Brief von BLLV an Söder Startseite
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BLLV begrüßt Vertiefung des Digitalpakts

BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann unterstützt die Haltung von Ministerpräsident Söder, den Digitalpakt gerade jetzt in der Corona-Krise genau zu definieren. Fleischmann geht in einem Brief auf seine Aussagen genauer ein.

Am 16. Juni ging Ministerpräsident Markus Söder in einer Pressekonferenz auf das Thema "Digitalisierung und Schule" ein. Dabei vetrat er eine zukunftsweisende Haltung und war der Ansicht, dass eine Vertiefung der Inhalte des Digitalpaktes geleistet werden müsse, was auch der BLLV ausdrücklich begrüßt.


Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

als Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV) begrüße ich Ihre deutlichen Aussagen und Ihre zukunftsweisende Haltung zum Thema Digitalisierung und Schule auf der Pressekonferenz des Kabinetts am 16. Juni 2020.

Eine grundlegende Vertiefung der Inhalte des Digitalpakts ist ganz im Sinne unseres Verbandes. Es braucht gerade in der Unsicherheit der derzeitigen Krise eine Klärung wichtiger Themen. Jetzt kommt es aber auch auf eine schnelle Umsetzung an.

Die von Ihnen genannten Punkte kann ich deshalb in Gänze unterstützen und erlaube mir, auf Ihre Zitate aus der Pressekonferenz im Folgenden nochmals einzugehen:

Die zur Verfügung stehenden Mittel müssen von den Kommunen abgerufen werden.

Die digitale Ausstattung der Schulen ist eine in die Zukunft weisende Aufgabe. Die verbesserte Ausstattung der Schulen ist essentiell, um die Möglichkeiten der digitalen Medien angemessen nutzen zu können.

Wichtig ist die System-Administration in Form von IT Fachkräften.

Die technische Beratung und Betreuung der Schulen und Lehrkräfte ist ein maßgeblicher Faktor, damit Digitalisierungsprozesse gelingen können. Um Schule nachhaltig im digitalen Bereich gut aufzustellen und professionell zu begleiten, bedarf es professioneller, technischer Unterstützung von IT- Fachkräften.

Die Digitalisierung in Schule muss auf neue Füße gestellt werden.

Gerade jetzt, in Zeiten von nicht bzw. wenig stattfindendem  Präsenzunterricht hat sich gezeigt, welche Kompetenzen für ein selbstbestimmtes und selbstverantwortliches Lernen mit Hilfe digital aufgearbeiteter Lerninhalte notwendig sind. 

Virtuelles Lernen darf kein Notfallunterricht bleiben, sondern muss als Möglichkeit begriffen werden, um bestehende Angebote zu verbessern.

Virtuelles Lernen ist als Chance zu begreifen und sollte dabei stets den Fokus auf die Pädagogik behalten. Virtuelles Lernen muss als methodische Ergänzung des lehrerbezogenen Unterrichts gesehen werden. Als eine vom Lehrer gewählte  Möglichkeit, den auf Individualität und Nachhaltigkeit ausgerichteten Unterricht, der die Ganzheitlichkeit im Auge hat, sinnvoll zu ergänzen.

Es braucht Investitionen, auch in den Ausbau von Fortbildungen.

Die Kolleginnen und Kollegen haben sich auf den Weg gemacht und den Unterricht für digitale Inhalte aufbereitet. Sie sind motiviert, hier weiter zu arbeiten und die gewonnen Erkenntnisse weiter auszubauen. Der Wunsch nach Vertiefung dieser Kenntnisse ist sachimmanent. Es braucht deshalb Investitionen in den Ausbau von Fortbildungen, im Rahmen eines Gesamtkonzepts. 

Digitale Plattformen ermöglichen individuelle Betreuung auch des einzelnen Schülers, wenn daheim die notwendige Unterstützung nicht gewährt werden kann. Zugleich werden über diese Schiene individuelle Zugänge zu Schülern und Eltern möglich, die sich normalerweise als schwierig erweisen.

Ein Schlüsselfazit der Bildungsforschung zur Corona-Zeit lautet, dass gerade die Schülerinnen und Schüler, die unter erschwerten Bedingungen lernen, sich in dieser Situation am schwersten taten. Gerade für sie müssen digitale Angebote folglich mit besonderer Vorsicht betrachtet und das Lernen auf persönlicher Ebene gestärkt werden. Menschliche Kommunikation, Lernen und Verstehen basieren auf Beziehung. Dies darf keinesfalls in Zweifel gezogen werden. Der Einbezug von digitalen Medien kann als Ergänzung gesehen werden, wenn die Realität die echte Begegnung erschwert.

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, der BLLV sieht in diesen Aspekten grundlegende Bedingungen, damit unsere Schulen im Freistaat für die Zukunft fit gemacht werden. Durch die Veränderungen im Zuge der Corona-Krise wurde die Notwendigkeit dessen abermals deutlich. Die derzeitige Ausnahmesituation bedeutet für die Kolleginnen und Kollegen auch beim Thema Digitalisierung, neben den ständigen Herausforderungen an den Schulen und den verkündeten Notmaßnahmen im Januar, nochmals eine große Belastung. Deshalb dürfen die oben genannten Umsetzungsaspekte nicht on top auf die Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer kommen. Es braucht Entlastung für die Lehrkräfte vor Ort. Nicht die Kolleginnen und Kollegen dürfen für die Umsetzung zuständig sein, die politisch Verantwortlichen müssen dies jetzt angehen, wie Sie es auch formulierten. 

In der Anlage übersende ich Ihnen das BLLV-Positionspapier „Digitalisierung und Schule“, sowie die sechs politischen Thesen des BLLV zur Digitalisierung an Schulen.

Selbstverständlich stehen wir für Gespräche weiterhin zur Verfügung.

Herzlichen Dank.

Mit freundlichen Grüßen,

Simone Fleischmann

>> Der Brief von Simone Fleischmann an Ministerpräsident Markus Söder als PDF

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