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Das größte Problem im Schulbereich

„In hohem Ausmaß unseriös“ nennt Bildungsforscher Prof. Klemm die Prognose der Kultusministerkonferenz zum Lehrermangel. Schönrechnen ist aber das Letzte, was Schulen jetzt noch brauchen, stellt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann klar.

63.000 weniger Lehrkräfte zwischen 2020 und 2030 als es die Kultusministerkonferenz vorrechnet, sind nach dem Gutachten des renommierten Bildungsforschers Prof. Klaus Klemm tatsächlich zu erwarten. Dabei attestiert die KMK, dass selbst bei den eigenen Zahlen Personalnot herrschen werde. Für Klemm ist klar: „Der Lehrkräftemangel wird in den kommenden Jahren noch deutlich größer ausfallen als ohnedies schon von der KMK erwartet.“

Aus Sich des BLLV ist das eine fatale Entwicklung, denn: „Der Lehrkräftemangel ist das derzeit größte Problem im Schulbereich, auch in Bayern“, stellt Präsidentin Simone Fleischmann klar und warnt im Gespräch mit dem Wochenanzeiger München vor den Folgen:

Lehrermangel bremst Kernaufgaben aus

„Er stellt eine massive Bedrohung für Bildungsqualität, -gerechtigkeit und die Zukunft unseres Freistaats dar. Die größten Herausforderungen, mit denen Schule aktuell konfrontiert ist und künftig konfrontiert sein wird, – Corona, Integration, Inklusion, Digitalisierung, Ganztagsbeschulung, – werden ohne Bereitstellung der erforderlichen personellen Ressourcen nicht zu lösen sein. Realität ist auch in Bayern: Unsere Lehrerinnen und Lehrer arbeiten schon seit langem und nochmals verstärkt durch die Pandemie an oder oberhalb ihrer Belastungsgrenze. Die notwendige individuelle Förderung von Schülerinnen und Schülern ist unter den gegebenen Rahmenbedingungen in der Regel nicht mehr leistbar.“

Daher müsse die Politik endlich aufhören, die Realität schönzurechnen – zudem jetzt auch die Aufgabe, sich um geflüchtete ukrainische Kinder und Jugendliche zu kümmern, hinzukommt.

Leidtragenden von Fehlplanungen sind immer die Kinder

Besonders unrealistisch ist dabei die Langfristprognose der KMK, die für 2030 von bundesweit 14.000 fehlenden Lehrkräften ausgeht, während Prof. Klemm mit 81.000 fast das Sechsfache prognostiziert. Darin ist der zusätzliche Bedarf für Ganztagsausbau, Inklusion und zunehmende notwendige individuelle Förderung und Sozialarbeit noch gar nicht eingerechnet.

Angesichts der täglichen Situation an den Schulen, der aktuellen und kommenden Aufgaben und des Zögerns politischer Entscheider ist für Simone Fleischmann klar: „Die Krise des Lehrermangels wird schlimmer werden. Wir Lehrerinnen und Lehrer bekommen die Quittung für die Versäumnisse der Politik. Und letztlich vor allem unsere Kinder, denen wir nicht die Bildungsqualität bieten können, die sie verdient haben.“

Nichtstun und Schönrechnen ist verantwortungslos

Die BLLV-Präsidentin verweist dazu auf die Expertise „Zeit für Bildung – gerecht.investieren“, in der klar dargelegt ist, was nötig ist, um Schulen zu ermächtigen, jungen Menschen die Zukunftsperspektive zu eröffnen, die sie verdienen. Stand 2018 waren das 1,5 Milliarden Euro und 11.000 Lehrkräfte.

Das nannte die Politik damals unrealistisch, nun ist die Lage an den Schulen schlicht dramatisch. Simone Fleischmann stellt klar: „Sollten die politisch Verantwortlichen jetzt nicht handeln, steuern sie die Schulen wissentlich mit Tatenlosigkeit gegen die Wand.“

» Vollständiger Bericht: “L hr rm ng l n mmt z  - In den Schulen tun sich schmerzhafte Lücken auf“

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Dazu der Vorsitzende des BLLV-Dachverbands VBE (Verband Bildung und Erziehung), Udo Beckmann, auf Spiegel Online:
"Die Dynamik der Omikronvariante sorgt in den Schulen für ein immer dramatischeres Infektionsgeschehen und vermehrte Ausfälle von Lehrkräften durch eigene Infektionen und Quarantäne. Wir spüren in den Schulen Tag für Tag, wie sehr es sich jetzt mehr denn je rächt, dass die Politik den Schulen über Jahre hinweg die personelle Ausstattung verweigert hat, die sie für die Erfüllung ihrer Aufgaben gebraucht hätten und brauchen."

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