Bild: Was helfen kann, um im Lehrerberuf besser mit Stress und Belastungen umzugehen: Achtsamkeit.
Bild: Was helfen kann, um im Lehrerberuf besser mit Stress und Belastungen umzugehen: Achtsamkeit.
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Stressresistenter dank Achtsamkeit

Als gemeinnützige Organisation setzt sich das AVE-Institut für mehr Achtsamkeit in der Pädagogik ein. Mit diesem Ziel produzierten sie den Dokumentarfilm "Teachers for Life", der pädagogische Ansätze zeigt, die den Alltag von Lehrenden erleichtern können.

Das kennen Lehrkräfte gut: Mit hechelnder Zunge im Klassenraum ankommen. Die  Unterrichtsstunde, die folgt, will einfach nicht rund laufen und obendrein ist die eigene Geduld für die Fragen von Schülerinnen und Schülern schon viel schneller erschöpft, als man das eigentlich gern hätte: Manchmal wachsen Lehrkräften die hohen Belastungen, die der Beruf mit sich bringt, über den Kopf.

Was helfen kann, um besser mit Stress und Belastungen umzugehen: Achtsamkeit. Lehrkräfte, die sich in Achtsamkeit üben, sind weniger gestresst und steigern ihr allgemeines Wohlbefinden. Im zweiten Schritt fließt das Erlernte dann auch in die Lehrerpersönlichkeit ein und zeigt sich als positive Stimmung im Klassenzimmer. Auch die Schülerinnen und Schüler profitieren von Achtsamkeitsübungen, die Lehrkräfte dann in einem dritten Schritt selbst anleiten können.

Wie genau das in der Praxis aussehen kann, dafür bietet das AVE-Institut (Institut für Achtsamkeit, Verbundenheit, Engagement) jede Menge Expertise. Das Institut aus Darmstadt hat sich zum Ziel gesetzt, Menschen für mehr Achtsamkeit und Empathie im pädagogischen Bereich, also in Schule, Kita, Hochschule und Familie, zu sensibilisieren und sie auch auszubilden.

Was ist Achtsamkeit?

Achtsamkeit steht aktuell medial besonders im Fokus. Die Bewusstseinsschulung kommt ursprünglich aus der buddhistischen Tradition. Die Praktiken der Einsicht, Besinnung und Meditation finden sich aber auch im Christentum, Islam, Judentum oder Hinduismus. Zusammengefasst bezeichnet Achtsamkeit die natürliche Fähigkeit von Menschen, ihre Aufmerksamkeit bewusst lenken zu können und besonders im Augenblick präsent zu sein. Die achtsame Haltung beinhaltet, Menschen und Situationen vorurteilsfrei, akzeptierend und empathisch gegenüber zu treten. Das führt dazu, dass Menschen offener und gelassener werden.

Klassischerweise, so die AVE-Geschäftsführerin Dr. Nina Bürklin, wenden sich Lehrkräfte dem Thema Achtsamkeit zu und treten an das AVE-Institut heran, wenn sie das Gefühl haben: So kann es nicht weitergehen. Wenn sie einen hohen persönlichen Leidensdruck in sich tragen oder hohem Konfliktpotential gegenüberstehen.

Durch achtsame Haltung mit mehr Ruhe und Klarheit im Klassenzimmer stehen

Bürklin berichtet von Lehrkräften, die durch eine achtsame Haltung mit mehr Ruhe und Klarheit im Klassenzimmer stehen. Kleine Übungen helfen ihnen, besser durch den Alltag zu kommen. "Sie sagen, dass sie weniger dieses Hamsterrad-Gefühl haben und sich dadurch einfach wohler fühlen", erklärt Bürklin.

Dadurch, dass Lehrkräfte entspannter auftreten würden, entstünde für die Schülerinnen und Schüler eine bessere Lernatmosphäre. Das merkt man z.B. daran, dass sie sich häufiger trauen, nachzufragen, wenn sie etwas nicht verstanden haben und das Gefühl hätten: Hier werde ich als Mensch wahrgenommen.

Reaktionsketten durchbrechen

Außerdem sei es durch eine achtsame Haltung Lehrkräften möglich, automatische Reaktionsketten auf positive Weise zu durchbrechen, weil sie in den entscheidenden Momenten Abstand gewinnen und reflektieren könnten. Bürklin berichtet auch von Lehrkräften, die durch eine empathischere Haltung ihre Beziehung zu den Schülerinnen und Schülern verbessern und zu einem Verhältnis auf gesunder Augenhöhe gefunden hätten. Bemerkenswert: Dies führe auch häufig zu einem empathischeren, positiveren Umgang unter den Schülerinnen und Schülern untereinander und beugt Mobbing und Aggressionen in der Klasse vor.

"Achtsamkeit ist kein Allheilmittel für alle Probleme. Es ist ein Prozess und ein Weg, auf den man sich begibt"

Eines ist natürlich auch klar für Dr. Nina Bürklin: "Achtsamkeit ist kein Allheilmittel für alle Probleme. Es ist ein Prozess und ein Weg, auf den man sich begibt. Doch die Gehirnforschung bestätigt, was Übende längst wissen: Der Stress wird messbar weniger."

HINTERGRUND: AVE-INSTITUT

Das AVE-Institut wurde 2018 gegründet und ist eine gemeinnützige, unabhängige Organisation, die privat durch das Gründerehepaar Hanna und Dieter Paulmann finanziert wird. Mit einem deutschlandweiten Netzwerk an Kooperationspartnern und ausgebildeten Trainerinnen und Trainern vermittelt das AVE-Team Achtsamkeit direkt an Schulen. Zudem bietet das Institut Online-Trainings für Lehrkräfte an (Wie kann ich mit Achtsamkeit anfangen und regelmäßig üben? Wie vermittle ich Achtsamkeit an Kinder und Jugendliche?).

 

Als Einstieg in das Thema Achtsamkeit für Lehrkräfte bietet sich auch der Dokumentarfilm "Teachers for Life" an, den das AVE-Institut online kostenfrei zur Verfügung stellt. Dieser Film zeigt die bemerkenswerte Arbeit von Pädagog:innen aus England, Frankreich, Dänemark und Deutschland. Sie unterrichten mit der Haltung, dass Schüler:innen dann ihre persönlichen Fähigkeiten am ehesten entdecken könnten, wenn sie mit ihnen eine empathische Beziehung und Verbundenheit untereinander aufbauen würden.

Erste Schritte in der Achtsamkeitspraxis und Einstiegsangebote vom AVE-Institut:

  • Wie bringe ich Achtsamkeit in die Schule? 
  • Online-Kurse für Pädagog:innen
  • Online-Angebot: "Mittwochspraxis". Achtsamkeitspraxis für Pädagog:innen. Jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat um 20 Uhr findet ein Achtsamkeitsabend online statt. Das Angebot ist kostenlos und richtet sich an alle, die im pädagogischen Bereich tätig sind. Mit kurzen Impulsvorträgen, angeleiteten Achtsamkeitsübungen und Zeit für gemeinsamen Austausch.
  • Der Online-Kurs "Achtsame 8 Wochen" ist ein Achtsamkeitskurs speziell auf die Bedürfnisse und die Herausforderungen des Alltags von Pädagog:innen zugeschnitten. Sie lernen neue Methoden, um mit Stress umzugehen und mehr Resilienz aufzubauen.


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