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Arbeitsbelastung Psyche Schulpsychologe

„Bei Schwierigkeiten und Problemen fragen Sie Ihren Schulpsychologen oder Ihre Schulpsychologin“

Der Bayerische Rundfunk analysiert den bayerischen Sonderweg, dass Schulpsychologen auch als Lehrkräfte arbeiten, kritisch. Das Kultusministerium beschwichtigt – zu Unrecht, kommentiert Silvia Glaser, Leiterin der Fachgruppe Schulberatung im BLLV.

Sie seien „Teil der Schulfamilie (…) und direkt vor Ort ansprechbar.“ So die Aussage einer Sprecherin des Kultusministeriums, jüngst veröffentlich in einem Beitrag beim Bayerischen Rundfunk über bayerische Schulpsychologinnen und Schulpsychologen.

Das klingt hervorragend. Genau so sehen wir unseren Auftrag. Wir müssen vor Ort und für die Schulfamilie persönlich ansprechbar sein. Für Schülerinnen und Schüler, deren Eltern, genauso auch für Lehrkräfte und Schulleitungen.

So soll’s sein

Konkret: Wir müssen Zeit haben für die vielfältigen Anliegen, für die wir die professionellen Ansprechpartner in Schule sind.

  • Wir möchten gerne dem Schüler helfen, der ständig traurig ist und vielleicht unter einer Depression leidet.
  • Wir möchten gerne die Schülerin unterstützen, die seit Wochen in der Schule fehlt, so dass sie es wieder schafft, zu kommen.
  • Wir möchten gerne all den Kindern und Jugendlichen mit Teilleistungsstörungen helfen, am besten durch Erarbeiten passgenauer Förderung.
  • Und auf jeden Fall möchten wir auch all die Lehrkräften stärken, die momentan selbst am Rand ihrer Kräfte stehen.
  • Wir möchten auch Schulleitungen unterstützen, beispielsweise mit Coaching, um besser mit der aktuellen Situation in der Schule zurechtzukommen.

Wir sind uns mit dem Kultusministerium also einig. Wir wollen vor Ort ansprechbar sein und uns für all diese und zahlreiche weitere Anliegen Zeit nehmen können. Nichts lieber als das.

Die Realität sieht oft anders aus

Ehrlich analysiert sieht die Lage in Bayerns Schulen oft anders aus. In einigen Regionen gibt es in fast allen Schularten viel zu wenige Schulpsychologen. Da bringt die beste Statistik nichts, wenn vor Ort niemand ist, der direkt angesprochen werden kann und die Wartelisten unmenschlich lang werden.

Eine aktuelle Umfrage des BLLV, die unter bayerischen Beratungslehrkräften und Schulpsychologen im November 2023 durchgeführt wurde, zeigt genau diese Lücken in der Versorgung: „Bedarf gestiegen – aber viel zu wenig Zeit“.

Natürlich kann die Politik wieder andere Bundesländer und Länder finden, in deren Vergleich Bayern gut da steht. Häufig wird bei bildungspolitischen Fragestellungen so „argumentiert“, das kennen wir bereits vom Umgang mit Studienergebnissen wie bei PISA.

Wir wünschen uns einen ehrlichen Blick. Und dann ehrliche Maßnahmen, damit tatsächlich jede Schule einen Schulpsychologen und eine Beratungslehrkraft in der Schulfamilie hat, die persönlich bekannt und direkt vor Ort ansprechbar sind:

Wir fordern deshalb:

  • passgenaue Studienmöglichkeiten für Schulpsychologie, Nachqualifikationsmöglichkeiten für Beratungslehrkräfte  
  • mehr Anrechnungsstunden für die Schulberatung (Schulpsychologen und Beratungslehrkräfte)
  • keine Lücken in der Versorgung mit Schulpsychologen und Beratungslehrkräften

Und dann können wir hoffentlich wirklich irgendwann sagen: Ja, wir sind direkt vor Ort ansprechbar.

<< Silvia Glaser, Fachgruppe Schulberatung im BLLV - schulberatung(at)bllv.de
 



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