Prognose-zum-Lehrereinstellungsbedarf-Website3_.png
Grundschullehrkräfte nicht verheizen! Startseite Topmeldung
Arbeitsbedingungen Bildungsqualität Einstellungszahlen

Prognose zum Lehrereinstellungsbedarf in Bayern 2025 zeigt großen Bedarf in fast allen Schularten

„In den nächsten Jahren werden an allen Schularten in Bayern Lehrkräfte benötigt“, so das Kultusministerium. Doch tatsächlich steigen die prognostizierten Schülerzahlen in der Grundschule nicht so stark. Ab 2026 wird der Einstellungsbedarf gedeckt sein.

„In den nächsten Jahren werden an allen Schularten in Bayern Lehrkräfte benötigt.“ Dieser Satz auf der Homepage des Kultusministeriums leitet Abiturienten, Studierende, aber auch Lehrerverbände auf die Seite der Einstellungschancen für die verschiedenen Lehrämter.

Konkretisiert wird diese Aussage mit den Hintergründen dieser Aussage: „Durch steigende Schülerzahlen, Zuwanderung und neue Aufgaben im schulischen Kontext (wie z. B. Digitalisierung, neue Fächer und strukturelle Neuerungen) gibt es einen hohen Lehrkräftebedarf.“ 

Bedarf in den Grundschulen wird ab 2026 gedeckt sein

Bei genauerer Betrachtung und im Vergleich zu den Zahlen von 2024 fällt allerdings auf, dass die prognostizierten Schülerzahlen in der Grundschule nicht so stark steigen – siehe auch Klage des BLLV zum Arbeitszeitkonto. Geringere Zuwächse, Geburtenentwicklung geht zurück, geringere Migrationszuzüge sind die Grundlage dieser Situation. Somit wird der rechnerische Einstellungsbedarf an der Grundschule ab dem Jahr 2026 dann vollständig mit grundständig ausgebildeten Grundschullehrkräften gedeckt werden können.

Aber was bedeutet das? Ab dem nächsten Schuljahr 2025/26 wird es arbeitslose Grundschullehrkräfte geben! Insgesamt werden hier bis zu 2.500 bestausgebildete Grundschullehrkräfte auf die Straße, die Arbeitslosigkeit bzw. auf die Warteliste geschickt. Dies bei gleichzeitigem Fehlbedarf von ca. 3.000 bis 4.000 Lehrkräften an allen anderen Schularten. Willkommen zurück im sogenannten Schweinezyklus!

Grundschullehrkräfte in allen Schularten zum Einsatz bringen - unter attraktiven Arbeitsbedingungen!

„Der BLLV fordert schon seit Jahren hier dagegen zu steuern!“ empört sich Gerd Nitschke, 1. Vizepräsident des BLLV, weil hier seit Jahren nicht darauf gehört wird. „Wir können es uns nicht leisten auf diese Qualität und Personal zu verzichten.

Für den BLLV müssen noch heute Sofortmaßnahmen aufgelegt werden, damit die Grundschullehrkräfte, die bestens ausgebildet sind, in allen Schularten zum Einsatz kommen können. „Und dies natürlich unter attraktiven Arbeitsbedingungen, mit Verbeamtung und nicht mit befristeten Arbeitsverträgen.“ fordert Nitschke. Erster Schritt im Herbst 2025 muss für ihn die Rücknahme sämtlicher Notmaßnahmen sein. „Dafür besteht nun keine rechtliche Begründung mehr!“

Was tun mit 2.500 Grundschullehrkräften?

  1. Die Grundschule wieder zu einer attraktiven Schulart mit Förderung, Wahlfächern und Arbeitsgemeinschaften machen. Sämtlicher Unterricht (besonders auch die Vorkurse) darf nicht mehr durch Hilfskräfte, sondern muss mit qualifizierten Grundschullehrkräften abgedeckt und gehalten werden.
  2. Weiteres pädagogische Personal, sog. Multiprofessionelle Teams, werden weiterhin Platz in der Grundschule finden. Diese werden weiterhin benötigt. Substitutionskräfte und sonstige Hilfskräfte nicht mehr.
  3. Der Grundschule müssen sämtliche Unterrichtsstunden wieder zurückgegeben werden. Förderkurse, Wahlfächer und Arbeitsgemeinschaften müssen wieder eingerichtet und durch Grundschullehrkräfte gehalten werden.
  4. Sämtliche bisher an den Grund- und Mittelschulen durchgeführten „Sondermaßnahmen“ müssen auf alle anderen Schularten übertragen werden. Damit könnten Grundschullehrkräfte, die an der Grundschule nicht unterkommen, sich für alle anderen Schularten nachqualifizieren. Dies ginge nach dem Studium in einem Referendariat in einer anderen Schulart oder als Zweitqualifikation oder in einer anderen Schulart (Anerkennung von Examensleistungen anderer Schularten, Sondermaßnahme 4), Einstellung weiterer Bewerbergruppen (Sondermaßnahme 3), Zweitqualifizierung für das Lehramt an Grundschulen (Sondermaßnahme 2). Damit könnten Grundschullehrkräfte anderen Schularten bei der Bewältigung des Lehrermangels helfen und würden selbst als verbeamtete Lehrkraft arbeiten können.

 

Weitere notwendige Maßnahmen:

Der eigenverantwortliche Unterricht der Förderlehrkräfte muss zurückgefahren werden.

