PISA-Studie 2018 Startseite
Bildungsgerechtigkeit Heterogenität Individuelle Förderung

Tiefer Riss zwischen Gymnasien und anderen Schulformen

Die aktuelle PISA-Studie zeigt: Immer noch ist in Deutschland der Bildungsstand der Eltern ausschlaggebend für den Bildungsstand der Kinder. Besorgniserregend ist auch der Leistungsunterschied der Kinder von unterschiedlichen Schulformen.

Zum siebten Mal untersuchten Forscherinnen und Forscher der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) das Bildungsniveau von 15jährigen Schülerinnen und Schülern. Rund um den Globus testeten sie die Bereiche Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften. Grob zusammengefasst: Die deutschen Kinder liegen in der aktuellen Studie über dem OECD-Durchschnitt. Auf etwa demselben Niveau bewegen sich auch die Kinder aus Frankreich, USA, Schweden und Großbritannien.

Nachdem die Veröffentlichung der ersten PISA-Studie 2001 für viel Aufruhr gesorgt hatte, zeigte sich bei den nachfolgenden PISA-Studien eine Leistungssteigerung. Dieser Trend ist in der aktuellen Studie nicht mehr erkennbar. [Zum Kommentar von Simone Fleischmann zur aktuellen PISA-Studie geht es hier.] Positiv lassen sich die Zahlen der Studie bewerten, wenn man bedenkt, vor welchen Herausforderungen Lehrkräfte in den letzten Jahren standen: Sie kümmerten sich zum Beispiel um die Integration von geflüchteten Kindern. Die Schülerschaft wird immer diverser: 36 Prozent der Schülerinnen und Schüler wiesen in der Stichprobe einen Migrationshintergrund auf. Das heißt: Mindestens einer von den Eltern hat keinen deutschen Hintergrund. Das sind zehn Prozent mehr als in der Studie zuvor. Der BLLV fordert deshalb verstärkte Bemühungen und Förderung von Kindern mit Flucht- bzw. Migrationshintergrund.

Baustelle Bildungsgerechtigkeit

Ein Stich ins Lehrerherz ist der tiefe Riss, der zwischen Schülerinnen und Schülern aus Gymnasien im Gegensatz zu denen aus anderen Schulformen verläuft. Im Bereich Lesen zeigen die aktuellen Daten, dass die Ergebnisse zwischen besonders leistungsstarken Kindern (meist vom Gymnasium) und besonders leistungsschwachen besonders weit auseinander liegen. In kaum einem anderen Land wie in Deutschland steht das Bildungsniveau der Eltern für das der Kinder. Besonders alarmierend: Dieser Trend hat sich im Vergleich zur letzten Studie sogar verschlimmert. Erfreulich stimmt hingegen die Einschätzung der großen Mehrheit der Schülerinnen und Schüler, die ihren Lehrkräften Freude am Unterrichten bescheinigen.

Traurig stimmt auch die Einschätzung von einem Drittel der deutschen Schülerinnen und Schüler, die Lesen für Zeitverschwendung halten. Das Gros der Schülerinnen und Schüler liest nur, um an Informationen zu kommen. Ein Umstand, den der BLLV besonders bedauert. Schließlich sollten bereits Eltern ihren Kindern Bücher als Lebensbegleiter an die Hand geben. Das sollte sich in Zusammenarbeit mit der Schule fortsetzen. Lehrkräfte wiederum aber brauchen Zeit, um Kindern Freude am Lesen zu vermitteln. Deshalb setzt sich auch hier der BLLV stark für eine lebendig geführte Diskussion ein: Was soll Schule heutzutage eigentlich leisten?

Die aktuelle PISA-Studie zeigt schwarz auf weiß, was im deutschen Bildungssystem im Argen liegt. Sie ist vor allem eines: ein Auftrag an die Politik.