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VBE und BLLV zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen Startseite Topmeldung
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An der Gesundheit unserer Schülerinnen und Schüler darf kein Preisschild hängen!

Mit Blick auf psychische Probleme bei Schülerinnen und Schülern warnen die Bundesschülerkonferenz und das Institut der deutschen Wirtschaft vor langfristigen Folgen. Der BLLV und der VBE fordern mehr multiprofessionelle Teams und Entlastung für die Lehrkräfte.

Die Bundesschülerkonferenz macht mit ihrer Kampagne “Uns gehts gut?” auf die psychischen Belastungen junger Menschen aufmerksam. In ihrem 10-Punkte-Plan formulieren die Schülerinnen und Schüler konkrete Forderungen an die Politik. Das Institut der deutschen Wirtschaft warnt in einer aktuellen Studie vor den wirtschaftlichen Folgen, wenn Kinder und Jugendliche unter psychischer Belastung leiden.

Auch der BLLV und sein Dachverband VBE beobachten im Schulalltag seit Langem, was Untersuchungen immer wieder mit Zahlen belegen. Die psychische Belastung von Kindern und Jugendlichen hat in den vergangenen Jahren zugenommen und befindet sich auf einem fatalen Niveau. Angesichts der vielschichtigen Krisen unserer Zeit machen sich die Verbände dafür stark, dass Kinder und Jugendliche besser unterstützt werden. Mehr multiprofessionelle Teams an den Schulen und eine Entlastung für die Lehrkräfte wären ein wichtiger Anfang.

Pressemitteilung des BLLV-Dachverbands VBE:

An der Gesundheit unserer Schülerinnen und Schüler darf kein Preisschild hängen!

„Wir als Lehrkräfte sehen die Sorgen und Nöte, die Schülerinnen und Schüler umtreiben. Die multiplen Krisen der vergangenen Jahre und der Blick in eine ungewisse Zukunft lasten schwer auf ihren Schultern. Die sich mehrenden Studien der vergangenen Monate müssen die Politik endlich dazu bewegen, ins Handeln zu kommen und zielgerichtete Angebote zur Stärkung der psychischen Gesundheit und Resilienz junger Menschen zu unterbreiten“, kommentiert Tomi Neckov, stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), die Ergebnisse der Studie zur ökonomischen Bedeutung der psychischen Gesundheit von Schülerinnen und Schülern.

Er führt fort: „Die Verwerfungen während der Corona-Pandemie, die viele Kinder in die Vereinsamung geführt und familiäre Konflikte oftmals verstärkt haben, sind in vielen Fällen noch nicht aufgearbeitet. Internationale Konflikte wie der Krieg in der Ukraine und das folgende Bedrohungsszenario auch für die Nato und Deutschland haben dazu beigetragen, bestehende psychische Probleme zu verstärken oder neue auszulösen. Nicht zuletzt hat die Debatte zur Wiedereinführung der Wehrpflicht jungen Menschen ganz klar vor Augen geführt, dass sie auch selbst unmittelbar zu den Betroffenen gehören können. All diese Belastungen müssen ernst genommen und betroffene Schülerinnen und Schüler entsprechend aufgefangen werden. Andernfalls drohen uns perspektivisch noch deutlich größere Herausforderungen. Unter den gegebenen Umständen können Lehrkräfte dies nicht allein leisten. Die ständige Überlastung im Arbeitsalltag lässt wenig Raum für derartige Querschnittsaufgaben. Zudem sind Lehrkräfte nicht dafür ausgebildet, psychische Erkrankungen zu behandeln.“

Neckov fordert von der Politik: „Wir brauchen die Unterstützung multiprofessioneller Teams. Insbesondere der Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften hat in Pilotprojekten, beispielsweise in Brandenburg, gezeigt, welch positive Effekte ihre Tätigkeit auf die psychische und physische Gesundheit von Schülerinnen und Schülern hat. Wir halten es mehr denn je für dringend geboten, einen flächendeckenden Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften umzusetzen. Zudem müssen Lehrkräfte von fachfremden Aufgaben entlastet werden, um ihren Beitrag zum Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler leisten zu können. Aus der aktuellen Überlastung heraus ist dies nicht möglich.“

>> Zur Original-Pressemitteilung des VBE (Verband Bildung und Erziehung) vom 30. Oktober 2025

BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann:

„Kinder können nur dann erfolgreich lernen, wenn sie sich wohlfühlen in der Schule. Aber wir sehen immer mehr Kinder und Jugendliche mit Depressionen, mit Angststörungen, mit Problemen im Elternhaus. Viele junge Menschen kämpfen noch heute mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Dazu kommen viele Krisen, die auch die Kleinsten schon mitbekommen und sie natürlich verunsichern: Die Angst vor Kriegen und den Folgen des Klimawandels oder die Verrohung der Gesellschaft sind nur einige Beispiele. Die Probleme sind dabei immer öfter so schwerwiegend, dass Lehrkräfte in einem Schulgeschehen, das von akutem Personalmangel geprägt ist, unmöglich angemessen darauf eingehen können.

Angesichts dieser Herausforderungen ist es heute wichtiger denn je, dass wir einen ganzheitlichen Blick auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen haben. Doch wie sollen Lehrkräfte Unterstützung für die Kinder bieten, wenn sie selbst regelmäßig an ihre eigenen Belastungsgrenzen kommen? Es müsste ein sicheres Unterstützungsnetz geben, auf das Lehrerinnen und Lehrer zurückgreifen können. Was wir brauchen, sind multiprofessionell arbeitende Teams aus Schulpsycholog:innen, Sozialpädagog:innen und weiteren Fachleuten.

Fakt ist: Die Versorgung mit Beratungslehrkräften und Schulpsychologinnen und Schulpsychologen ist an Bayerns Schulen alles andere als rosig. Ein Schulpsychologe ist oft für mehrere Schulen zuständig – nicht selten für über 3.000 Kinder. Entsprechend müssen Ratsuchende, belastete Kinder, Jugendliche, Eltern und Schulen oft lange auf Termine warten oder werden komplett abgewiesen, weil das große Pensum trotz eines enormen Einsatzes der Kolleginnen und Kollegen nicht zu schaffen ist."

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