Das Lehrerbildungsgesetz muss geändert werden. Qualifikationen für ein weiteres Lehramt (Zweitqualifikation) muss in einem Jahr möglich sein.

Auf Lebenszeit verbeamtete Grundschullehrkräfte müssen attraktive Einsatzmöglichketen für die Mittelschule bekommen:

  • sich freiwillig entscheiden können, ob sie an eine Mittelschule gehen.
  • sich eine Jahrgangsstufe und eine Klasse nach den Vorgaben aussuchen dürfen.
  • eine Anrechnungsstunde für die Einarbeitung in den Lehrplan der Mittelschule bekommen.
  • Fortbildungen bekommen, damit die Einarbeitung erleichtert wird.
  • eine Garantie erhalten, dass sie zum nächsten Schuljahr wieder zurück an die Grundschule dürfen, wenn der Einsatz nicht passt.
  • in die nähere Auswahl einer Leistungsprämie aufgenommen werden.
  • sich, bei eigenem Wunsch, zur Mittelschullehrkraft qualifizieren können.

 

Genauer hingeschaut: Wie ist die Lage in den einzelnen Schularten?

Wenn man alle anderen Schularten in der Prognose zum Lehrereinstellungsbedarf in Bayern 2025 ansieht, fällt auf, dass vieles schöngerechnet wurde. 

Die Mittelschule steht viel besser als 2024 dar. Es fehlen nicht mehr so viele Mittelschullehrkräfte und das Kultusministerium geht sogar von einem Überhang im Schuljahr 2029/30 aus. Die Studierendenzahlen sagen hier ganz was anderes voraus. Auch die Sondermaßnahme 6 (Quereinstieg) nimmt an Bewerberinnen und Bewerbern stark ab. Aber wenn man einfach ein Drittel aller arbeitslosen Grundschullehrkräfte hier mit einrechnet, passt die Statistik. „Die Mittelschule wird die Schule bleiben, die das beste, qualifizierteste und in der Anzahl meiste Personal benötigen wird!“ prognostiziert der 1. Vizepräsident Gerd Nitschke. 

Auch bei der Förderschule wird immer vom Gesamtpersonal ausgegangen. Grundständig studierte Sonderpädagogen sind es aber im Moment nur noch knapp über 50%. „Hier will man den Anschein erwecken, dass es eigentlich ganz gut aussieht. Es fehlt aber massiv qualifiziertes Personal in der Förderschule!“

Für die Realschule wird es nach noch zwei günstigen Jahren wieder einen Mangel geben. Dieser wird sich jedoch in Grenzen halten, da sich auch hier die geringeren Schülerzahlen auswirken werden.

Die durch den G9-Effekt am Gymnasium (einmalig stark erhöhter Einstellungsbedarf) entstehende Deckungslücke wird auch in den Folgejahren nicht vollständig geschlossen, sondern lediglich reduziert werden können. Aber dies wurde durch freiwillige Maßnahmen des Personals in diesem Schuljahr gut kompensiert. Womit das Diagramm der Prognose etwas täuscht.

Die beruflichen Schulen inkl. FOS/BOS leiden seit Jahren unter Lehrermangel. Eine Deckung des Bedarfs bei 90–95% ist fast schon Standard. Durch den Verstärkten Bedarf der Gymnasien an „eigenem“ Personal und der Alterspyramide der Berufsschullehrkräfte wird sich der Mangel weiter verstärken. 

Fazit und Ausblick

„Wir brauchen alle hoch qualifizierten Lehrkräfte an Bayerns Schulen. Auf die Grundschullehrkräfte wird aber eine besondere Rolle zukommen.“ resümiert Gerd Nitschke. „Aber nur mit attraktiven Arbeitsbedingungen werden diese auch bereit für diese Aufgabe sein!“

Für das Jahr 2026 wird es, so hat es das Kabinett vor einigen Monaten und der Landtag Anfang April beschlossen, ein generelles Stellenmoratorium geben. Das bedeute, dass für das Haushaltsjahr 2026 und damit zum Schuljahr 2026/2027 keine zusätzlichen staatlichen Stellen geschaffen werden können. „Alleine dies hilft der jetzigen Lehrerbedarfsprognose ein günstigeres Bild als 2024 zu zeichnen. Ein fatales Zeichen für alle Schulen, angehende Lehrkräfte und die gesamte Schülerschaft!“ kritisiert Gerd Nitschke diese Entschluss.

Simone Fleischmann, BLLV-Präsidentin, unterstreicht den Aspekt der Bildungsqualität

“Die kühle Darstellung der Zahlen ist das eine. Aber worauf es wirklich ankommt, sind die pädagogischen Maßnahmen an unseren Schulen. Unsere Schülerinnen und Schüler brauchen beste Bildung. Und die gelingt nur mit bestens ausgebildeten Kolleginnen und Kollegen. Wir beobachten, dass die Unterrichtsversorgung in allen Schularten angespannt oder sogar sehr angespannt ist. Der BLLV wird nun kritisch beobachten, welche Maßnahmen der pädagogischen Art jetzt für die einzelnen Schularten angesetzt werden, denn wir sind uns einig: Zahlen sind wichtig. Aber was wirklich zählt, ist die Qualität unserer Bildung.”

Medienberichte