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Pressemitteilung: Mythos der Vergleichbarkeit gebrochen Startseite
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BLLV: Fairness und Gesundheitsschutz für alle!

Ministerpräsident Söder erläutert neue Corona-Maßnahmen: Schüler ab Klasse 8 haben Unterricht im Wechselmodell, ab Inzidenz 200 Distanzunterricht. BLLV-Präsidentin Fleischmann: Erwartungshaltungen an Schule der neuen Realität anpassen!

München – In seiner heutigen Regierungserklärung hat der Ministerpräsident die vom Kabinett am vergangenen Sonntag beschlossenen Corona-Maßnahmen nochmal erläutert. Damit haben ab morgen alle Schülerinnen und Schüler ab der 8. Klasse Unterricht im Wechselmodell oder - sollte der Inzidenzwert die Marke von 200 überschreiten – Distanzunterricht.

BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann stellt dazu klar: „Wechsel- oder Distanzunterricht sind mit Präsenzunterricht nicht zu vergleichen, weder vom Inhalt noch von den Zielen her!“ Aus Sicht des BLLV müssen die Erwartungshaltungen an Schule daher jetzt der neuen Realität angepasst werden. Auch wenn sich Lehrerinnen und Lehrer in den letzten Monaten intensiv fit gemacht haben, ist es utopisch zu erwarten, dass im Wechsel- oder Distanzunterricht auch nur annähernd dasselbe erreicht werden kann wie im Präsenz­unterricht.

Realistische Erwartungen und Fairness

Zudem sind die Voraussetzungen an den Schulen vor Ort nicht nur wegen der technischen Infrastruktur extrem unterschiedlich. „Der Mythos der Vergleichbarkeit ist somit nochmal mehr gebrochen“, betont Simone Fleischmann. Einheitlichen, stets vergleichbaren und standardisierten Unterricht zu erwarten sei damit noch unrealistischer, als es in der Zeit vor Corona ohnehin schon war.

Stattdessen muss aus Sicht der BLLV-Präsidentin die Fairness für alle im Fokus stehen. Jugendliche dürften bei erschwerten Rahmenbedingungen nicht zusätzlich unter Druck geraten: "Fairness muss immer für alle gelten: für alle Schülerinnen und Schüler“, betont Simone Fleischmann. „Und im Übrigen gilt dies auch für uns Lehrerinnen und Lehrer: Wir stellen uns den beson­deren Herausforderungen von Wechsel- und Distanzunterricht. Und natürlich reißen wir uns alle Haxn für die Kinder und Jugendlichen aus und werden unserer Verantwortung gerecht. In Zeiten der aktuellen Corona- und Lehrermangel-Krise müssen die Erwartungen an Schule  aber unbedingt realistisch sein! Wir können nur so viel geben, wie viele wir sind!“ Hier seien insbesondere Rückendeckung von oben und Fairness im öffentlichen Dialog gefragt.

Bestmöglicher Gesundheitsschutz für alle

Vor allem aber müsse der Gesundheitsschutz für alle an Schule Beteiligten weiterhin Topthema sein: „Wir dürfen die anderen Jahrgangsstufen keinesfalls vergessen“, mahnt Simone Fleischmann. „Die Kolleginnen und Kollegen, die an den Schulen tagtäglich ihr Bestes geben, müssen bestmöglich geschützt werden, ansonsten entsteht auch hier Ungerechtigkeit!“  Der BLLV fordert eindringlich, alle technischen Möglichkeiten, von ausreichend Masken bis Luftfilteranlagen, schnell umzusetzen, sodass Kolleginnen und Kollegen jetzt endlich geschützt ihrer Verantwortung für Bildung unter Corona-Bedingungen professionell nachkommen können.

