Bild von Bruno auf Pixabay
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Von ausufernden Stundenplänen, Lehrplänen und Kompetenzzielen

Religion, Rechnen, Deutsch: Damit war früher eigentlich der Schultag schon rum. Warum die Lehr- und Stundenpläne heute viel komplexer sind und was das für Kinder und Lehrkräfte bedeutet? Dem ging der Münchner Merkur nach und zitiert auch die BLLV-Präsidentin.

Drei Fächer – beispielsweise Deutsch, Rechnen und Religion und danach drei Stunden Mittagspause. So sah im Jahr 1924 oft ein Vormittag an einer Dorfschule aus. Das konkrete Beispiel stammt zwar aus der Schweiz, aber der Stundenplan aus dem Berner Schulmuseum, auf den sich ein aktueller Artikel im Münchner Merkur bezieht, könnte so oder ähnlich auch aus Deutschland stammen. Heute sind die Tage an den Schulen wesentlich vollgepackter und vielgestaltiger – an der Schule selbst und bis hinein in die Hausaufgaben. Das ergebe eine „sehr ungute Dynamik“, wie der Münchner Merkur den langjährigen Lehrer und heutigen Schulberater Sammy Frey zitiert.

Fokussierung an den Schulen

Die Vielfalt der Themen, Aufgaben und Kompetenzziele, die Schule heute übernimmt oder übernehmen soll wurde auch vom BLLV schon häufig thematisiert. Wer die bildungspolitischen Entwicklungen der letzten Jahre verfolgt hat, dem fallen dazu schnell Beispiele ein: Verfassungsviertelstunde, Verkehrserziehung, Medienbildung, Heimatpflege, Schwimmen. Der Wunschzettel der von vielen Seiten an die Schulen herangetragen wird, ist fast endlos fortsetzbar: Ernährungsbildung, Konfliktfähigkeit, KI-Innovation, Steuer-Expertise, Gründermentalität – und noch so vieles mehr.

Dabei ist all das natürlich wichtig für die Kinder und Jugendlichen. Nur braucht es auch eine Fokussierung und einen Konsens darüber, was Schule leisten kann und soll, um dann auch die nötigen Kompetenzen und Ressourcen zu allokieren. „Wir brauchen eine Diskussion darüber, was Schule eigentlich leisten soll“, fordert deshalb auch BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann immer wieder. 

Kinder, Lehrkräfte und Schulen nicht überfordern

Niemand will den Stundenplan von 1924 zurück, auch weil Aufgaben wie Demokratiebildung oder Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) integraler Bestandteil des gesellschaftlichen Auftrags von Schule sind. Es lässt sich aber auch nicht leugnen, dass der Blick zurück uns einiges lehren kann. 1924 hat die Schule später angefangen, es gab längere Erholungszeiten, die Schülerinnen und Schüler hatten weniger Stress, weniger Bezugspersonen und litten – genauso wie die Lehrkräfte – seltener an Überlastung.

Auch die BLLV-Präsidentin weiß, dass die Stundenpläne in den vergangenen Jahrzehnten komplexer und voller wurden: „Die Anforderungen an Schule sind gestiegen". Mehr Herausforderungen in der Welt bedeuten: Mehr Kompetenzen, die Schule vermitteln soll. „Dadurch haben wir entsprechend auch ein Ausufern bei Stundenplänen, Lehrplänen und Kompetenzzielen“.


Individuelle Förderung statt erweiterter Anforderungen

2025 brauche es engagierte Lehrkräfte, die mit den Kindern das umsetzen, was in diesem „Dschungel an Anforderungen“ möglich sei. „Wenn wir merken, dass Kinder Kernkompetenzen nicht mehr mitbringen oder Zukunftskompetenzen schwer zu vermitteln sind, braucht es einen individuellen Zugang“, so Simone Fleischmann. Lehrkräfte würden das wollen und könnten das. „Aber die Rahmenbedingungen lassen es nicht zu“.

Deshalb verliere Bayern viele Kinder im Laufe ihrer Schulkarriere. Der Fokus an Schulen liege oft nicht auf individueller Förderung, sondern auf Erweiterung von Anforderungen. „Und genau darin liegt das Problem: Wir schaffen es oft nicht, die Kinder wirklich individuell abzuholen“, so die BLLV Präsidentin und plädiert dafür, den Fokus auf die Bedürfnisse der Kinder zu setzen.

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