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Sozialer Status der Eltern entscheidet Startseite
Bildungsgerechtigkeit Übertritt Individuelle Förderung Leistungsrückmeldung Bildungsqualität Multiprofessionalität Schülerzentriert

Wissenschaft fordert gezielte Maßnahmen gegen Bildungsungerechtigkeit

Mehr individuelle Förderung und längeres gemeinsames Lernen sind aus Sicht von Forschenden entscheidend im Kampf gegen die in Deutschland besonders große Bildungsungerechtigkeit. Diese Auffassung vertritt auch der BLLV seit Langem.

"Die Bildungsgerechtigkeit im Schulsystem muss gezielt verbessert werden", sagt Florian Schoner vom Münchner ifo-Institut im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk. Denn der "ifo - ein Herz für Kinder - Chancenmonitor" kommt auf Basis der Daten des Mikrozensus zum Ergebnis, dass Kinder mit sozioökonomisch schwierigem Hintergrund nur eine Chance von 21% haben, das Abitur zu machen, während Akademiker-Kinder dies mit 80% Wahrscheinlichkeit erreichen.

"Schülerinnen und Schüler können Aspekte wie Herkunft, Wohlstand und Bildungsniveau ihrer Eltern nicht beeinflussen", legt der Forscher den Finger in die Wunde und kritisiert, dass sich trotz der Versprechen der Bildungspolitik nichts am Zusammenhang von Herkunft und Bildungs- bzw. Lebensperspektiven geändert hat. Die Corona-Krise hat die Situation dagegen weiter verschärft, der Handlungsbedarf ist gestiegen.

Bildungserfolg braucht Freude am Lernen, nicht Angst, aussortiert zu werden

Für die aus wissenschaftlicher Sicht nötigen Gegenmaßnahmen setzt sich der BLLV seit Jahren vehement ein: Die Forschenden sehen individuelle Förderung als Schlüssel zu mehr Bildungsgerechtigkeit, zudem brauche es längeres gemeinsames Lernen. Strenge Übertrittsregelungen, wie sie insbesondere Bayern hat, und die der BLLV aus aktuellem Anlass deutlich kritisiert – verschärfen das Problem. Auch in der Lehrkräftebildung müssen Themen wie Inklusion und individuelle Förderung deutlich mehr Gewicht erhalten.

Aus Sicht des BLLV braucht es zum einen wirksame Maßnahmen gegen den Personalmangel, da Inklusion und individuelle Förderung nur von Mensch zu Mensch gelingen und dafür eine Lehrkraft vor der Klasse schlicht nicht genügt – dabei ist auch Multiprofessionalität gefragt! Zum anderen braucht es ein systemisches Umdenken von Bildung weg vom prüfungszentrierten, rechtssicheren Zuteilen von Lebenschancen hin zu ganzheitlichen Lernprozessen mit zeitgemäßer, prozessorientierter, individueller Leistungsrückmeldung, die Motivation und Fortschritt in den Mittelpunkt stellt, damit alle Kinder und Jugendlichen ihre unterschiedlichen Potenziale voll entwickeln können.

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