Bild: Birgit Dittmer-Glaubig (Leiterin Abteilung Berufswissenschaften)
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Pressekonferenz des Kultusministeriums zur "Digitalen Schule der Zukunft" Startseite Topmeldung
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Kultusminister Michael Piazolo berichtet über den Fortschritt Bayerns beim digitalen Lernen an Schulen

In einer Pressekonferenz am 20. April berichtete Kultusminister Piazolo über die Digitalisierung an Bayerns Schulen und lobte insbesondere die Ergebnisse des Pilotversuchs "Digitale Schule der Zukunft". Eine Einordnung von Birgit Dittmer-Glaubig.

"Mobiles Lernen, digitale Wissensexplosion, Social Media, Künstliche Intelligenz, ChatGPT. All dies hat massive Auswirkungen auf den Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schulen. Insbesondere das Lernen mit mobilen Endgeräten wird immer wichtiger." So hieß es in der Einladung zur Pressekonferenz des Kultusministeriums, die am 20. April in München stattfand. Beim Termin gab Michael Piazolo einen Einblick in die Entwicklung an den bayerischen Schulen und in das Pilotprojekt „digitale Schule der Zukunft“ an dem derzeit 250 Schulen in Bayern teilnehmen.

Die Schulen im Projekt verfügen unter anderem über eine 1:1 Ausstattung der Schülerinnen und Schüler mit digitalen Endgeräten. In der derzeit laufenden Pilotphase werden rund 33 Millionen Euro für die Ausstattung aller Schülerinnen und Schüler mit einem Gerät investiert. Bei der späteren flächendeckenden Umsetzung sei von jährlichen Kosten von rund 150 Millionen Euro auszugehen. Im kommenden Schuljahr soll der Pilotversuch um weitere 100 Schulen erweitert werden. Ab dem Schuljahr 2024/25 sollten sich dann alle der bayernweit rund 4000 weiterführenden und beruflichen Schulen auf diesen Weg machen können. Am Pressegespräch nahmen auch Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte einer der Modellschulen teil.

Das Kultusministerium zeigt sich zufrieden mit der Entwicklung

Das Kultusministerium nutzte den Anlass auch, um die Fortschritte in der Digitalisierung des Unterrichts in Bayern ganz allgemein in ein positives Licht zu rücken. Vor allem durch die Corona-Pandemie habe die Digitalisierung einen enormen Schub erhalten. Inzwischen gebe es rund 71.500 digitale Klassenzimmer sowie mehr als 560.000 mobile Endgeräte für Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte, zählte er auf. Außerdem hätten aktuell 99 Prozent der Schulen schnelles Internet.


Birgit Dittmer-Glaubig, Leiterin der Abteilung Berufswissenschaften im BLLV, sieht auch selbst die positive Entwicklung an den Schulen und die Möglichkeiten, die sich den Lehrerinnen und Lehrern ebenso wie den Schülerinnen und Schülern zunehmend bieten. Sie blickt aber auch gespannt in eine Zukunft, in der nicht alles immer einfach und reibungslos sein wird: "Der Kultusminister hat es angekündigt: Als Nächstes geht es darum, den Modellversuch aus dem Modell rauszuholen, auf viele weitere Schulen auszudehnen und in die Breite zu bringen.

Raus aus dem Modell und rein in den Alltag?!

Wir sehen die positiven Aspekte und die schnelle Entwicklung, die zuletzt vor allem durch Corona getrieben wurde, wie wir es auch im Thesenpapier des BLLV zur Schule im Zeitalter der Digitalität dargestellt haben. Aber müssen auch an die Fragezeichen denken und wir müssen an alle denken, die wir auf diesem Weg mitnehmen müssen: Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrkräfte, Sachaufwandsträger und viele mehr. Und wir müssen die beeindruckenden Zahlen hinterfragen.

Ja, wir haben alle gemeinsam einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Nicht zuletzt, weil sich viele Lehrerinnen und Lehrer auf den Weg gemacht haben, um- und neugedacht haben, und die Entwicklung begrüßt und begleitet haben. Der Kultusminister hat von 165.000 Teilnahmen von Lehrkräften an Fortbildungen zum Thema Digitalisierung im letzten Jahr gesprochen. Diesen Kraftaufwand und diese Bereitschaft sollten wir an dieser Stelle auch würdigen. Dabei wollen wir uns nicht in erster Linie selbst loben, sondern darauf hinweisen, was es alles braucht und wen es alles braucht, um die Vision der digitalen Schule wahr zu machen. Und wir müssen uns bewusst machen, wie viel Ausbildung und exzellente Fortbildungsangebote weiterhin nötig sind, um weiter voran zu kommen. Dass wir dafür alle im aktuellen Lehrkräftemangel und bei der Personalsituation an den Schulen auch die Zeit finden müssen, kommt dazu. Die Zahlen zeigen, dass die Lehrerinnen und Lehrer bereit dazu sind und die Entwicklung mittragen. Aber es geht nicht von heute auf morgen.

Beim "Leuchtturm" den Blick auf den Alltag nicht verlieren

Und wir sollten uns bewusst machen dass - wie auch der Kultusminister einschränkend ergänzt hat - zwar vielleicht 99 Prozent der Schulen offiziell über schnelles Internet verfügen (auch wenn man diese Zahl ebenfalls hinterfragen kann), dass diese Bandbreite vielerorts aber nicht für mehrere Klassen gleichzeitig ausreicht. Dazu kommt, dass wir nicht einfach auf "digital" umschalten können oder auch sollten. Medienkompetenz schulen und entwickeln ist hier die große und wichtige Aufgabe. Auch hier müssen Lehrkräfte, Eltern, Schülerinnen und Schüler in einem Boot sitzen.Dazu gehört es, mit der neuen Selbständigkeit und mit selbstorganisiertem Lernen umgehen zu können. Präsentationen zu erstellen und eigene Lernprodukte wie Videos oder Podcasts zu erstellen und selbst zu präsentieren ist genau das richtige Ziel. Dieses Ziel ist aber auch sehr zukunftsorientiert und diese Art des Lernens und Arbeitens kann nicht einfach angeordnet werden. Mit dieser Selbständigkeit umgehen zu können und sie zu erlernen, ist etwas, das begleitet werden muss und das für jedes Kind und jeden Jugendlichen anders funktioniert. Hier liegt eine große Chance für individuelle Förderung aber auch ein großer Kraftaufwand um diese zu erreichen. Dafür müssen wir uns alle die Zeit nehmen die es braucht. Zeit, die derzeit nur die wenigsten haben.

Leuchtturmprojekte wie die digitale Schule der Zukunft zeigen uns was möglich ist und wo es hingehen kann. Nicht vergessen dürfen wir dabei, dass ein Leuchtturmprojekt eben genau das ist: Ein Leuchtturmprojekt von dem viele andere nur träumen können. "Noch" möchte man gerne sagen, aber dafür braucht es eben viel mehr Geduld und Ausdauer als für den ersten oder auch den hundertsten Leuchtturm. Wir müssen uns immer bewusst machen, dass das Tablet alleine keinen Unterricht macht. Und auch nicht die Lehrerinnen, Lehrer und Schüler alleine. Dafür braucht es den langen Atem von allen, die an der Schule beteiligt sind."