Mein Blick auf die Schulart Gymnasium war lange Zeit geprägt von dem Bild, das man im ländlichen Raum gewinnen musste, in dem ich aufgewachsen bin: Diese Schulart sei irgendwie ein Elfenbeinturm. Nur wenige aus jedem Jahrgang sind − mit dem festen Ziel, zu studieren – nach der vierten Klasse aufs Gymnasium gewechselt. Als Schüler hatte ich dann oft den Eindruck, zum Bild einer elitären Gymnasialwelt gehöre auch untrennbar ein abstraktes Lernen, eine strikte Dominanz der Fachlichkeit und eine andere Art von Lehrkräften. Philologen halt. Denn als kontrastierend erlebte ich auf der anderen Seite die Arbeit meines Vaters als Hauptschullehrer. Schülernah, lebensbezogen, verstehensorientiert.
Bilder und Vorstellungen von gestern. Längst ist das Gymnasium im gegliederten bayerischen Schulsystem zu einer Art zweiter Volksschule geworden. Längst sind alle Schularten Bayerns vereint hinter denselben Herausforderungen und Sorgen, wie sich im Gespräch mit den Schulleitungen zweier herausragender bayerischer Gymnasien zeigt (S. 24). Sie haben Wege gefunden, nach dem Grundschulabitur Kindern und Jugendlichen wieder Lust aufs Lernen zu machen und ihnen auch jenseits des Fachlichen gerecht zu werden.
Spürbar wird dabei auch: Alle Lehrkräfte sind Lehrkräfte – am stärksten in Solidarität über die Schulartgrenzen hinweg. Der Verband, der die Interessen aller vertritt und die überzeugendsten Strategien für die Weiterentwicklung des Gymnasiums kennt (S. 36), ist der BLLV.