Seine Position und seine Erwartungen an die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker hat der BLLV in seiner aktuellen politischen Erklärung „Schule in Zeiten der Corona-Pandemie“ formuliert. Diese ist das Fundament unseres politischen Agierens: » bllv.de/schule-corona 


Schule in Zeiten der Corona-Pandemie
Die Corona-Pandemie zeigt den hohen gesellschaftlichen Wert von Schule. Damit sie trotz akutem Lehrermangel funktionieren kann, fordert der BLLV in einer politischen Erklärung, die Fürsorgepflicht des Dienstherrn in maximalen Gesundheitsschutz für Lehrkräfte umzusetzen, insbesondere im wichtigen Präsenzunterricht. Entscheidungen und deren Kommunikation müssen regional, klar, verlässlich, frühzeitig und transparent sein und schulische Eigenverantwortung stärken. Fairness muss vor Leistungsdruck gehen, digitale Ausstattung schnell verbessert werden. Jetzt ist nicht die Zeit für einfache Lösungen und Polemik. Aber jetzt ist die Zeit für langfristig tragende Konzepte für Arbeitsbedingungen, Multiprofessionalität und Attraktivität, um so Bildungsqualität auch über Corona hinaus zu sichern. Dazu braucht es einen konstruktiven Diskurs aller an Schule Beteiligten, für den der BLLV bereit steht. » Die politische Erklärung im Wortlaut


Medienberichte


Simone Fleischmann im Wortlaut:

"Die Eltern, die Gesellschaft, die Politik muss verstehen, dass es jetzt nichts mehr Normales ist. Wir sind nicht so gut im Distanzunterricht, im Wechselunterricht, im hybriden Unterricht wie live. Die Beziehung, die wir zu den Kindern haben, das ist das Fundament von guter Bildung."


Weitere Medienberichte:

Simone Fleischmann betont im Gespräch mit Antenne Bayern über den zeitweiligen Ausfall der kultusministeriellen Lernplattform mebis zum Start des Distanzunterrichts, dass es gerade bei derart grundlegenden Umstellungen des Unterrichtsprozesses realistische Erwartungshaltungen braucht:

"Tag eins in einer Umstellung ist der schwierigste. Heute ist der Tag, an dem 40% der Schülerinnen und Schüler nicht in der Schule sind, und das bedeutet natürlich einen Riesenzugriff. Da kann ich mir schon vorstellen, dass die Technik erstmal in die Knie geht. Jetzt kann man Schuldzuweisungen machen, denn natürlich sollten alle bestens präpariert sein. Aber für mich ist dabei die grundlegende Problematik: Umstellen von Präsenzunterricht auf etwas, das nicht Präsenzunterricht ist, ist eben eine Umstellung. Jede Umstellung kostet Energie: technische Leistung, aber auch menschliche Energie. Daher gilt immer: Alles, was nicht Präsenzunterricht ist, fordert uns deutlich heraus – technisch, pädagogisch und strukturell. Deswegen ist klar: Solche Fehler werden immer passieren, mit so etwas müssen wir leben. Und deswegen müssen wir die Erwartungshaltung an diese Art von Unterricht grundsätzlich runterschrauben!"

Simone Fleischmann stellt zudem klar, dass entsprechende Tools, die für kommendes Frühjahr bereitgestellt werden sollen und auch die geplante Bayern-Cloud an Schulen eine deutliche Verbesserung zu den bisherigen Möglichkeiten bringen müssen.

-> Bericht der Süddeutschen Zeitung über den mebis-Ausfall: "Lernplattform mebis für zwei Stunden außer Betrieb"

-> Kommentar von Anna Günter in der Süddeutschen Zeitung: "Ein Mebis-Ausfall ist kein Grund zur Großkritik"

  • "Statt Wut in die sozialen Medien zu schleudern, sollten alle Besonnenheit walten lassen."
  • "Noch immer fehlt Schulen schnelles Internet oder Wlan."
  • "Das System ist mit 6200 Schulen, 150 000 Lehrern, 1,7 Millionen Jugendlichen, doppelt so vielen Eltern und Vorschriften hochkomplex. Auf Knopfdruck passiert nichts. Kommunen, Lehrer- und Elternverbände müssen einbezogen werden. Internetausbau hängt an Handwerkern und Netzanbietern. Das alles kostet viel Zeit. Aber es geht in der Corona-Krise schneller als je zuvor."
  • "Statt sich also wegen zweieinhalb Stunden Software-Ausfall aufzuregen, sei adventliche Besinnlichkeit empfohlen: Noch sieben Schultage, dann sind Weihnachtsferien. Schriftliche Klausuren sind für alle im Wechsel- und Distanzunterricht ausgesetzt. Lehrer sollen Milde walten lassen. Es ist also Zeit für alle, den Druck rauszunehmen."
     


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