Foto: Jan Roeder
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Kommentar zur Ausweitung des Startchancen-Programms Startseite Topmeldung
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480 weitere Schulen in Bayern im Startchancen-Programm

Das Startchancen-Programm geht in die zweite Runde. Der BLLV begrüßt das Programm, fordert aber auch mehr Unterstützung für die beteiligten Schulen und Sachaufwandsträger.

Wie in einer Pressemitteilung der FREIEN WÄHLER am 6. Juni 2025 verkündet, werden mit dem kommenden Schuljahr 480 weitere Schulen in das Startchancen-Programm des Bayerischen Kultusministeriums aufgenommen. Profitieren sollen Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler. 100 Schulen sind bereits seit diesem Schuljahr dabei. Eine Einordnung:

Dort, wo die Herausforderungen am größten sind, braucht es die größten Investitionen. Das Startchancen-Programm geht in die richtige Richtung und soll für mehr Chancengerechtigkeit sorgen. Schulen in herausfordernden Lagen benötigen mehr Unterstützung. Das hat der BLLV immer wieder angemahnt. Hier setzt das Programm an. Die Fördermittel sollen dazu beitragen, dass in den ausgewählten Schulen künftig der Bildungserfolg nicht mehr so stark von der sozialen Herkunft abhängt.

Auswahlkriterien in Bayern und verschiedene Schularten vertreten

Die Schulen werden aufgrund eines nach wissenschaftlichen Standards entwickelten Sozialindexes ermittelt. Kriterien für die Auswahl in Bayern sind neben der Kinderarmutsquote und dem Anteil der Kinder mit Migrationserfahrung und nichtdeutscher Familiensprache auch der Anteil der Beschäftigten über der Beitragsermessungsgrenze und die Akademikerquote. Grundschulen sind mit 280 Schulen am häufigsten vertreten. Der besondere Fokus auf diese Schulart ist durchaus notwendig, denn wir müssen möglichst früh ansetzen, um Bildungschancen von klein auf für alle Kinder zu ermöglichen. Insgesamt sind nun auch 150 Mittelschulen, 60 Förderzentren und 90 Berufsschulen am Start.

Paradigmenwechsel in der Bildungsfinanzierung

Das Startchancen-Programm ist das größte Bildungsprogramm in der Geschichte der Bundesrepublik. Es bietet in Deutschland für 4.000 Schulen in einem schwierigen Umfeld enorme Möglichkeiten. Der Bund will über zehn Jahre hinweg bis zu zehn Milliarden Euro geben, die Länder sollen sich in gleicher Höhe beteiligen. Doch der Start an 100 Grund- und Mittelschulen in Bayern, an denen in den vergangenen Monaten erste Erfahrungen gesammelt werden konnten, lässt aufhorchen.

Bedarfsgerechte Maßnahmen unterstützen und bürokratischen Aufwand reduzieren

Bei der Umsetzung vor Ort gilt es, das Programm nachzuschärfen. Bürokratie und Berichtspflichten müssen möglichst gering gehalten werden. Erste Erfahrungen zeigen, dass der bürokratische Aufwand für die teilnehmenden Schulen groß ist. Hier müssen dringend bürokratiearme Lösungen und einfache Verfahren gefunden werden, nicht nur bei der Verwaltung des Schulbudgets. Gerade die Schulleitungen brauchen für die Umsetzung mehr zeitliche Ressourcen und Entlastung, um bedarfsgerechte Maßnahmen der Schul- und Unterrichtsentwicklung mit den Kollegien vor Ort auf den Weg zu bringen. 

An den Schulen soll in eine zeitgemäße und förderliche Lernumgebung investiert werden. Dies ist wichtig und schürt zugleich hohe Erwartungen. Noch sind die erforderlichen Gelder nicht da. Gerade finanzschwache Städte und Kommunen benötigen mehr Unterstützung. Weil viele mit einem defizitären Haushalt zu kämpfen haben, drohen ausgerechnet dort weniger Fördermittel anzukommen, wo sie besonders benötigt werden oder es werden wenig hilfreiche Umschichtungen zu Lasten anderer Schulen vorgenommen. Der BLLV fordert hier gezielte Unterstützung durch den Freistaat. 

Anstrengungen für mehr Chancengerechtigkeit nötig

Zusätzliche Mittel, bessere Ausstattung und multiprofessionelle Teams sind wichtige Schritte – doch sie bleiben wirkungslos, wenn nicht gleichzeitig die strukturellen Probleme angegangen werden. Das Programm ist aus Sicht des BLLV eine große Chance. Doch am Ziel sind wir damit noch lange nicht. Wir müssen das Thema der Chancengerechtigkeit engagierter verfolgen. Dafür braucht es größte Anstrengungen der Politik. Wir müssen endlich ins Handeln kommen und allen Schülerinnen und Schülern in Bayern bestmögliche Bildungschancen garantieren. Kein Kind darf uns verloren gehen.