v.l.n.r.: Sabine Bösl (Leiterin der ASB im BLLV), Antonia Kaesbach (Studierendenvertreterin BLLV), Anton Wabrzinek (Junge Grüne), Ferdinand Pfeifer (Junge Union), Lena Schäffer (Vorsitzende der Studierenden im BLLV), Benedict Lang (Jusos), Prof. Dr. Annabell Daniel (LMU München), Iman El Abdellaoui (LMU München), Simone Fleischmann (BLLV-Präsidentin);
Foto: Ruth Kähler
v.l.n.r.: Sabine Bösl (Leiterin der ASB im BLLV), Antonia Kaesbach (Studierendenvertreterin BLLV), Anton Wabrzinek (Junge Grüne), Ferdinand Pfeifer (Junge Union), Lena Schäffer (Vorsitzende der Studierenden im BLLV), Benedict Lang (Jusos), Prof. Dr. Annabell Daniel (LMU München), Iman El Abdellaoui (LMU München), Simone Fleischmann (BLLV-Präsidentin); Foto: Ruth Kähler
Veranstaltungsreihe „Bildung gerecht gestalten“ der Abteilung für Schul- und Bildungspolitik Startseite
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Bildungsgerechtigkeit im Hochschulwesen

Im Oktober hatten die Studierenden im BLLV zur Veranstaltung „Bildungsgerechtigkeit im Hochschulwesen“ eingeladen. Expert:innen aus Wissenschaft, Politik und dem BLLV waren sich einig: Die Bildungschancen im Lehramtsstudium sind alles andere als gleich.

Es war die fünfte Ausführung der Reihe „Bildung gerecht gestalten“ der Abteilung für Schul- und Bildungspolitik (ASB) im BLLV. Lena Schäffer, Vorsitzende der Studierenden im BLLV, eröffnete die Veranstaltung in der BLLV-Geschäftsstelle in München. Sie betonte dabei, dass Bildungsgerechtigkeit an Hochschulen ihr besonders am Herzen liegt, da die Vielfalt der Klassenzimmer bislang nicht in den Lehrkräftezimmern abgebildet wird. Anschließend hob BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann das Engagement der Studierenden im Verband hervor und unterstrich dabei, wie sie mit ihren Ideen und Erfahrungen die Arbeit und Forderungen des BLLV bereichern: „Der Beitrag der Studierenden zum Dialog über eine gerechte Bildungspolitik ist für den Verband von großem Wert, da ihre Erfahrungen und Anliegen entscheidend sind, um praxisnahe Forderungen für die Politik zu entwickeln.“

Das Ziel: Ungleiche Bildungschancen frühzeitig abbauen

Auch Sabine Bösl, Leiterin der Abteilung Schul- und Bildungspolitik, bedankte sich für die Organisation. Sie betonte, dass ungleiche Bildungschancen oft schon in der frühen Kindheit entstehen und später im Hochschulbereich fortbestehen. Für eine gerechte Gesellschaft sei es entscheidend, bestehende Hürden im Bildungssystem abzubauen und das Thema Bildungsgerechtigkeit stärker in das Bewusstsein von Politik und Gesellschaft zu rücken. Sie betonte zudem, dass Bildungsgerechtigkeit viele Facetten umfasst. Umso mehr freue sie sich, dass die Veranstaltung nicht nur den Zugang zu Hochschulen thematisiert, sondern auch die Herausforderungen im Hochschulalltag in den Blick nimmt.

Hoher Anteil an Studienabbrüchen im Lehramtsstudium

Als Keynote-Sprecherin hielt Prof. Dr. Annabell Daniel, Professorin für Allgemeine Pädagogik mit Schwerpunkt empirische Bildungsforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München, einen Vortrag zum Thema „Soziale Disparitäten im Zugang und Erfolg des Lehramtsstudiums“. Dabei zeigte sie anhand von ausgewerteten Daten interessante Trends auf: Trotz vergleichsweise hoher Studierneigung nehmen Studienberechtigte mit Migrationsgeschichte seltener ein Lehramtsstudium auf, obwohl gerade dieser Studiengang häufig als ein soziales Aufstiegsstudium gesehen wird. 

