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Eltern und Lehrer: Gemeinsam fördern statt gegeneinander klagen

"Diese Note akzeptieren wir nicht - Welche Rechte Eltern in der Schule haben": Der Titel des Ratgebers von Thomas Böhm klingt nach Konfrontation, aber das Buch wirbt für konstruktives Miteinander. Das empfiehlt auch BLLV-Rechtsexperte Markus Rinner.

"Wenn der Umgang von Lehrern mit dem Schüler aus Sicht der Eltern nicht in Ordnung ist, dann marschieren sie ein.“ So beschreibt Markus Rinner, Leiter der Rechtabteilung des BLLV, im Gespräch mit RTL eine Tendenz, die Alltag an vielen bayerischen Schulen ist. Auslöser an den Grundschulen ist Rinner zufolge vor allem der Leistungsdruck, den für den Übertritt aufs Gymnasium nötigen Notenschnitt von 2,33 zu erreichen. Daher hat der Rechtsexperte viele Fälle mit Dritt- und Viertklässlern auf dem Tisch.

Doch nicht immer suchen Eltern nach Rechtsmitteln gegen den Notenschlüssel: Gerade in höheren Jahrgangsstufen sind häufig Ordnungsmaßnahmen bei Fehlverhalten Stein des elterlichen Anstoßes. Prinzipiell würden viele Eltern eine Sonderbehandlung für ihr Kind erwarten. „Es wird mehr verstärkte Betreuung gefordert, die wir aber mit einer Lehrkraft im Klassenverband kaum leisten können“, stellt Rinner die Rahmenbedingungen klar, unter denen Lehrerinnen und Lehrer arbeiten.

Fürs Kindeswohl: vertrauensvoll zusammenarbeiten

An unrealistischem Anspruchsdenken stößt sich auch Thomas Böhm, der die Diskussion mit seinem aktuellen Buch "Diese Note akzeptieren wir nicht - Welche Rechte Eltern in der Schule haben" befeuert hat. Darin spricht er sich trotz des zunächst etwas konfrontativ klingenden Titels für eine konstruktive Zusammenarbeit von Eltern mit Lehrern zum Wohle des Kindes aus und zeigt dabei auch Grenzen der Durchsetzbarkeit von Elternansprüchen auf: "Diejenigen, die das Buch in der Erwartung kaufen, ich brauche ein Arsenal von Ansprüchen und Rechten, die ich gegen die Schule einsetzen kann, werden erkennen, dass das Arsenal gar nicht so groß ist“, macht Böhm klar. „Und sie werden erkennen, dass ihr Standpunkt der gesetzlichen Anforderung zur vertrauensvollen Zusammenarbeit der Eltern mit der Schule widerspricht. Und sie werden hoffentlich erkennen, dass ihr Standpunkt auch gegen das Wohl ihres Kindes spricht."

Die Situation von Lehrerinnen und Lehrern beschreibt Böhm ähnlich wie BLLV-Experte Markus Rinner: „Das ist kein Lehrer, der individuellen Nachhilfeunterricht erteilt, sondern das ist ein Lehrer, der 30 Kinder unterrichtet“, gibt Böhm zu bedenken. Die von Eltern oft eingeforderte Sonderbehandlung für ihr Kind würde immer bedeuten, dass 29 andere Kinder nicht mehr angemessen beachtet würden.

Schule ist für alle da

Anwalt Henning Schulte im Busch, Experte für Verwaltungsrecht, sieht den Notendruck als Auslöser für viele der Fälle, in denen er Lehrer und Eltern vertritt: "Die Tendenz, dass man sich vermehrt gegen schlechtere Noten wehrt, die gibt es schon - einfach weil der Notendruck, dem man über NC-Verfahren - etwa was Mediziner und Juristen angeht - hoch ist“, berichtet Schulte im Busch.

Dennoch kritisiert Thomas Böhm auch einen Mangel an Gemeinsinn bei Eltern: "Es ist eine zunehmende Tendenz, dass die Eltern sich sehr, sehr stark auf ihre eigenen Interessen und Wünsche konzentrieren, und völlig vergessen, dass Schule eine Gemeinschaftsveranstaltung ist."

» zum Bericht auf rtl.de



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