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Ganzheitliche Bildung ermöglichen statt zusätzliche Projektwochen on Top setzen

In der heutigen Kabinettssitzung am 13. Januar 2020 wurde beschlossen, dass es ab dem kommenden Schuljahr verpflichtende Projektwochen „Alltagskompetenz“ geben soll. Für den BLLV ist klar: ganzheitliche Bildung und eine zeitgemäße Schule werden nicht durch immer mehr Fächer und zusätzliche Projekte gestaltet. Und gerade in Zeiten des Lehrermangels sollten die politisch Verantwortlichen den Schulen nicht noch mehr Belastung aufbürden.

Kommentar von BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann zu den neu eingeführten Projektwochen: "Schulen nicht mit ständig neuen Aufgaben überfordern!"

Ein Schulfach „Alltagskompetenz“ hatte die Koalition aus CSU und Freien Wählern ursprünglich einmal angekündigt. Der BLLV lehnte von Beginn an die Einführung eines solchen Faches strikt ab. In der Diskussion benötigt es einen neuen Ansatz von verständnisorientiertem, ganzheitlichem Unterricht statt immer mehr Inhalte in weniger Zeit zu pressen. Die Welt zu verstehen, das geht nicht über möglichst viele Fächer und Kinder ticken nicht nach Fächern, stellte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann damals klar: "Den Kindern ist es egal welches Fach das ist. Sie wollen Phänomene verstehen. Und so wollen wir Lehrerinnen und Lehrer Unterricht aufsetzen!“

Die Pläne der Staatsregierung für ein Schulfach wurden nun wieder verworfen. Stattdessen wird es an den bayerischen Schulen vom Schuljahr 2020/21 an verpflichtende Projektwochen geben, in denen die Kinder und Jugendlichen praktische Alltagskompetenzen vermittelt werden sollen. Konkret betrifft das die Bereiche Ernährung und Landwirtschaft, Gesundheit, Verbraucherverhalten, Umweltverhalten und Haushaltsführung. Geplant ist eine fünftägige Projektwoche an den Grundschulen und an den weiterführenden Schulen. Im Interview mit der Main-Post erklärt Fleischmann, dass man mit den nun angekündigten Projektwochen ganz gut leben könnte. Denn es dort würden aktuelle Themen ohnehin längst freiwillig aufgegriffen. 

Für den BLLV ist das keine Lösung. Die Forderung und Umsetzung von immer neuen Fächern, zusätzlichen Projektwochen und mehr Inhalt kann nicht die Antwort auf die Frage sein: Was soll Schule eigentlich leisten und wie kann sie das leisten? Es geht um mehr. Die BLLV-Präsidentin sieht die Diskussion um die Verankerung von Alltagskompetenzen in der Schule als Chance, zu einem neuen Konsens zu gelangen in der Frage, was Schule eigentlich leisten soll: Denn aus Sicht des BLLV ist das Ziel, dass Schülerinnen und Schüler vielfältige Kompetenzen für ihre Zukunft erwerben sollen, dazu emotionale Intelligenz und kulturelle Fähigkeiten entwickeln sowie ein demokratisches Wertebewusstsein, nur zu erreichen, indem an Schulen ganzheitlich unterrichtet wird: mit Herz, Kopf und Hand. Wie das genau gelingen kann, hat der BLLV auf seiner Landesdelegiertenversammlung gerade im Detail erarbeitet. „So bilden wir die Menschen, die wir in Zukunft brauchen, um die Demokratie stabil zu halten, und bieten in Schulen eine Anlage, die den Kindern dann auch etwas für ihr Leben bringt“, betont Simone Fleischmann.

Ein grundsätzliches Umdenken und ein neues Denken von Schule ist der richtige Weg, wie BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann in der Süddeutschen Zeitung deutlich machte.

Gerade in Zeiten des Lehrermangels fordert der BLLV von den politisch Verantwortlichen, die Lehrerinnen und Lehrern nicht mit zusätzlichen Aufgaben und Projekten zu belasten. Bereits in der Pressemitteilung am 7. Januar 2020 hatte der BLLV gefordert, die Belastungen an den Schulen zu reduzieren und sie nicht auch noch zu erhöhen. „Anstatt in der derzeitigen Notsituation diejenigen noch weiter zu belasten, die das System am Laufen halten, sollte vielmehr kritisch hinterfragt werden, ob es sinnvoll und unbedingt notwendig sei, ständig neue Aufgaben an die Schulen zu delegieren, wie beispielsweise die Digitalisierungsoffensive, das neue Pflichtfach Informatik, die Implementierung weiterer Alltagskompetenzen oder die Externen Evaluation. Diese Themen sind natürlich wichtig, doch sie kosten Ressourcen und die gibt es gerade nicht“, so BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann.

Weitere Informationen

Nach langen Diskussionen hat sich die Staatsregierung jetzt doch kein neues Schulfach "Alltagskompetenzen" geschaffen, sondern etabliert flexible Projektwochen. Im Artikel der "Main-Post" stellt auch BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann klar, wie sie dazu steht.

Lesenswerter Kommentar von Main-Post-Autor Henry Stern: "Bayerns Schulen dürfen nicht überfordert werden."

Alles Wichtige zu den aktuellen Maßnahmen des KM zusammengefasst: "Keine Notmaßnahmen zu Lasten der Beschäftigten"

Was heißen die Maßnahmen des KM konkret für Lehrerinnen und Lehrer bedeutet, zeigt der Artikel des BLLV-Experten Hans Rottbauer von der Abteilung "Dienstrecht und Besoldung" auf.