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Bildungsgerechtigkeit Einschulung Frühkindliche Bildung Sprachstandserhebung

„Erst wenn die 24.000 Kinder exzellente Vorkurse bekommen, ist etwas gewonnen“

Mit den von der Staatsregierung verordneten Sprachtests wurden bei 24.000 Kindern Förderbedarf festgestellt. BLLV-Präsidentin Fleischmann stellt klar, dass die Tests nur sinnig waren, wenn diese Kinder nun trotz Personalmangel die nötige Förderung erhalten.

Geht es bei den Sprachstandstests um Stimmungsmache oder bessere Bildungschancen für Kinder? Zwar liegen jetzt Zahlen aus den erstmals auf Anordnung der Staatsregierung durchgeführten Tests bei Vorschulkindern vor. Doch mit dieser diagnostischen Zahl ist noch kein bisschen zusätzliche Sprachkompetenz erworben – denn dazu muss jetzt die nötige Förderung in Vorkursen Deutsch ermöglicht werden, stellt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann im Gespräch mit dem heute ausgestrahlten Podcast „Sozusagen“ des Bayerischen Rundfunks klar:

„Derjenige, der das ins Feld gesetzt hat, weil man meinte, dass es die Bevölkerung hören möchte, war der Ministerpräsident. Er hat ganz klar gesagt: ‘Diese Kinder, die noch nicht Deutsch können, müssen gefördert werden, damit sie in die Schule können.‘ Und dann ist es überstürzt eingeführt worden. Jetzt muss man den Fokus auf Vorkurse in guter Qualität setzen und nicht einfach einen Haken machen und sagen: ‘Wir haben jetzt 24.000 Kinder, die diese Tests nicht bestanden haben, und mit der Zahl ist jetzt schon was gewonnen.‘ Gar nichts ist gewonnen! Es ist erst dann was gewonnen, wenn all diese Kinder einen exzellenten Vorkurs kriegen!“

Der BR-Podcast zum Thema

Wer A sagt…

Das ist allerdings angesichts der Lage an den Schulen alles andere als ausgemacht, wie Simone Fleischmann schildert: „Übrigens fallen diese Vorkurse sehr häufig aus im laufenden Schuljahr, weil wir Lehrermangel haben und weil es dann so läuft: ‘Ich kann jetzt den Vorkurs nicht machen, weil in der vierten Klasse ist die Kollegin zwei Wochen krank und bald ist Übertritt. Das geht jetzt nicht.‘ Dann fällt es also aus. Das darf aber nicht passieren! Denn das führt das Ganze ad absurdum. Dann testen wir und testen wir und rauskommen tut dabei nichts? Das darf einfach nicht passieren!“

Von der Politik erwartet die BLLV-Präsidentin daher ein klares Bekenntnis zum Fokus auf die Sprachkompetenz und zu den unvermeidlichen Folgen angesichts des akuten Personalmangels: „Wir wissen genau, wie viel die frühkindliche Bildung ausmacht für die Bildungserfolge jedes einzelnen Kindes und dabei eben explizit die Sprache. Deswegen haben wir diese Aufgabe angenommen. Aber wir haben davor nicht nasebohrend im Lehrerzimmer gesessen und gewartet, was denn wieder von der Staatskanzlei oder von der Staatsministerin kommt. Also führt das jetzt zu Engpässen an anderer Stelle. Die Erwartungshaltung des BLLV und aller Lehrerinnen und Lehrer ist daher klar: Wenn der Fokus auf diesem Vorkurs liegt und wir nicht mehr Lehrerinnen und Lehrer haben – weil die nicht vom Himmel fallen und wir schon lange Jahre Lehrermangel in der Grundschule haben – dann muss etwas anderes gestrichen werden. Denn ein Mensch kann sich nicht doppeln.“

Entscheidend: Werden genügend hochwertige Vorkurse realisiert?

Indes geht BR24 der Frage nach, inwieweit die Hürden für einen verpflichtend vorgeschriebenen Sprachkurs von der Staatsregierung hoch angesetzt wurden und am Ende mit den 24.000 angeordneten Kursen sogar weniger Kinder Förderung erhalten als das beim bisherigen Vorgehen über die Empfehlung aus den Kitas der Fall war. Dazu nimmt BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann die Politik in die Pflicht:

„Die Zusammenarbeit mit den Kitas für die Vorkurse war immer hervorragend, das war ein wunderbares Instrument. Jetzt mussten die verpflichteten Sprachstandstests unbedingt und schnell sein, viele Kolleginnen und Kollegen an den Schulen haben dafür alles gegeben. Wir werden ganz genau hinschauen, wenn im September die Schule startet und wenn alle diese 24.000 Kinder, die diesen Test nicht bestanden haben, professionell gefördert werden müssen: Gibt es wirklich mehr Vorkurse und das Personal dafür? Welche Qualität hat der Vorkurs? Wie oft fällt er aus? Wer gibt ihn und wie nachhaltig kann er wirken? Das muss funktionieren!“

» BR2 „Sozusagen“: „Bayerns Vorschulkinder und ihre Sprachtests“

» Die Ausgabe als Podcast

Weitere Medienberichte

Simone Fleischmann im Wortlaut bei BR24:

"Die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands, Simone Fleischmann, bleibt bei ihrer Kritik an der eiligen Einführung der Testpflicht: ‘Es musste sofort sein!’ Die Folge: ein ‘Riesenaufwand’ für die Grundschulen. Wie viele Kinder ab Herbst wirklich einen Vorkurs besuchen, werde sich zeigen. ‘Jetzt zählt: Welche Qualität hat der Vorkurs? Wie oft fällt er aus?’"

"Grundsätzlich schätzten Grundschul-Lehrkräfte die Vorkurse sehr, sagt Fleischmann dem BR, doch aktuell seien viele Fragen offen: ‘Gibt es mehr Vorkurse? Gibt es genügend Personal?’ Schon jetzt fehlten Lehrerinnen und Lehrer."