Der eigentliche Knackpunkt liegt jedoch weniger im Zugang, sondern im erfolgreichen Abschluss: Von rund 47.000 Lehramtsstudierenden im ersten Semester erreichen nur etwa 28.000 das Referendariat. Besonders gefährdet sind Erstakademiker:innen und Studierende mit Migrationshintergrund, denen häufig die akademische und soziale Integration erschwert wird. Um Studienabbrüche zu vermeiden und dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken, ist es entscheidend, alle Studierendengruppen gezielt zu unterstützen und ungleiche Chancen im Studienverlauf abzubauen.

Migrationshintergrund hat Einfluss auf Herausforderungen im Studium

Den zweiten Vortrag hielt Iman El Abdellaoui, Promovierende am Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik der LMU München. Darin richtete sie den Fokus auf den Einfluss von Migrationshintergrund bei Studierenden sowie auf die damit verbundenen strukturellen und sozialen Herausforderungen im Lehramtsstudium. Auch wenn Migrationsgeschichte nicht als alleiniger Faktor für Bildungsungerechtigkeit betrachtet werden sollte, sei es wichtig, ihre Auswirkungen mitzudenken. Neben Studienergebnissen und Zahlen aus der Bildungsforschung bereicherten vor allem ihre persönlichen Studienerfahrungen im Zusammenhang mit ihrem eigenen Migrationshintergrund den Vortrag. 

Zugleich betonte sie, dass Migrationshintergrund nicht nur Herausforderungen, sondern auch Chancen mit sich bringt. Etwa die Möglichkeit, als Dozentin mit Migrationsgeschichte eine Vorbildfunktion für Studierende einzunehmen. Als zentrale Ansatzpunkte nannte sie eine bessere strukturelle Unterstützung durch finanzielle und psychosoziale Förderung, sowie die Stärkung der sozialen Integration von Erstakademiker:innen und Studierenden mit Migrationsgeschichte in die oft homogene Lehramtsstudierendenschaft.

Ihren Vortrag schloss sie mit einer positiven Nachricht ab: Immer mehr diverse Stimmen finden in der Bildungslandschaft und Forschung Gehör, und eine, wenn auch langsame, positive Entwicklung ist erkennbar. So hatten im Jahr 2024 rund 19,4 Prozent der Lehramtsstudierenden in Bayern eine Migrationsgeschichte.

Abschließende Podiumsdiskussion zeigt: der Weg zu echter Bildungsgerechtigkeit ist noch weit

Der letzte Teil der Veranstaltung widmete sich einer lebhaften Podiumsdiskussion mit Benedict Lang (Jusos), Anton Wabrzinek (Junge Grüne), Ferdinand Pfeifer (Junge Union), Antonia Kaesbach als Studierendenvertreterin des BLLV, Prof. Dr. Annabell Daniel sowie Lena Schäffer als Moderatorin. Aufbauend auf die vorherigen Vorträge wurden zentrale Themen wie der Lehrkräftemangel, Studienabbrüche im Lehramtsstudium, die Bedeutung des BAföG sowie der Mangel an bezahlbarem Wohnraum für Studierende diskutiert. Auch die wachsenden Herausforderungen einer zunehmend heterogenen Bildungslandschaft und die begrenzten finanziellen Ressourcen im Bildungssystem standen im Fokus. Fragen aus dem Publikum wurden in die Diskussion einbezogen und von den Podiumsteilnehmenden aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Deutlich wurde dabei, dass viele der aktuellen Herausforderungen im Bildungssystem bereits im Lehramtsstudium sichtbar werden und, dass das Ziel einer echten Bildungsgerechtigkeit an Hochschulen noch lange nicht erreicht ist.