BSLK 2025
Fotograf: Jan Roeder
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Schulleitung Bürokratie Künstliche Intelligenz Schulentwicklung

Schulleitungen zwischen Zukunftsorientierung und „brauchbarer Illegalität“

Denkanstöße, Austausch auf Augenhöhe, Inspiration und Dialog mit der Politik: das war der zweite Bayerische Schulleitungskongress in Garching bei München – die größte Fachveranstaltung für pädagogische Führungskräfte in Bayern.

Am 21. März fand der zweite Bayerische Schulleitungskongress (BSLK) statt – die größte Fachveranstaltung für pädagogische Führungskräfte in Bayern. Gekommen waren knapp 400 Schulleitungen, Seminarleitungen, Beratungsrektor:innen, Vertreterinnen und Vertreter der Schulaufsicht und viele interessierte Pädagoginnen und Pädagogen, um sich auszutauschen, sich inspirieren zu lassen und ihre Anliegen an die Politik zu adressieren. Veranstaltet wurde der Bayerische Schulleitungskongress vom BLLV in Kooperation mit Fleet Education Events GmbH – dem führenden Kongressveranstalter in der deutschsprachigen Bildungswirtschaft.

Schule neu denken (müssen)

Das Aufgabenspektrum und auch die Rolle von Schulleitungen haben sich massiv verändert. Der Lehrkräftemangel, gesellschaftliche Veränderungen und die politische Weltlage fordern die Schulen enorm. Schulleitungen sind deshalb immer mehr zu Krisenmanagern geworden. Gleichzeitig sollen und wollen die Schulleitungen gestalten! Die Schulen müssen zeitgemäß und kreativ in die Zukunft geführt werden und dabei Eltern, Kindern, Öffentlichkeit und Kollegen mitnehmen. 


Qualitätssicherung, Teambildung und Personalführung sind selbstverständliche Tätigkeiten des Schulleiters und der Schulleiterin – keine leichte Aufgabe. Dafür bot der BSLK 2025 wieder eine Kombination aus Kongressprogramm mit Top-Speakern und Workshops, die Praxislösungen und Innovationen für den Arbeitsalltag im Rahmen einer zertifizierten Fortbildung adressieren. Und es ging nicht zuletzt darum, in den Austausch zu gehen mit führenden bayerischen Bildungspolitiker:innen und im Klartext über die Herausforderungen an den Schulen zu diskutieren.

Keynotes von Vordenker:innen und Expert:innen

Als Keynote-Speakerin der Veranstaltung eröffnete Dr. Julia Borggräfe, Associate Partner bei der Unternehmensberatung Metaplan. Sie sprach darüber, wie Transformation und Innovation in der Schule als Lernort gelingen können. Und Sie begann Ihren Vortrag mit einer Provokation, nämlich dem Begriff der „Brauchbaren Illegalität“. Schulleitungen am Rande der Illegalität? Was klingt wie die Überschrift eines Kriminalromans, war eine ihrer Kernaussagen. Borggräfe, die sich bereits seit langer Zeit wissenschaftlich mit Change Management, auch im schulischen und politischen Setting beschäftigt, machte deutlich, dass Veränderungen in der Bildungspolitik aufgrund einer enormen Anzahl von Akteuren und untereinander bestehenden Verflechtungen und Verpflichtungen auf Bundes- und Landesebene sehr schwierig sind. Diese Komplexität spiegele sich auch in der Arbeit der Schulleitungen wider: Denn durch eine Unmenge an Vorgaben und fehlende notwendige Arbeitsbedingungen sei ein gewisses Maß an „brauchbarer Illegalität“ für die Schulleitungen in der täglichen Arbeit nötig, damit sie trotz aller Hürden noch irgendwie ihren Beruf im Sinne der Schule und der Kinder ausüben könnten. Sie bewegen sich also oft in einem rechtlichen Graubereich – nur deshalb, um ihren Aufgaben gerecht werden zu können. 

