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Zusammen in Geschichten eintauchen

Zwei Geschichten, die den Spagat zwischen Humor und Ernsthaftigkeit meistern, finden sich in den Februar-Buchtipps des Forum Lesens. Die Serie "Erst ich ein Stück, dann du" lädt zum gemeinsamen Lesen ein.

Freischwimmen

Von Adam Baron

Illustriert von Benji Davies

 

 

  • Verlag: Hanser
  • Seiten: 223
  • ISBN: 978-3-446-26607-0
  • Preis: 15,50 Euro
  • Altersempfehlung: ab 11 Jahren

Der neunjährige Cymbeline, genannt Cym, lebt allein mit seiner Mutter. Er war in seinem Leben noch nie in oder an einem Wasser, auch nicht in einem Schwimmbad. Als er in der Schule erstmalig Schwimmen hat, ertrinkt er fast. Seine Mutter ist völlig außer sich und muss in eine Klinik eingewiesen werden. Dass dies nicht ihr erster Zusammenbruch ist und worin die Gründe dafür liegen, erfährt Cym erst nach und nach, als er selbst Fragen zu stellen beginnt.

Trotz seiner ernsten und tiefgründigen Thematik ist das Buch leicht und kindgemäß geschrieben. Es ist beeindruckend, wie dem Autor der Spagat zwischen Humor und Ernsthaftigkeit gelingt. Dies ist ein Buch, das man, einmal in die Hand genommen, gar nicht mehr weglegen mag und das den Leser nicht nur bravourös unterhält, sondern ihn auch sehr nachdenklich zurücklässt. Ein großartiger Lesegenuss!

Inhalt                     

Der neunjährige Cymbeline, genannt Cym, lebt allein mit seiner Mutter. Er war in seinem Leben noch nie in oder an einem Wasser, auch nicht in einem Schwimmbad. Als er in der Schule erstmalig Schwimmen hat, ertrinkt er fast. Seine Mutter ist völlig außer sich und muss in eine Klinik eingewiesen werden. Cym kommt für Zeit ihres Klinikaufenthalts zu seiner Tante Mill, der Schwester seiner Mutter. Diese lebt in einem großen Haus, fährt ein großes Auto, hat aber mit ihrem Mann und den aufmüpfigen Kindern ihre eigenen Probleme.

Als Cym seine Mutter besuchen will, trifft er sie in einer sehr seltsamen Verfassung an. Sie reagiert nicht auf ihn, hat seinen geliebten Kuschelbären Mr Fluffy im Arm und spricht mit diesem. Zusammen mit der hochintelligenten Veronique und seinen anderen Freunden will Cym herausfinden, was mit seiner Mutter los ist. Warum hat sie ihn nie mit ans Wasser genommen? Warum malt sie immer das gleiche Motiv, nämlich den Bären Mr. Fluffy beim Picknick? Warum ist immer ein Teil des Bildes nicht fertig gemalt?

Als seine Mutter sich an seinem Geburtstag selbst aus der Klinik entlässt, versuchen die Freunde verzweifelt, sie zu finden. Gemeinsam lösen sie das Rätsel des Bildes und finden seine Mutter an einem Fluss. Im letzten Moment können sie diese aus den Fluten retten. Nun sagen die Erwachsenen Cym endlich die Wahrheit. Vor Jahren hatte sein Vater den Auftrag, bei einem Picknick am Fluss auf Cym, der damals noch ein Kleinkind war, und seinen Bruder aufzupassen. Abgelenkt durch ein Telefonat bemerkte er nicht, dass Cyms Bruder zum Wasser krabbelte und hineinfiel. Damals brach seine Mutter zum ersten Mal zusammen. Sowohl seine Mutter als auch die anderen Erwachsenen versuchen nun, die Geschehnisse von damals aufzuarbeiten.

Bewertung

Aus der kindlichen und naiven Sichtweise des neunjährigen Cym wird diese Geschichte von Schuld und Beziehung, von Familie und Freundschaft erzählt. Nicht immer geradlinig, aber mit viel Humor und Esprit schildert der Junge die Geschehnisse. Zu seiner Mutter hat er eine sehr enge und besondere Beziehung. Vieles, was er in seinem Umfeld beobachtet, versteht er nicht, aber er geht offen und ehrlich durchs Leben und imponiert dem Leser durch sein großes Herz und seine Hilfsbereitschaft.

Die Erwachsenen vermeiden es, über ihre Sorgen, über ihre Nöte und Probleme zu reden. Insbesondere verschweigen sie dem Jungen, was in der Vergangenheit geschehen ist, und können nicht mit ihren Schuldgefühlen umgehen. Sie schaffen es weder mit Cym noch miteinander darüber zu reden. Sie können sich nicht vergeben. Auch der psychische Zusammenbruch von Cyms Mutter wird totgeschwiegen und keiner sagt dem Jungen die Wahrheit. Gemeinsam mit seinen Freunden aber kommt der Junge dem furchtbaren Geschehen, welches Auswirkungen auf alle Beteiligten hatte, auf die Spur.

