Die neue Auswertung der Bertelsmann Stiftung zeigt es schwarz auf weiß: Bayern liegt bundesweit auf dem letzten Platz, wenn es um den Anteil pädagogisch qualifizierten Personals in Kitas geht. Nur 54,5 Prozent des Personals verfügen über eine einschlägige Fachausbildung – im Bundesschnitt sind es rund 72 Prozent. In jedem dritten bayerischen Kindergarten arbeitet inzwischen weniger als die Hälfte der Beschäftigten mit pädagogischer Qualifikation.
Das ist alarmierend. Denn frühkindliche Bildung ist kein „nice to have“, sondern das Fundament für Chancengerechtigkeit, Bildungslaufbahnen und gesellschaftliche Teilhabe.
Fachkraft-Begriff ausgeweitet – Qualität auf dem Prüfstand
Die Staatsregierung hat in den vergangenen Jahren den Fachkraft-Begriff ausgeweitet, mehr Qualifikationen anerkannt und zusätzliche Ausbildungswege geschaffen. Das lindert zwar kurzfristig den Personalmangel, darf aber nicht dazu führen, dass die Qualität frühkindlicher Bildung verwässert wird.
Kinder brauchen pädagogisch professionell geschulte Fachkräfte, die Entwicklungsprozesse verstehen, Bildung anregen und Teilhabe sichern. Das gelingt nicht allein durch „mehr Personal“, sondern nur durch konsequente pädagogische Weiterqualifizierung und eine klare Ausrichtung an Qualitätsstandards.
Auch die 2023 eingeführte Regelung, dass eine Kita-Leitung nicht zwingend eine pädagogische Fachkraft sein muss, wenn ausreichend Praxiserfahrung und Fortbildungen nachgewiesen werden, ist problematisch. Leitungen tragen die Verantwortung für Konzeptentwicklung, Qualitätssicherung und Teamentwicklung. Dafür braucht es pädagogischen Weitblick – er darf nicht durch organisatorische Notlösungen ersetzt werden.
Die Position des BLLV
Für den BLLV ist klar:
- Qualität vor Quantität: mehr Plätze nützen nichts ohne pädagogische Kompetenz.
- Verbindliche Fachkraftquoten: gesetzliche Mindeststandards sind notwendig, um Bildungsgerechtigkeit zu sichern.
- Fachkräftestrategie mit Qualitätsfokus: Die bestehenden Maßnahmen der Staatsregierung müssen konsequent auch auf pädagogische Weiterentwicklung, Fortbildung und fachliche Standards ausgerichtet werden – nicht nur auf die Anerkennung neuer Wege in den Beruf.
- Stärkung der Leitungen: Kita-Leitung heißt, pädagogisch zu führen. Dafür braucht es Fachlichkeit und Weitblick, nicht nur Organisation.
Unser Appell
Bayern darf nicht Schlusslicht sein. Die Politik muss jetzt handeln – und zwar im Sinne von Qualität, Professionalisierung und Verantwortung gegenüber Kindern, Familien und Fachkräften. Frühkindliche Bildung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Sie verdient höchste Standards – und keine Abstriche!
<< Sarah Heße, Leiterin der Fachgruppe Sozial- und Erziehungsdienst im BLLV