Digitalität zwischen Kreativität und Bildungsgerechtigkeit

Als zweite Keynote-Speakerin beleuchtete Prof. Dr. Uta Hauck-Thum, LMU München, Transformationsprozesse in der Kultur der Digitalität und spannte dabei einen exzellenten Bogen von der Vergangenheit in die Zukunft, indem sie mit einem Bericht eines Schulleiters aus den siebziger Jahren begann und das Thema weiterführte mit der Befragung von Kindern, die per Video „auf die Bühne kamen“: Was denkt ihr, dass man in Zukunft ganz besonders brauchen wird für seine Arbeit? Was muss man können? Dass die Antwort etwas mit Teamfähigkeit, Computern und interkulturellen Kompetenzen zu tun hat, wussten auch schon die Kinder sehr gut. Dazwischen beleuchtete Hauck-Thum den Stand und die Herausforderungen der Digitalisierung an unseren Schulen zwischen Bildungsgerechtigkeit, den aktuellen digitalen Kompetenzen der Schulkinder und der Entwicklung kreativer Kompetenzen – auch im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz. Als ausgebildete Grundschullehrerin schaffte sie dabei den Brückenschlag von der Praxis hin zu den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Das Ergebnis: eine kritische Bewertung, wie eine neue Kultur des Lernens aussehen könnte und was sie in Zukunft ermöglichen muss.

In Keynote Nummer drei klärte der bekannte Autor, Publizist und Journalist Sascha Lobo auf, wie künstliche Intelligenz die Welt verändert und was das für den Alltag in der Schule bedeutet – und zwar nicht nur bezüglich dessen, wie wir alle lernen, sondern auch hinsichtlich dessen, was wir im Zuge von „Lebenslangem Lernen“ jetzt alles vor uns haben. Bei allem Verständnis auch für die Ängste, die der KI-Wandel – teils gerechtfertigt – mit sich bringt, plädierte er für einen Wandel hin zu einer „Kultur des Ausprobierens“, bei der das Scheitern Teil eines explorativen Lernprozesses wird. Die Zukunft der „Kultur des Lernens“ war damit auch bei ihm eine der wichtigsten Fragen.

Politische Formate in Garching

In der aktuellen Lage besonders spannend war für die Schulleitungen der Austausch mit den bildungspolitischen Sprecherinnen und Sprecher der demokratischen Fraktionen des Bayerischen Landtags. Kurz vor dem Beginn der Podiumsdiskussion hatte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann in ihrem Input aufgezeigt, wie groß inzwischen das Spannungsfeld von Bundes- und Landesebene ist, in dem sich Bildungspolitik abspielt. Dieses sich oft selbst widersprechende Konglomerat aus unterschiedlichen Erwartungen und Ideen von politisch Verantwortlichen und der Gesellschaft im Allgemeinen würde auch dazu führen, dass Schulleitungen nicht mehr ihren eigentlichen Aufgaben nachkommen könnten. Der BLLV sei hier als starke Interessensvertretung daher noch mehr gefragt, um auf allen Ebenen für eine bestmögliche Bildungspolitik, auch und insbesondere im Sinne der Schulleitungen, Druck zu machen. Die Expertise der Praxis sei nötiger denn je. All diese Aspekte spielten auch in der Diskussion der bildungspolitischen Sprecher eine große Rolle. Alle waren sich einig, dass gerade die Position der Schulleitung eine enorm große Rolle beim Gelingen von Schule spielt. 

Im späteren „politischen Workshop“, bei dem die Schulleitungen dann direkt mit den politisch Verantwortlichen in den Dialog gehen konnten, wurde eines besonders deutlich: Gute Bildung funktioniert nur mit echter Eigenverantwortung an den Schulen vor Ort und Vertrauen in die Arbeit der Schulleitungen! Insbesondere eine von allen geforderte Verminderung der Bürokratie könne dabei helfen, dass die Schulleitungen sich auf ihre eigentlichen Aufgaben konzentrieren und die „brauchbare Illegalität“ hinter sich lassen könnten. 

Mut für eine zukunftsfähige Schule

Mit seinen vielen Workshops zu Themen wie Lehrkräftegesundheit und Resilienz, gelingendem Ganztag und Bildung für nachhaltige Entwicklung zeigte der BSLK, dass die Schulleitungen sich trotz des Personalmangels die Zeit nehmen, aktuelle Themen anzunehmen und ihre Schulen bestmöglich weiterzuentwickeln. Der BLLV bleibt auch weiterhin dran und kämpft für die Anliegen der Kolleginnen und Kollegen: Dazu gehört neben der Ermöglichung eines solchen Kongresses auch, dass der BLLV auf allen Ebenen weiterhin eintritt für eine Erhöhung der Leitungszeit, die Einstellung von mehr Verwaltungsangestellten und eine sofortige Überleitung der Schulleitungen im Zuge der Einführung von A13, um nur einige zentrale Forderungen zu nennen.