Hoher Anteil an Studienabbrüchen im Lehramtsstudium
Als Keynote-Sprecherin hielt Prof. Dr. Annabell Daniel, Professorin für Allgemeine Pädagogik mit Schwerpunkt empirische Bildungsforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München, einen Vortrag zum Thema „Soziale Disparitäten im Zugang und Erfolg des Lehramtsstudiums“. Dabei zeigte sie anhand von ausgewerteten Daten interessante Trends auf: Trotz vergleichsweise hoher Studierneigung nehmen Studienberechtigte mit Migrationsgeschichte seltener ein Lehramtsstudium auf, obwohl gerade dieser Studiengang häufig als ein soziales Aufstiegsstudium gesehen wird.
Der eigentliche Knackpunkt liegt jedoch weniger im Zugang, sondern im erfolgreichen Abschluss: Von rund 47.000 Lehramtsstudierenden im ersten Semester erreichen nur etwa 28.000 das Referendariat. Besonders gefährdet sind Erstakademiker:innen und Studierende mit Migrationshintergrund, denen häufig die akademische und soziale Integration erschwert wird. Um Studienabbrüche zu vermeiden und dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken, ist es entscheidend, alle Studierendengruppen gezielt zu unterstützen und ungleiche Chancen im Studienverlauf abzubauen.
Migrationshintergrund hat Einfluss auf Herausforderungen im Studium
Den zweiten Vortrag hielt Iman El Abdellaoui, Promovierende am Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik der LMU München. Darin richtete sie den Fokus auf den Einfluss von Migrationshintergrund bei Studierenden sowie auf die damit verbundenen strukturellen und sozialen Herausforderungen im Lehramtsstudium. Auch wenn Migrationsgeschichte nicht als alleiniger Faktor für Bildungsungerechtigkeit betrachtet werden sollte, sei es wichtig, ihre Auswirkungen mitzudenken. Neben Studienergebnissen und Zahlen aus der Bildungsforschung bereicherten vor allem ihre persönlichen Studienerfahrungen im Zusammenhang mit ihrem eigenen Migrationshintergrund den Vortrag.
Zugleich betonte sie, dass Migrationshintergrund nicht nur Herausforderungen, sondern auch Chancen mit sich bringt. Etwa die Möglichkeit, als Dozentin mit Migrationsgeschichte eine Vorbildfunktion für Studierende einzunehmen. Als zentrale Ansatzpunkte nannte sie eine bessere strukturelle Unterstützung durch finanzielle und psychosoziale Förderung, sowie die Stärkung der sozialen Integration von Erstakademiker:innen und Studierenden mit Migrationsgeschichte in die oft homogene Lehramtsstudierendenschaft.
Ihren Vortrag schloss sie mit einer positiven Nachricht ab: Immer mehr diverse Stimmen finden in der Bildungslandschaft und Forschung Gehör, und eine, wenn auch langsame, positive Entwicklung ist erkennbar. So hatten im Jahr 2024 rund 19,4 Prozent der Lehramtsstudierenden in Bayern eine Migrationsgeschichte.
Abschließende Podiumsdiskussion zeigt: der Weg zu echter Bildungsgerechtigkeit ist noch weit