Besondere Momente finden statt in Klassenzimmern, wenn Menschen, die das Grauen des Holocausts miterlebt haben, berichten. Und gerade sind es oftmals die Schüler*innen, die sich sonst schwertun, zuzuhören und einen Fokus zu finden, die dann plötzlich voll dabei sind: empathisch und interessiert. Nur: Zeitzeug*innen gibt es nur noch sehr wenige, bald gar keine mehr. Die Frage, wie dann Erinnerungsarbeit in Schulen umgesetzt werden soll – und so der Grundstein für eine demokratische, freie Gesellschaft von morgen gelegt wird – brannte den Gästen des Fachgesprächs „Erinnerung leben, Zivilcourage zeigen“ in der BLLV-Geschäftsstelle unter den Nägeln.

Erinnerung ist Gegenwart
Wie Schüler*innen der Holocaust nähergebracht werden kann und sie zu einer demokratischen Haltung finden, stand im Mittelpunkt beim BLLV-Fachgespräch „Erinnerung leben, Zivilcourage zeigen“.
Zusammen mit der Europäischen Janusz Korczak Akademie (EJKA) lud der BLLV am 10. Juli zu einem Nachmittag, der Ideen und Input von unterschiedlichen Seiten lieferte. Flankiert wurde der Nachmittag von der Fotoausstellung „Nie wieder“ von Dr. David Friedmann. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Programmreihe zum Gedenken des 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz statt. Gefördert wird diese Programmreihe vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales.
“Zivilcourage beginnt im Kleinen”, sagt Elias Jungheim
Für die BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann steht fest: „Wir als Bildungsinstitutionen, als Schulen, als Gesellschaft, müssen lauter sprechen. Erinnerung ist keine Rückschau. Erinnerung ist Gegenwart.“ Sich auf Augenhöhe zu begegnen, empathisch zu sein und andere Meinungen zuzulassen, sieht EJKA-Präsidentin Eva Haller als elementare Haltung, um gemeinsam in den Dialog zu gehen.
Elias Jungheim, Akademischer Leiter des Generalkonsulats des Staates Israel in München, zeigte anhand der eindrucksvollen Biographie des Rabbiners Leo Baeck, der zur Zeit des Nationalsozialismus deutsche Jüd*innen vertrat, „dass Zivilcourage kein demonstrativer Akt sein muss, sondern auch gelebter Alltag. Sie beginnt im Kleinen.“