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Migration: Populismus erschwert Lehrkräften die Arbeit

Im Gespräch mit dem Spiegel stellt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann klar, dass die derzeitige Verschärfung der Rhetorik die Arbeit dort, wo Menschen an- und aufgenommen werden, massiv erschwert: in den Schulen. Leidtragende sind Kinder, Jugendliche und Lehrkräfte.

„Ich bin hier zu viel – ich bin hier nicht gewünscht“.

Das ist aus Sicht von BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann eine ganz bittere Konsequenz des verbalen Überbietungswettstreits, den sich Politik und Gesellschaft im Diskurs um Migration derzeit liefern. „Die aktuelle gesellschaftspolitische Polarisierung steht dem Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule diametral entgegen“, wird Fleischmann in der aktuellen Ausgabe des Spiegel zum Thema Integration zitiert. "Schülerinnen und Schüler werden von dieser Debatte, die ich als stark ausgrenzend erlebe, geprägt und bringen dann diese Einstellung in die Schule mit, es gebe in Deutschland insgesamt ein ‚Zuviel‘ an Migration, und dies betreffe auch ihre eigene Klasse: Sie seien 'zu viel'", so Fleischmann weiter.

Die BLLV-Präsidentin berichtet dabei auch, dass die gesellschaftliche Polarisierung und Spaltung den Alltag an Schulen spürbar verändert – sowohl für Lehrkräfte als auch für Kinder und Jugendliche. Das gelte natürlich besonders für solche Schulen, in denen viele Kinder einen Migrationshintergrund mitbringen.

Pauschale Vorurteile gegen Kinder, die es ohnehin schwer haben

Auch manche Eltern lassen sich inzwischen zu problematischen Aussagen verleiten. BLLV-Präsidentin Fleischmann beobachtet vermehrt, dass bei Elternabenden "krass Stimmung gegen migrantische Schülerinnen und Schüler" gemacht werde. Der Vorwurf: Die in vielen aktuellen Studien gemessene Verschlechterung schulischer Leistungen sei die Schuld der Kinder mit Migrationshintergrund, die verhindern würden, dass das eigene Kind angemesssen gefördert werde. "Das ist ungerecht", stellt Simone Fleischmann klar und benennt den wirklichen Grund: "Hätten wir nicht so einen akuten Lehrermangel, könnten wir allen Kindern und Jugendlichen gerecht werden."

Verstärkt werden solche Ressentiments nach Ansicht der BLLV-Präsidentin auch durch verpflichtende Sprachtests, von denen nach dem Willen der Staatsregierung in Bayern künftig der Zugang zu Grundschulen abhängen soll: "In der Debatte schwingt immer wieder mit, migrantische Eltern würden sich nicht genug darum kümmern, dass ihre Kinder gut Deutsch lernen, und wer nicht gut Deutsch spreche, könne in der Schule generell nicht gut lernen und dürfe gar nicht mit im Klassenraum sitzen. Genau das zahlt auf eine negative Stimmung an Schulen ein, wonach ein Teil der Eltern und auch ein Teil der Lehrkräfte, migrantische Kinder vor allem als Belastung empfindet. Und migrantische Kinder zunehmend das Gefühl entwickeln, in Bayern oder generell in Deutschland 'nicht mehr richtig‘ zu sein.“

Was heute in Schulen geschieht, stellt Weichen für die Gesellschaft von morgen

Das ist eine in vielerlei Hinsicht fatale Entwicklung. Denn Schulen sind der Ort, an denen sich entscheidet, ob es in Deutschland gelingt, eine integrative und zukunftsfähige Gesellschaft zu gestalten, in der jede und jeder sich einbringen und zu einer funktionierenden Gemeinschaft beitragen kann. Dieser Verantwortung müssen sich alle bewusst sein, die Bildung gestalten und deren Worte und Haltungen in Schulen hineinwirken.

„Jedes Kind ist eines von uns“ muss in Schulen die Maxime lauten, stellt die BLLV-Präsidentin daher klar und warnt zugleich: „Es ist für Lehrkräfte schwer, diese Werte vorzuleben und zu vermitteln, wenn führende Politikerinnen und Politiker ganz andere Töne anschlagen, wenn sie Abschottung fordern und dies in vielen Elternhäusern auf fruchtbaren Nährboden fällt.“

<< Hinweis: Dies ist die ausführliche Fassung eines Berichts zum Thema Integration an Schulen. Eine kürzere Fassung war vor Erscheinen des Magazins "Der Spiegel" bereits am 20.9.2024 hier zu lesen.

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