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Zwei Jungs befreien sich von Last und Trauer

Zu Beginn des Jahres empfiehlt das Forum Lesen die Geschichte von zwei Jungs, die an ihre Grenzen gehen oder Traurigkeit zulassen, um am Ende frei von Ballast zu sein.

16x zum Himmel und zurück

Von Marlies Slegers

 

 

  • Verlag: Dressler
  • Seiten: 239
  • ISBN: 978-3-7513-0030-8
  • Preis: 15,00 Euro
  • Altersempfehlung: ab 12 Jahren

Der Vater des zwölfjährigen Pelle ist vor einem Jahr an Krebs verstorben. Pelle und seine Mutter vermissen ihn sehr, nichts ist seitdem wie vorher.

Es geht um ein schwieriges und sehr emotionales Thema: Wie geht man mit dem Verlust eines geliebten Menschen um? Der Autorin gelingt es, bei all der Trauer, welche die Protagonisten empfinden, auch ein Gefühl des Optimismus und eine bestimmte Leichtigkeit zu vermitteln. Ihr Leben geht weiter und neben dem Verlust, der immer ein Teil ihres Lebens sein wird, dürfen sie glücklich sein und bewusst ihr Leben positiv gestalten.

Inhalt:

Pelle vermisst seinen Vater, der vor einem Jahr an Krebs verstorben ist, sehr. Seine Mutter versinkt seitdem in ihrer Trauer und nimmt sich und ihre Umwelt kaum noch wahr. Doch sein Vater hat ihm 16 Briefe hinterlassen, die sein Leben und das seiner Mutter verändern. In seinen Briefen gibt er Pelle verschiedene Aufträge. So soll Pelle zum Beispiel ihr gemeinsames Baumhaus fertig bauen oder für seine Mutter ein schönes Kleid kaufen und sie dann zum Essen ausführen. Sein Vater hat auch Videos aufgenommen, in denen er seinem Sohn verschiedene Vorgänge erklärt, beispielsweise, wie man sich rasiert.

Pelle versucht, die Wünsche seines Vaters zu erfüllen. Dabei lernen er und seine Mutter nicht nur Jack kennen, der sich um sie kümmert und sie unterstützt, sondern Pelle trifft auch seinen Opa, den er bisher für tot hielt. Der Junge und seine Mutter sehen nun wieder nach vorne, auch wenn nicht alles so einfach ist. Sie haben neuen Lebensmut geschöpft und wissen, ihr Leben darf weitergehen. Es gibt Raum für ihre Traurigkeit, aber auch Raum für Freude und Lachen.

Bewertung:

Aus der Ich-Perspektive erzählt der zwölfjährige Pelle von seinem Leben, in Rückblicken vom langsamen Sterben des geliebten Vaters, wie er und seine Mutter mit ihrer Trauer umgehen, von seiner besten Freundin Eva, seinem ersten Verliebtsein und dem neuen Mann im Leben seiner Mutter.

Der Autorin gelingt es von Anfang an, den Leser in ihren Bann zu ziehen. Sie schreibt berührend und sensibel; mit wenigen Worten und Bildern stellt sie die Gefühle ihrer Hauptpersonen kindgerecht und nachvollziehbar dar. Dabei sind alle Personen durch und durch menschlich und machen Fehler; auch der verstorbene Vater wird nicht glorifiziert, es gibt keine Schwarz-Weiß-Malerei in diesem Werk.

Das Buch ist ein absolutes Highlight und kann wärmstens empfohlen werden. Auch als Schullektüre ab der 6. Jahrgangsstufe ist es aufgrund seiner vielfältigen, aktuellen Themen und der lebensbejahenden Grundbotschaft unbedingt geeignet.

Der Tag, an dem ich ein Vogel wurde

Von Ingrid Chabbert

 

 

  • Mit Bildern von Raúl Nieto Guridi
  • Verlag: Diogenes
  • Seiten: 40
  • ISBN: 978-3-257-01299-6
  • Preis: 18,00 Euro
  • Altersempfehlung: ab 5 Jahren

Was macht man nicht alles, um endlich von seiner großen Liebe beachtet zu werden! Der kleine Ich-Erzähler erzählt, wie er sich am ersten Schultag in Candela, seine Mitschülerin, verliebt und fortan um ihre Aufmerksamkeit ringt – mit Erfolg.

Der Reizüberflutung ein Schnippchen schlagend, kommt ganz bescheiden eine kleine große Liebesgeschichte um die Ecke.

Inhalt:

Wie beschwerlich ist die Liebe! Der kleine Junge verguckt sich am ersten Schultag in seine Mitschülerin Candela und hat nur noch Augen für sie. Doch das Mädchen wiederum hat nur Augen für Vögel. Ihrem Hobby widmet sie ihre ganze Zeit, sie beobachtet und zeichnet Vögel, wo sie geht und steht, und kümmert sich um schwache und verletzte Exemplare. So beschließt der Junge, sich ein riesiges Vogelkostüm zu basteln und es dann auch im Schulalltag und in seiner Freizeit zu tragen. Dann würde sie ihn auch sehen und beachten - so sein Wunsch. Tatsächlich wird sie auf ihn aufmerksam, befreit ihn zunächst von seiner Last, zeigt ihm schließlich ihre Zuneigung und so fühlt er sich, als könne er tatsächlich wie ein Vogel fliegen.

Bewertung:

Das sehr unscheinbare, eher kleinformatige Bilderbuch in grünlichem Grau macht einen ziemlich antiquierten, fast schäbigen Eindruck, doch verbirgt sich darin ein kostbares Kleinod. Voller Liebe opfert der Junge seine ganze Zeit, um in den Fokus seiner Angebeteten zu rücken. Er beobachtet sie, lernt ihre Vorlieben kennen und verfolgt seinen Plan. Dass er sich damit unter Umständen lächerlich macht, ist ihm egal und seine Mühe wird belohnt.

Äußerst sparsam in Text und Bild erzählt das Autorenduo diese kleine Liebesgeschichte. Die präzisen und detailgetreuen Vogelzeichnungen stehen im Gegensatz zu den sehr vereinfachten und minimalistischen Skizzen, die die Geschichte ansonsten illustrieren. Auf Farbe wird weitgehend verzichtet; umso auffälliger dann die Vorsatzblätter, wo das rote Blumenmuster wirkt, als ob auf der ersten Seite ein Vogel, und auf der letzten Seite zwei Vögel aus dem Muster gestanzt worden wären.

Nicht viele Kinder werden freiwillig nach dieser reizenden kleinen Geschichte greifen. Der Reizüberflutung ein Schnippchen schlagend, kommt ganz bescheiden eine kleine große Liebesgeschichte um die Ecke. Sehr schön!



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