeit und die Corona-Krise habe alles noch verschlimmert, sagt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann. An Regelbetrieb sei nicht mehr zu denken, nur noch an Notbetrieb. Groß ist die Zustimmung seitens Lehrerinnen und Lehrern - Mitgliedern und Nicht-Mitgliedern - auch nach der Pressekonferenz vergangener Woche. Dort forderte Fleischmann einen Lehrergipfel, um dem personellen Notstand in den Mittelpunkt zu stellen. Grundsätzlich anders sehen das Jürgen Böhm vom Realschullehrerverband und Kultusminister Piazolo.

Piazolo verneint den Lehrermangel und verweist darauf, dass er 800 zusätzliche Stellen für Teamlehrkräfte geschaffen habe. Die sollen Lehrkräfte ersetzen, die in der Corona-Pandemie zur Risikogruppe gehören. Zahlen, wie viele Menschen sich als Teamlehrer beworben haben und wie viele jetzt tatsächlich im Einsatz an Schulen sind, hat das Kultusministerium allerdings nicht berichtet. Tomi Neckov, 2. BLLV-Vizepräsident und selber Schulleiter, betont außerdem: „Wenn ich zum Arzt wegen Herzproblemen gehe, möchte ich auch von einem Arzt behandelt werden, der für mein Problem ausgebildet wurde. Und nicht von einem Teamarzt.“ Als Vorraussetzung, um als Teamlehrkraft vor einer Klasse zu stehen, gilt nämlich lediglich ein abgeschlossenes Hochschulstudium - egal welcher Fachrichtung.

Bereits jetzt sind alle Personalkapazitäten ausgeschöpft

Und auch wenn der Kultusminister stolz darauf ist, dass derzeit 99 Prozent der Klassen im Präsenzunterricht säßen, ist das nicht der guten Personalplanung des KM zu verdanken, sondern dem unermüdlichen Einsatz der Lehrkräfte sowie Schulleiterinnen und Schulleiter. Neckov warnt: "Schulleiter werden unter der Last zusammenbrechen." Ihm graust der Blick in die Zukunft: Der Winter und die Grippesaison stehen vor der Tür. Und es seien bereits jetzt alle Personal-Kapazitäten ausgeschöpft. Durch Corona könnte man aber jetzt nicht mehr die Klassen aufteilen - wie vor der Pandemie üblich.

Ein ganz anderes Bild von der derzeitigen Situation an den Schulen zeichnet hingegen Jürgen Böhm, 1. Vorsitzender des Realschullehrerverbands. Er verneint einen Notbetrieb an Realschulen. Zwar müsse man die Zusatzbelastungen, die Lehrkräfte durch Corona zu leisten hätten, im Blick behalten, so Böhm. Er fordert außerdem von der Politik „rechtssichere Rahmenbedingungen“ hinsichtlich der Benutzung von Kommunikationsplattformen wie Microsoft Teams.

Laptops machen keinen Unterricht

Gut, wenn jetzt Geld in die Hand genommen wird, damit die Schulen für die Corona-Pandemie gerüstet sind. Doch BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann warnt: „Milliarden werden für alles Mögliche ausgegeben. Alles wichtige Dinge, aber wertlos, wenn es zu wenige Lehrer gibt. Denn nicht Laptops machen Unterricht, sondern wir. Wir geben Schülerinnen und Schülern das, was sie jetzt dringend brauchen: Beziehung und ganzheitliche Bildung.“

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