Trotz dieser ernsten und tiefgründigen Thematik ist das Buch leicht und kindgemäß geschrieben. Cyms Beschreibungen und Gedanken sind wunderbar leicht und witzig zu lesen, einerseits zum Schmunzeln und Lachen und dennoch zutiefst ernst und berührend. Es ist beeindruckend, wie dem Autor der Spagat zwischen Humor und Ernsthaftigkeit gelingt. Dies ist ein Buch, das man, einmal in die Hand genommen, gar nicht mehr weglegen mag und das den Leser nicht nur bravourös unterhält, sondern ihn auch sehr nachdenklich zurücklässt. Ein großartiger Lesegenuss!

Die Muskeltiere und der fliegende Herr Robert

Von Ute Krause

Illustrationen: Ute Krause

 

  • Verlag: cbj
  • Reihe: Erst ich ein Stück, dann du
  • Seiten: 81
  • ISBN: 978-3-570-17752-5
  • Preis: 9,00 Euro
  • Altersempfehlung: ab 7 Jahren

Die ordentliche Rattendame Gruyère ist ärgerlich, weil ihre Mitbewohner nie aufräumen. Deshalb zieht sie aus und trifft dabei auf einen Vogel namens Herr Robert. Herr Robert sehnt sich danach, die Welt außerhalb seines Käfigs kennenzulernen. Als Gruyère ihn für Herrn Robert öffnet, flattert der Vogel aus dem Fenster. Dabei stellt er sich sehr ungeschickt an. Jetzt erst wird ihm klar, dass er ja nicht fliegen kann. Das bedeutet aber gleichzeitig, dass er nicht mehr zurück in seinen Käfig kommt. Gruyère findet gemeinsam mit ihren Freunden eine Lösung.

Dieses Kinderbuch ist ein neuer Titel in der Reihe „Erst ich ein Stück, dann du“, das nach dem vom Verlag cbj entwickelten Leselern-Konzept gestaltet ist. Es wartet mit einer zauberhaften, kindgerechten Geschichte auf. Sie ist humorvoll und spannend erzählt und mit vielen farbigen Zeichnungen witzig illustriert. Sehr empfehlenswert, besonders auch für das gemeinsame Lesen zuhause!

Inhalt                     

Die ordentliche Rattendame Gruyère ist ärgerlich, weil ihre Mitbewohner nie aufräumen. Deshalb zieht sie aus und trifft dabei auf einen Vogel namens Herr Robert, welcher Stimmen und Geräusche wunderbar nachahmen kann. Herr Robert ist noch nie aus seinem Käfig herausgekommen, er sehnt sich danach, die Welt draußen kennenzulernen. Gruyère öffnet seinen Käfig und der Vogel flattert aus dem Fenster, wobei er sich sehr ungeschickt anstellt. Jetzt erst wird ihm klar, dass er ja nicht fliegen kann. Das bedeutet aber gleichzeitig, dass er nicht mehr zurück in seinen Käfig kommt.

Die Rattendame beschließt, die Möwen um Hilfe zu bitten: Sie sollen ihm Flugunterricht geben. Auf dem Weg zu den Möwen trifft sie auf eine gefährliche Katze. Im letzten Moment retten sie ihre Mitbewohner und Herr Robert, welcher die Katze mit seinem Hundegebell vertreibt. Den Möwen gelingt es, Herrn Robert das Fliegen beizubringen. Schließlich geloben die Freunde, mehr Ordnung zu halten, und Gruyère, die nicht mehr so pingelig sein will, zieht wieder daheim ein. Ende gut, alles gut.

Bewertung

Die Rattendame Gruyère und der Vogel Herr Robert sind die Hauptpersonen in diesem Kinderbuch. Die beiden werden nach kurzer Zeit Freunde, wobei die Rattendame zunächst ihre Angst vor dem großen Vogel überwinden muss. Gruyère versucht ihrem neuen Freund bei seinem Herzenswunsch zu helfen. Aber auch er lässt sie nicht im Stich, als sie in großer Gefahr schwebt.

Die zauberhafte Geschichte ist kindgerecht, humorvoll und spannend erzählt. Die vielen farbigen Illustrationen sind witzig und sehr ansprechend gezeichnet.

Das Besondere an diesem Leseabenteuer ist die Möglichkeit des gemeinsamen Lesens. Der Großteil der Geschichte ist in kleiner Schrift mit Blocksatz verfasst, der Satzbau ist hier länger und anspruchsvoller. Immer wieder gibt es dazwischen jedoch kurze Abschnitte mit größerer Schrift und Flattersatz. Diese Textstellen sind für Leseanfänger gedacht, die sich so mit dem geübten Vorleser abwechseln können.

Eine liebenswerte Geschichte mit sympathischen Helden, die für Jungen und Mädchen gleichermaßen geeignet ist und durch die Leseidee „Erst ich ein Stück, dann du“ gerade für Leseanfänger eine wunderbare Gelegenheit des Leseübens bietet.

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